Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
enthülle. Aber nun seid Ihr mir mit Eurem Scharfsinn zuvorgekommen“, behauptete er zum Schluss.
Meister Elderon maß ihn mit einem abschätzigen Blick. Er lügt. Nein, das kann er nicht. Und doch bedeuten seine Worte nicht das, wonach sie klingen. Ist es sein ehrgeiziges Verlangen nach Ruhm und Anerkennung? Oder seine Arroganz gegenüber uns anderen Magiern?
„Verachtest du die Bruderschaft so sehr, dass du all diese Erkenntnisse für dich behalten wolltest?“
„Nein, Meister Elderon, ich verachte die Bruderschaft nicht, schließlich bin ich ein Teil von ihr. Nur es sind meine Erkenntnisse, mein Erfolg und ich... ich wollte das noch eine Weile für mich behalten. Ja, das ist meine Schuld. Meine Arroganz und Eitelkeit sind sicherlich falsch und dafür entschuldige ich mich.“ Diese Selbstanklage war immer noch besser, als die ganze Wahrheit zu enthüllen. Und letztendlich entsprachen diese Worte auch der Wahrheit.
Meister Elderon musterte den Herren von Naganor ganz genau. Er spricht die Wahrheit und zeigt Einsicht. Doch er verbirgt sein Denken gut hinter Halbwahrheiten und schön klingenden Worten. All die Jahre habe ich das Wirken des Seelenbannes bereut, doch nun denke ich bald, es ist die einzige Möglichkeit Raiden im Sinne der Bruderschaft handeln zu lassen. Wenn es ohne Zwang nicht geht, dann soll es eben so sein.
„Ich hoffe deinen Worten folgen zukünftig entsprechende Taten. Dann möchte ich dir gerne glauben. Du sagst, Eryn ist noch im Nimrod. Wie und wann wolltest du dorthin zurückkehren?“
„Eryn wird sicherlich morgen kommen, Meister Elderon.“ Die Worte waren mit tonloser Stimme gesprochen und Meister Raiden mied den Blick Meister Elderons.
„Ist das Hoffnung, Glaube oder Wissen? Sieh mich an, Raiden.“
Raidens stahlblaue Augen wirkten stumpf, als er den Blick nun hob. „Der Seelenbann quält mich. Ist das wirklich nötig, dass Ihr die Verbindung benutzt? Schließlich bin ich ein Mitglied der Bruderschaft.“
Trocken bemerkte der erste Magier: „Es scheint mir unumgänglich, um an die Wahrheit zu kommen. Erzähl mir noch einmal den Teil, bevor du hier aufgetaucht bist. Also Eryn ist auf der Suche nach dem Schlüssel und du hast auf ihn in der Hütte gewartet. Da kann er dich wohl kaum durch den Tunnel zurückgebracht haben“, deckte Meister Elderon die Schwachstelle von Raidens Erzählung auf und wieder sank das Schiff der Hoffnung ein Stückchen tiefer.
„Es gibt bezauberte Kristalle, mit denen man tunneln kann. Ich habe einen benutzt um aus dem Nimrod herauszukommen. Ob ich hier oder im Nimrod auf Eryn warte ist doch gleichgültig. Er weiß, wo er mich finden kann und wird kommen, um mich zu holen. Ich hatte keine Lust die Nacht in der ärmlichen Hüte zu verbringen. Das ist alles.“
Meister Elderon kniff die Augen zusammen. „Das, Raiden, klingt nicht ganz nach dir. Dafür planst du zu gewissenhaft. Deinen eigenen Worten zufolge weiß Eryn gar nicht, dass du hier bist. Und in einer so entscheidenden Situation beschließt du auf den bloßen Zufall zu hoffen? Nein, darauf alleine würdest du dich nie verlassen. Wie also wolltest du wirklich zurückkehren?“
Schon wieder griff der Bann nach Meister Raiden und er griff in die Tasche und zog resigniert den Kristall hervor. „Dieser Kristall kann mich zurückbringen, aber ich habe nur diesen einzigen. Wenn er nicht funktioniert, dann bin ich tatsächlich darauf angewiesen auf Eryn zu warten. Und ich glaube tatsächlich, dass er die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Wohin sollte ich schon gegangen sein.“
Fordernd streckte Meister Elderon die Hand aus und der Herr von Naganor gab ihm den Kristall.
„Vorerst wirst du nicht ins Nimrod zurückkehren“, entschied er oberste Magier. „Nicht, bevor ich eine Entscheidung getroffen habe. Was macht dich überhaupt so sicher, dass Eryn zurückkommen wird?“
Weil Eryn nicht blöd ist. „Das Nimrod ist voller ekliger Kreaturen. Es macht niemandem Freude dort länger zu verweilen, geschweige denn dort zu leben. Und dann ist er mein Schüler. Er ist mir zu Gehorsam verpflichtet.“
Das brachte Meister Elderon zu einer neuen Überlegung: „Kannst du ihn über den Bann erreichen?“
„Mit ihm sprechen? – Nein. Das verhindert das Nimrod ähnlich wie das Unhaer, aber ich denke, dass ich ihm eine... schmerzhafte Botschaft zukommen lassen könnte.“
Nachdenklich strich sich Meister Elderon über den langen weißen Bart. „Hast du es je probiert?“
„Nein. Ich quäle
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