Aretha Franklin - Queen of Soul
bedingt. Während sie »(You Make Me Feel Like) A Natural Woman« glühend und soulig sang, litten »Respect« und »Chain of Fools« unter einer uninspirierten Überorchestrierung. »Who’s Zoomin’ Who?« ließ Pepp vermissen, aber »Freeway of Love« gewann durch Clarence Clemons’ Saxofonspiel, das Aretha zu einer hinreißend gesungenen Version animierte. Die Show endete mit dem Gospelteil, durch den eine weitere Facette von Arethas Können beleuchtet wurde. Ein besonders berührender Moment war der, als Aretha dem Publikum erzählte, dass ihr Vater ihr als Kind oft den Song »Look to the Rainbow« vorgesungen hatte. Sie widmete ihre Version der wunderschönen Ballade ihren vier Söhnen. Bevor sie anfing zu singen, ließ sie ihren Sohn Teddy aufstehen und sich verbeugen mit den Worten: »Er macht im Juni seinen Collegeabschluss – ich bin also eine stolze Mama.«
Arethas Problem bei Liveauftritten ist, dass sie unmöglich alle ihre Hits singen kann. »Respect« und »I Never Love a Man (The Way I Love You)« gehören immer dazu, andere müssen notgedrungen je nach Auswahl der Setlist entfallen. In Anbetracht der knappen Zeit von einer Stunde gelang es dem TV-Special aber, viele Facetten von Arethas Werk zu zeigen.
Die Bosse von Showtime waren, so wird berichtet, enttäuscht von Arethas Auftritt. Ein Produktionsassistent des Senders offenbart: »Als alles vorbei war, galt die Show bei Showtime generell als nicht gelungen. Wir waren der Meinung, dass Arethas Auftritt halbherzig war. So als ob sie zwar zugestimmt hätte, aber nicht wirklich daran interessiert gewesen wäre. Ihre Bühnenoutfits waren besonders schlecht. Sie trug dieses Kostüm, das ihr ständig von der Schulter rutschte, das war peinlich. Und dann dieses schulterfreie Top, aus dem der Busen rausfiel. Bei ihrer Größe sollte sie keine Tops tragen!«
»Die Menschen um sie herum haben Angst, ihr zu sagen, dass sie in einigen der Outfits, die sie auswählt, schrecklich aussieht«, sagt einer ihrer Geschäftspartner aus Detroit. »Das ist wirklich bedauerlich, weil sie eine so tolle Frau ist. Die Leute trauen sich nicht, Kritik zu äußern, auch wenn es zu ihrem Besten ist. Das ist traurig, weil sie dann am Ende lächerlich aussieht statt elegant oder modisch.«
Im selben Sommer trat Aretha bei einem weiteren TV-Special auf : Motown on Showtime: The Temptations and The Four Tops . Aretha saß darin in einem Detroiter Studio am Klavier und sang mehrstimmig mit Levi Stubbs und den Four Tops. Sie tauschten Erinnerungen aus über den Auftritt der Four Tops auf Arethas Hochzeit Ende der 70er-Jahre und sangen »Isn’t She Lovely«. In mancherlei Hinsicht zeigte dieser kurze Auftritt mit den Four Tops mehr von der privaten Aretha als ihr einstündiges Konzert in der Music Hall. Im Kreise ihrer alten Freunde wirkte sie viel entspannter, das Ganze mutete an wie ein spontanes musikalisches Stelldichein in einem privaten Wohnzimmer. Zudem war es ein Genuss, Aretha am Klavier zu sehen und zu hören.
Who’s Zoomin’ Who? war so erfolgreich gewesen, dass man logischerweise beim nächsten Album dasselbe Erfolgsrezept wiederholen wollte. Wieder enthielt das neue Album neun Songs und die Verteilung auf die Produzenten war die gleiche wie beim Vorgängeralbum: Sechs Stücke wurden von Narada Michael Walden produziert, zwei von Aretha selbst und eines von einem berühmten Rockstar – diesmal Keith Richards von den Rolling Stones. Es gab auch wieder Duette mit Superstars: in diesem Fall George Michael und Larry Graham. Das 1986 erschienene Album hieß Aretha, was ein wenig für Verwirrung sorgte, da ihr Debüt bei Arista von 1980 ebenso betitelt gewesen war. Dieses neue Album war jedoch deutlich besser und erreichte sogar Goldstatus. Obwohl es sich doch stark von Zoomin’ unterscheidet, hält es dessen hohes Niveau und betritt zudem musikalisches Neuland.
Die erste Singelauskopplung war eine Coverversion von »Jumpin’ Jack Flash«, einem Hit der Rolling Stones. Arethas rockige Version wurde von Keith Richards produziert und Stones-Gitarrist Ronnie Wood spielt darauf Gitarre. Aretha berichtet, dass sie die beiden noch nie getroffen hatte, bevor sie nach Detroit kamen, um den Song aufzunehmen. »Ich hatte vorher nur Mick [Jagger] getroffen«, erzählte sie. »Als ich in London war, kam er hinter die Bühne und wir unterhielten uns nett. Er ist sehr bodenständig. Mick und Ahmet [Ertegün] sind sehr gut befreundet, also begegnete ich ihm immer mal
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