Aretha Franklin - Queen of Soul
Vaughn war der Sohn von Arethas Mutter Barbara Siggers aus einer früheren Beziehung, der aber von Reverend C. L. Franklin kurz nach seiner Heirat mit Barbara adoptiert worden war. Aretha hatte nun alle ihre Geschwister verloren und war damit das älteste noch lebende Mitglied ihres engeren Familienkreises.
Im Februar 2010 zeigte sich Aretha von ihrer humorvollsten Seite: In einem TV-Werbespot für den Schokoriegel Snickers treten Aretha und Liza Minella als launische Diven auf. Der Spot zeigt drei studentisch wirkende junge Männer plus Aretha, die in einem Kleinwagen eingepfercht zusammen unterwegs sind. Die auf dem Rücksitz sitzende Aretha beschwert sich divenhaft über die Klimaanlage, worauf der junge Mann neben ihr ihr ein Snickers anbietet mit der Bemerkung, Jeff werde immer zur Diva, wenn er Hunger habe. Aretha beißt in den Riegel und verwandelt sich in den Studenten Jeff zurück. Danach beschwert sich der Student auf dem Beifahrersitz darüber, dass Jeffs Knie ihm in den Rücken stoßen, und man sieht, dass er sich aus Schokoriegelmangel auch in eine Diva verwandelt hat, nämlich in Liza Minelli. Der Spot wurde ein Riesenerfolg. [Anmerkung für deutsche Leser: Er lief auch im deutschen Fernsehen – allerdings ohne Liza Minelli.]
Arethas Terminplan war weiterhin gut gefüllt mit Auftritten. Am 30. April sollte sie beim New Orleans Jazz and Blues Festival erscheinen, sagte ihren Auftritt aber gerade mal zehn Stunden vorher ab. Auch im Jahr zuvor hatte sie ihre Teilnahme an diesem Festival erst in allerletzter Minute abgesagt.
Am 24. Mai wurde Aretha ein weiterer Universitätsabschluss ehrenhalber verliehen, diesmal von der renommierten Yale University. Die Hoffnungen aller Anwesenden auf eine musikalische Darbietung der Geehrten wurden allerdings enttäuscht. Es ertönten lediglich ein paar Instrumentaltakte von »Respect«. Yale-Präsident Richard C. Levin überreichte die Ehrung persönlich und sagte: »Wir erkennen eine Königin, wenn wir sie sehen. Sie sind ohne Frage die Queen of Soul. … Ob Gospel, Pop, Blues oder Hip-Hop: Ihre Stimme drückt unsere Gefühle aus.«
Ein Konzerthighlight des Jahres 2010 war Arethas Auftritt in Philadelphia am 28. Juli zusammen mit der ehemaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice, die eine ausgebildete Pianistin ist. Bei dieser einmaligen Veranstaltung sollte Geld für das Mann Center, die Sommerresidenz des Philadelphia Orchestra, gesammelt werden. Für Rice war dies eine einmalige Gelegenheit ihr Können als klassische Pianistin zu demonstrieren, und Aretha konnte endlich einmal die zehn Opernarien in ihrem Repertoire zu Gehör bringen. Sie hatte bei Mary Callaghan Lynch, einem klassischen Sopran aus Detroit, Unterricht genommen. Lynch hatte Aretha auch gecoacht, als sie 1998 anstelle von Pavarotti »Nessun Dorma« gesungen hatte. Den ersten Teil des Abends bestritt Condoleezza Rice mit Klassikern wie Mozarts Klavierkonzert in d-moll. Nach der Pause präsentierte Aretha ein Set von 16 Songs, das sich sowohl aus Opernarien als auch aus ihrem normalen Repertoire zusammensetzte. Zum ersten Mal sang sie vor Publikum z. B. die Arie »Che faro« aus Glucks Orphée et Euridice sowie »Ombra mai fu« aus Händels Xerxes . In der Washington Post schrieb Ann Midgette dazu: »›Che faro‹ war etwas desaströs, da Franklin kämpfen musste, um sich von dem gleichmäßigen Beat des Orchesters zu befreien. Aber ihre Version von ›Ombra mai fu‹, zu der sie sich selbst am Klavier begleitete, kam von Herzen.«
Unter den nicht-klassischen Songs fanden sich u. a. »Respect«, »Dr. Feelgood«, »Natural Woman« und »The Way We Were« im Duett mit Ronald Isley von den Isley Brothers. Natürlich musste es auch ein Duett zwischen Aretha und Rice geben: Zu »I Say a Little Prayer« lieferte Rice die Klavierbegleitung. Zum Publikum sagte Aretha augenzwinkernd: »Ihr habt nicht geglaubt, dass sie das spielen kann, oder?«
In der zweiten Hälfte des Jahres 2010 stand Aretha hauptsächlich wegen diverser gesundheitlicher Probleme im Fokus der Öffentlichkeit. Es begann im August, als berichtet wurde, dass Aretha unter der Dusche ausgerutscht sei und sich drei Rippen gebrochen habe. Sie musste zwei Konzerte absagen und erklärte dazu bedauernd: »Ich hatte mich schon sehr auf Brooklyn gefreut und darauf einen ellenlangen Hotdog in Coney Island zu essen.« Eine weitere Absage betraf den 80. Geburtstag des Politikers Charlie Rangel, wozu sie meinte: »Richtig vermissen werde ich
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