Aretha Franklin - Queen of Soul
Arrangements sind hier knackiger und der Gesang lebhafter als in den vergangenen anderthalb Jahren. »Wir kehrten auf diesem Album zum Funk zurück«, sagt Jerry Wexler. »Es gibt darauf keine Streicher, nur Bläser. Es ist wirklich sehr einfach und elementar gehalten.«
»Spirit in the Dark« gehört zwar nicht zu ihren erfolgreichsten Singles, wurde aber zu einem ihrer Markenzeichen. Ist der besungene »Spirit« ein spirituelles oder ein physisches Wesen? Auf die Frage eines Reporters der Zeitschrift Ebony , was der Song denn bedeute, antwortete Aretha ausweichend: »Also, es ist schon wahr, dass ich einen Song wirklich fühlen muss, bevor ich ihn singe. Und so ziemlich jeder meiner Songs basiert entweder auf einem persönlichen Erlebnis oder der Erfahrung eines Menschen, den ich kenne. ›Spirit in the Dark‹? Hmmmmm … über den Song möchte ich lieber nicht reden. Er ist sehr sehr persönlich und darauf möchte ich im Moment nicht näher eingehen.« Man fragt sich natürlich, was – oder wer – das euphorisierte Jubilieren dieses Songs ausgelöst hat.
Er setzt langsam ein, wie eine Verführung, und wird schneller, als Aretha dazu auffordert, den »Spirit« zu spüren, aufzustehen und sich zu bewegen. Es gibt vier verschiedenen Stellen im Song, an denen das Tempo anzieht und Arethas Gesang immer rasender wird. Am Ende rasseln die Tamburine, die Sweet Inspirations zittern und Aretha besingt freudig, wie schön es ist, die Hände in die Hüften zu stemmen und den »Spirit in the Dark« zu empfangen. In diesem Song geht es entweder um eine erbauliche religiöse Offenbarung oder ein berauschendes sexuelles Erlebnis.
»The Thrill is Gone (From Yesterday’s Kiss)« ist offensichtlich ein an Ted Whites Adresse gerichteter Abschiedssong. Während Aretha davon singt, einen nichtsnutzigen Liebhaber zu verlassen, werfen ihre Backgroundsängerinnen (auf dieser Aufnahme Almeda Lattimore, Margaret Branch und Brenda Bryant) die Worte »Free at last … thank God Almighty … free at last« ein.
Jerry Wexler sagt über das Album: » Spirit in the Dark war ein besonders stringentes Album, weil wir alles zusammen mit gewissen Vorgaben aufnahmen. Die meisten ihrer anderen Alben waren Zusammenstellungen von Aufnahmen aus verschiedenen Sessions. Meistens sind wir nicht ins Studio gegangen um ›ein Album aufzunehmen‹. Aretha kam in der Regel für eine Woche nach New York und in der Zeit nahmen wir einfach so viele Tracks wie möglich auf – vielleicht vier oder fünf – und archivierten sie. Wenn sie dann das nächste Mal wiederkam – was dann auch in Miami sein konnte – nahmen wir noch ein paar Songs auf. Sobald wir zehn Tracks hatten, brachten wir ein Album raus. Natürlich versuchten wir, den Sound möglichst homogen zu gestalten. Aber Soul ’69 und Spirit in the Dark waren wirklich das, was man unter Konzeptalben versteht.«
1970 erschienen von Aretha vier Singles. Alle vier erreichten die Top Ten der R & B-, aber nicht die der Pop-Charts. Es waren »Call Me« (Platz 1 R & B / Platz 13 Pop), »Spirit in the Dark« (Platz 3 R & B / Platz 23 Pop), »Don’t Play That Song (For Me)« (Platz 1 R & B / Platz 11 Pop) und »Border Song (Holy Moses)« (Platz 5 R & B / Platz 37 Pop). Plötzlich gab es von seiten der Plattenfirma gezielte Bemühungen, einen Aretha-Franklin-Hit zu produzieren, der nicht nur in den R & B-, sondern auch in den Pop-Charts einschlagen sollte. Obwohl »Don’t Play That Song (For Me)« Goldstatus erreicht hatte, verlor Aretha bei den Pop- und Rock-Radiosendern an Boden. Die Alben This Girl’s in Love with You und Spirit in the Dark schafften es nur auf die Plätze 17 und 25 der LP-Charts. Seit zwei Jahren hatte Aretha kein Top-Ten-Album mehr gehabt. Dagegen musste unbedingt etwas unternommen werden, bevor ihr Erfolgsbarometer noch weiter fiel.
»Ich halte Spirit in the Dark für ein großartiges Album«, sagt Jerry Wexler. »Möglicherweise verkaufte es sich nicht so gut wie die anderen Alben, weil keine Hitsingle darauf war. Der Erfolg eines Albums war damals nämlich fast immer an eine Hitsingle gekoppelt. Aber wir reden hier von Songs wie ›The Thrill is Gone‹ – den Song von B. B. King – und ›That’s Why I Sing the Blues‹. … Dieses Album ist einfach großartig! Aber die ultimative Bestätigung liefern natürlich die Verkaufszahlen. Wir hatten einfach kein Glück mit den Singles. Ich halte es trotzdem für eines ihrer besten Alben.«
Glücklicherweise
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