Aretha Franklin - Queen of Soul
schüchtern, aber auch sehr charmant.«
Aretha behielt ihren Status als Star, obwohl ihre jüngsten Platten sich nicht besonders verkauften. Sie erhielt in dieser Zeit sogar mehrere Auszeichnungen, darunter einen Ehrendoktor in Jura vom Bethune-Cookman College in Daytona Beach, Florida. Wenige Tage nach der Verleihung des Ehrendoktortitels gab sie im Westchester Premier Theater nördlich von Manhatten ein Konzert. Als sie die Bühne betrat, rief ein enthusiastischer Fan: »All right, Miss Ph. D.!« (»Alles klar, Fräulein Dr.!«).
Doch das Jahr 1975 sah eine neue R & B-Sängerin die Charts stürmen. Schon ihre Debütsingle erreichte die Top Ten und zwischen 1975 und 1979 erlangten sechs aufeinanderfolgende Alben Goldstatus und zwei Alben Platin. Ihr Stil war frech und sexy und ihr Vater war in den 1950er-Jahren ein überaus beliebter Sänger gewesen. In der Presse wurde sie als »die neue Aretha Franklin« gehandelt. Ihr Name war Natalie Cole. Sie betrat die Bühne genau zu dem Zeitpunkt als Arethas Plattenverkäufe einbrachen. Zunächst entspann sich zwischen Aretha und Natalie ein freundschaftliches Verhältnis. Aber das sollte sich 1976 mit der Verleihung der Grammys ändern. Zum ersten Mal seit acht Jahren war Aretha nicht nominiert. Natalie Cole gewann in zwei Kategorien: neben dem Grammy für den »besten neuen Künstler« wurde ihr Song »This Will Be« als »beste R & B-Performance einer weiblichen Künstlerin« ausgezeichnet. Dieser Preis wurde damit zum ersten Mal an einen Song vergeben, der nicht von Aretha gesungen wurde. Im Backstagebereich der Verleihungszeremonie kam es dann zu einem Zwischenfall, der deutlich machte, dass die Freundschaft zwischen Cole und Aretha beendet war.
»Aretha Franklin mag mich nicht«, gab Cole anschließend zu Protokoll. Ihre kurzlebige Freundschaft mit Aretha schilderte sie wie folgt: »Ich sang auf einem Bankett, dass zu Arethas Ehren im Waldorf-Astoria in New York gegeben wurde. Wir schüttelten uns da eigentlich nur die Hände und sie sagte: ›Ich höre viel über Sie und ich antwortete: ›Wirklich? Sie sind eine meiner absoluten Lieblingssängerinnen.‹ Sie schickte mir Blumen, wenn ich an verschiedenen Orten für sie die Show eröffnete. Und dann rief sie mich an, um mir frohe Weihnachten zu wünschen und mich irgendwann im kommenden Monat zum Lunch einzuladen.«
»Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber irgendjemand erzählte ihr wohl, dass ich damit angab, dass sie mich angerufen hatte, und dass ich behauptete, sie habe Angst vor mir und wolle mich deshalb abchecken. Danach rief ich sie an, aber sie erwiderte meine Anrufe nicht, und als Nächstes kamen die Grammys. Ich ging auf sie zu und sie ließ mich voll auflaufen. Sie hat mich wirklich verletzt. Ich sagte: ›Wieso hast du mich nie angerufen?‹ Und sie sagte: ›Wieso ich dich nicht angerufen habe? Hah!‹« Mit diesen Worten drehte sich Aretha auf dem Absatz um und lies eine am Boden zerstörte Natalie Cole zurück. »Ich hatte in dieser Nacht zwei Grammys gewonnen und war trotzdem den Tränen nahe«, erinnert sich Cole. »Ich fühlte mich so mies. Ich wünschte wirklich, dass ich nicht gewonnen hätte. Und das ist schrecklich. Niemand versucht, ihr irgendetwas wegzunehmen.«
Der Rolling Stone bauschte das Franklin-Cole-Scharmützel genüsslich auf und ließ Aretha in einem negativen Licht erscheinen. Das Magazin schrieb: »Rezensenten haben auf die Ähnlichkeiten zwischen Cole und Franklin hingewiesen … Die Vergleiche sind besonders dramatisch, weil Aretha in den Medien als alternde Queen of Soul dargestellt wird, auf dem absteigenden Ast … Aretha hat darauf nicht gerade souverän reagiert. Bei Atlantic Records, heißt es, sei sie auf Roberta Flacks Erfolg und auf die Aufmerksamkeit, die Flack von den Atlantic-Bossen zuteil wurde, eifersüchtig gewesen. Arethas Arbeitsmoral wurde nur noch durch symbolische Ehrungen wie die Grammys aufrecht erhalten. Den Grammy als »beste R & B-Sängerin« gewann sie jedes Jahr, als würde ihr die Kategorie gehören. Und dann erschien letztes Jahr plötzlich Natalie Cole auf der Bildfläche.«
Zum ersten Mal in ihrer Laufbahn sah sich Aretha einer unfreundlichen Berichterstattung ausgesetzt. Etwas musste passieren, um ihre Karriere wieder auf Kurs zu bringen. Dieses »etwas« trat in Gestalt von Curtis Mayfield auf den Plan.
Mayfield produzierte 1976 gerade die Musik für einen Film namens Sparkle . Der Film handelt von drei schwarzen Mädchen im
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