Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
denn Lady Uster sah ihn mit diesem koketten, unheilvollen Blick an. „Sir Ravenor, ich muss gestehen, dass ich im Saal die Aufmerksamkeit vermisse, die ich begehre. Nach all den Mühen, die ich mir mit der Dekoration gemacht habe...“
Sie fühlt sich von Prinz Raiden vernachlässigt. Gefährlich. Ravenor versuchte vom Thema abzulenken: „Gerade eben habe ich eine freudige Neuigkeit erfahren. Ich werde morgen doch noch an den Wettkämpfen teilnehmen. Zumindest an einem, aber der ist der wichtigste von allen. Schwerter – Mann gegen Mann.“
Doch die hübsche Dame konnte sich dafür nicht so recht begeistern. „Ihr Männer seid immer so erpicht aufs Kämpfen. Warum dieser plötzliche Wandel, der Euch die Teilnahme gestattet?“
„Ohne zu prahlen, gelte ich als der beste Schwertkämpfer in Ardeen und Prinz Raiden möchte, dass Gelderon in Gestalt von Sir Edragon morgen verliert.“ Es war frisch hier draußen und Ravenor wunderte sich, ob Lady Uster in ihrem dünnen Kleid nicht fror. Tatsächlich rückte sie näher an ihn heran.
„Ihr denkt, es ist eine Ehre, Sir Ravenor, aber Ihr werdet genauso benutzt für die Zwecke des Prinzen wie ich. Und habt Ihr Euren Zweck erfüllt, lässt er Euch kaltherzig fallen.“
Das waren harte Worte, umso schlimmer, da sie den Kern der Wahrheit enthielten. Lady Uster kam noch näher und flüsterte ihm ins Ohr: „Da wir ein Schicksal teilen, sollten wir uns vielleicht gegenseitig Trost spenden?“ Ravenor empfand keine Trauer, aber darum ging es ja auch gar nicht. Das Spiel ist gefährlich. Vorhin noch hatte ich die gute Absicht, mich nicht auf dieses Spiel einzulassen. Aber nun ist es wieder voll im Gange. Ravenor reizten der Nervenkitzel und natürlich die Künste von Lady Uster.
Prinz Raiden kann das Fest nicht verlassen und somit ist die Gefahr gering... verschwindend gering.
„Lady Uster, Euch muss hier draußen kalt sein. Wir sollten nach drinnen gehen.“ Er wollte gerade sein Zimmer anbieten, als ihm einfiel, dass er dieses für die hohen Gäste hatte räumen müssen. Aber Lady Uster ergriff die Initiative: „Das sollten wir.“ Und sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich fort. Beinahe willenlos folgte ihr Ravenor. Lady Uster stieg die Treppen hinauf und zog ihre Beute zu Ihren Gemächern, was gleichbedeutend mit Prinz Raidens Schlafgemach war. Nun wurde Ravenor doch etwas mulmig zumute, aber Lady Usters Gegenwart betörte ihn zu sehr und mit ein paar Worten zerstreute sie den Rest seiner Zweifel.
Tag 3
Lady Uster schlief bereits tief und fest, als Prinz Raiden den Raum betrat. Er selbst war müde und leicht angetrunken. So ließ er sie weiterschlafen und legte sogar einen schwachen Zauber über sie, damit er sie nicht aus Versehen aufweckte. Dann machte er sich selbst fertig für den Rest der allzu kurzen Nacht.
Als er ins Bett stieg ruhte sein Blick auf der schlafenden Lady Uster. Sie ist eine betörende Schönheit und bereitete mir großes Vergnügen, dazu hat sie mir wirklich viel geholfen. Ausnahmslos fanden alle Gäste lobende Worte für die Dekoration von Saal und Unterkünften. Es ist nicht richtig von mir, sie so zu vernachlässigen. Aber es wäre eine Ohrfeige ins Gesicht der Edlen von Gelderon, wenn ich anstelle Lady Chrystells mit einer anderen Frau öffentlich auftauchen würde. Noch dazu mit einer von so zweifelhaftem Ruf. Wenn das Turnier vorüber ist, werde ich es wiedergutmachen, aber jetzt sind mir leider die Hände gebunden.
Die Augen fielen ihm zu, kaum dass sein Kopf auf die Kissen gesunken war.
Prinz Raiden genoss die Wärme des Bettes. Er wollte nicht aufstehen, denn der Tag würde wieder lang und anstrengend werden. In Anbetracht der Arbeit – und es war Arbeit, sich mit all den adeligen Herren abzugeben und der perfekte Gastgeber zu sein – wäre er am liebsten gar nicht aufgestanden.
Lady Uster war schon geraume Zeit lang auf den Beinen und bevor sie zur Tür hinaus verschwand, rief sie ihm noch zu: „Ihr solltet langsam aufstehen, Prinz Raiden.“
Er brummte leidend und umarmte eines der großen Kissen. Raffte sich dann aber doch auf, um mit den üblichen morgendlichen Prozeduren zu beginnen. Ganz war die Schläfrigkeit noch nicht von ihm gewichen, da bemerkte er am Boden ein kleines Lederband.
Es ist erstaunlich, dass man trotz seiner eigenen Unordnung sofort erkennt, wenn etwas nicht dorthin gehört. Prinz Raiden bückte sich und hob es auf. Ein Scan zeigte ihm, dass dieses Stück Ravenor gehört hatte.
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