Arena der Schlangen
gesehen zu haben.
Diese Räume hier waren Nappy doch zu gefährlich. Aber er hatte Derek ja versprochen, das gesamte Haus zu durchsuchen. Also mußte er noch in den Keller, falls es einen gab.
Es gab ihn tatsächlich. Ula sah eine Steintreppe, die nach unten führte.
Die Kellergewölbe lagen zwar unter der Erde, doch die Fenster befanden sich zu ebener Erde. Aus diesem Grund brauchte Ula kein Licht; er konnte sich gut orientieren.
Wie ein Dieb schlich er durch den Kellergang. Hier lagen keine Schlangen herum. Wahrscheinlich war ihnen der Boden zu kalt.
Ula sah mehrere Türen, hinter denen die Verliese lagen. Die Räume dahinter schienen leer zu sein; wenigstens konnte Ula nichts sehen, wenn er durch die Holzritzen der Türen blickte.
Plötzlich hörte er ein Geräusch. Ula blieb stehen. Lauschend spitzte er die Ohren. Da war es wieder! Es hörte sich an, als würde jemand weinen. Gab es hier noch einen Gefangenen?
Jetzt ärgerte sich Ula, daß Derek nicht mit ihm gegangen war. Der hätte bestimmt gewußt, was zu tun war.
Ula nahm all seinen Mut zusammen. Schließlich wollte er sich nicht blamieren. Er ging auf die Tür zu, hinter der er das Geräusch vernommen hatte.
Jetzt wurde das Weinen deutlicher. Ula konnte sogar heraushören, daß es eine Frau war, die da ihren Tränen freien Lauf ließ.
Ula sah das schwere Schloß, mit dem die Tür verschlossen war. Im gleichen Moment aber schüttelte er den Kopf. Da hatte einer einfach den Schlüssel steckenlassen. Warum?
Ula schloß auf. Nur einen Spaltbreit öffnete er die Tür.
»Hallo?«, wisperte er. »Ist da jemand?«
Das Weinen verstummte.
Der Vampir leckte sich über die Lippen.
»So antworten Sie doch«, flüsterte er.
Ein schwaches »Ja« klang ihm entgegen.
»Sind Sie auch gefangen?«, fragte Ula.
»Ja.«
Der Vampir schluckte. Dann sagte er: »Warten Sie! Ich komme zu Ihnen.« Er drückte die Tür ein Stück weiter auf und schlüpfte durch den entstandenen Spalt.
Sein Blick traf die rotblonde Frau, die vor dem Fenster auf dem Boden kauerte und Ula mit vom Weinen rotgeränderten Augen anblickte.
»Wer sind Sie denn? Was machen Sie …«
Ula stockte mitten im Satz der Atem. Erst jetzt sah er die drei Kobras, die ihre Köpfe aufgerichtet hatten und den Vampir mit stecknadelkopfgroßen Augen fixierten.
Ula begann zu schlottern. Wieder kehrte die Angst zurück.
»Keine Angst!«, hörte er die Stimme der Frau sagen. »Die tun Ihnen nichts. Mir haben sie auch nichts getan.«
»Ich bin nicht Sie.«
Ula überwand seine Scheu und ging zögernd auf die Gefangene zu. Die Kobras taten ihm tatsächlich nichts.
Ula ließ sich neben der Gefangenen auf die Knie nieder. Die Frau sah erbarmungswürdig aus. Das schöne Haar war schweißverklebt und hing ihr in die Stirn. Unter den vom Weinen roten Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab, die Wangenmuskeln zuckten nervös. Fahrig bewegte die Gefangene ihre Hände. Jetzt klammerte sie sich an Ula fest.
»Sie müssen mir helfen«, flüsterte sie. »Bitte!«
Ula hob die Schultern. »Aber wie?«
»Bringen Sie mich hier raus!«
»Mein Freund und ich sind ebenfalls Gefangene.«
»Mein Gott!« Die Frau ließ Ula los, senkte den Kopf und begann wieder zu schluchzen. »Jetzt ist alles aus.«
»Na ja, man darf nicht so schwarz sehen.«
Ula versuchte der Frau Mut zu machen. Er kam sich neben diesem hilflosen Geschöpf ungeheuer stark vor. »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte er.
»Telronja.«
»Und warum werden Sie hier gefangengehalten?«
»Mascara Snake hat mich entführt. Sie will sich damit an meinem Mann rächen. Er heißt Ibn Idran und ist ihr Todfeind. Irgendwann wird sie ihm eine Nachricht zukommen lassen. Dann wird er sicherlich versuchen, mich zu befreien, und dabei läuft er in eine Falle. Mascara wird mit allen Schlangen angreifen.«
»Tja.« Ula hob die Schultern. Mit einer tröstenden Gebärde strich er Telronja über das rotblonde Haar. »Da kann man auch nicht viel machen, glaube ich. Wir müssen abwarten. Mein Freund wird sicherlich einen Weg finden, der uns hier rausführt.«
»Dann kann es unter Umständen zu spät sein«, erwiderte Telronja schluchzend.
»Können Sie sich denn nicht frei bewegen?«, wollte Ula wissen.
»Nein.« Telronja schüttelte den Kopf. »Sobald ich mich der Tür nähere, werden die drei Kobras wild. Ich muß in diesem verfluchten Kerker bleiben. Aber Sie können sich doch bewegen?«
»Allerdings.«
Die Gefangene faßte plötzlich nach Ulas Arm. »Dann können
Weitere Kostenlose Bücher