Aretha Franklin - Queen of Soul
kletterten beide Songs aber auf den ersten Platz und bildeten damit den vierzehnten und fünfzehnten R & B-Nummer-eins-Hit in ihrer Zeit bei Atlantic.
Alle Songs auf Let Me in Your Life wurden von Jerry Wexler, Arif Mardin und Aretha Franklin produziert, mit Außnahme von vier Stücken (»With Pen in Hand«, Oh Baby«, »If You Don’t Think« und »A Song for You«), an denen auch Tom Dowd beteiligt war. Ein Cover des Hits »Ain’t Nothing Like the Real Thing« von Marvin Gaye und Tammi Terrell wurde ebenfalls als Single ausgekoppelt und brachte Aretha im folgenden Jahr einen weiteren Grammy ein.
1974 gewann Aretha außerdem einen Grammy für die wenig bekannte Single »Master of Eyes (The Deepness of Your Eyes)«. Zusammen mit dem Grammy für »Ain’t Nothing Like the Real Thing« war die Zahl ihrer Grammys damit auf beeindruckende zehn angestiegen. Acht Jahre in Folge und damit jedes Jahr seit Einführung dieser Kategorie im Jahr 1967 war sie nun für die »beste R & B-Performance einer weiblichen Künstlerin« ausgezeichnet worden. Anfang 1974 sah man die Queen of Soul also bequem auf ihrem Thron sitzen. Leider sollte das Jahr nicht halten, was es zu Anfang versprach.
KAPITEL SECHS
DEN KOPF
VOLLER SORGEN
Aretha sagte einmal: »Ich kann mir keinen Künstler oder kreativen Menschen vorstellen, der nicht von Zeit zu Zeit eine Schaffenskrise hat.« Ihre Schaffenskrise begann 1974 und hielt fünf Jahre an. Warum der kreative Erfolg auf einmal ausblieb, kann mehrere Gründe haben, darunter die Veränderung des musikalischen Stils, der Siegeszug der Discomusik, eine schlechte Songauswahl und mehrere äußerst unglückliche Karriereschritte.
Die nächsten zwei Alben, With Everything I Feel in Me (1974) und You (1975), gehören zu den fünf enttäuschendsten Alben ihrer gesamten Karriere. Besonders erstaunlich ist, dass dies Arethas letzte Aufnahmen mit Jerry Wexler als Produzent waren. Aretha wird allerdings als Co-Produzentin genannt, sodass auch sie für die Misere mitverantwortlich ist.
Jerry Wexler verstummt abrupt, als ich auf die Platten von 1974 und 1975 zu sprechen komme. »Über diese Alben möchte ich nicht reden«, sagt er kategorisch. »Ich bin mit ihnen nicht zufrieden, mit Ausnahme einzelner Songs wie zum Beispiel ›Until You Come Back to Me‹. Es gibt ein paar gute Songs, die sich da irgendwo verbergen. Ich sage nicht, dass es schlechte Alben sind. Aber ich würde lieber nicht darüber reden.«
Seiner Aussage nach war Let Me in Your Life das letzte Album mit Aretha, in das er Herzblut investierte. »Nach diesem Album lief es nicht mehr so gut«, erzählt er. »Auf den nächsten Alben gab es ein paar großartige Songs wie ›Until You Come Back to Me‹, was meiner Meinung nach hätte ein Hit werden müssen. Stevie Wonder schrieb den Song und ich halte ihn für einen der besten, den sie je gemacht hat. Aber irgendwie hatten wir kein Glück damit.«
Als With Everything I Feel in Me im Dezember 1974 erschien, war das »Glück« ihnen wieder nicht hold. Es war Arethas erste LP bei Atlantic, die es nicht in die Top 40 der Album-Charts schaffte. Die Songauswahl bestand aus einer enttäuschenden Mischung aus Balladen und Midtempo-Stücken, denen es am gewissen Etwas fehlte. Es war auch das erste Album, in dem Synthesizer und Echoeffekte eingesetzt wurden. Die Queen of Soul ging irgendwie in dem Mix verloren und die Plattenkäufer gleich mit.
Wie Wexler sagt, enthalten die beiden Alben in der Tat einige brillante Momente, aber das Gesamtkonzept stimmt einfach nicht. Aus With Everything I Feel in Me wurde mit »Without Love« nur eine Single ausgekoppelt, die es nur auf Platz 45 der Pop-Charts schaffte. Darin singt Aretha einige extrem schrille Töne und klingt ansonsten eher gelangweilt. Ihre Version von Burt Bacharachs »Don’t Go Breaking My Heart« beginnt wie eine schnellere Ballade, endet aber mit dem schwachen Versuch, den Klang der Snare-Drum von Gloria Gaynors erstem Discohit »Never Can Say Goodbye« von 1974 zu imitieren. An den Schluss ihrer Coverversion von Dionne Warwicks Hit »You’ll Never Get to Heaven« setzt Aretha einen fast zweiminütigen Scatgesang, der endlos wirkt. Ihre Version von Stevie Wonders »I Love Every Little Thing About You« ist der lustlose Versuch, das schwungvolle, von Synthesizern dominierte Original nachzuahmen. Zu den besten Tracks auf dem Album gehören das freche, von Carolyn Franklin komponierte »Sing It Again – Say It Again« und der Gospelsound von
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