Aretha Franklin - Queen of Soul
befürchtete man jedoch, dass Aretha eine Primadonna wäre, die im Hinblick auf Pressearbeit und Interviews nicht mit der Geschäftsführung kooperieren würde.
Damals war Dennis Fine der Chef der PR-Abteilung bei Arista. Alle in der Branche wussten, dass Aretha nicht gerade als besonders pressefreundlich galt. Ihre Abneigung gegen Interviews rührte noch von der unglückseligen Time -Titelstory aus dem Jahr 1968 her. Fine machte sich Sorgen, dass Aretha nicht mitspielen würde. »Alle befürchteten, dass sie sehr schwierig wäre«, erinnert er sich, »dass sie sich wie eine Diva aufführen würde. Ich hörte ständig Geschichten darüber, wie schwierig sie sei – dass man unmöglich mit ihr arbeiten könne, dass sie dieses und jenes nicht täte.«
Fine war jedoch angenehm überrascht davon, wie umgänglich Aretha war. »Sie war einfach toll!«, berichtet er. »Sie gab Interviews, wenn sie darum gebeten wurde. Sie wollte nur nicht zu viele geben, weil sie nicht überpräsent sein wollte. Mit der ersten Platte, einer Ballade, hatten wir einen Hit. Sie gab Interviews und war immer bereit, zu kooperieren. Sie trat auch im Fernsehen auf, wenn man sie ernsthaft darum bat. Es kam immer auf die jeweiligen Bedingungen an.«
Eine von Fines Mitarbeiterinnen damals war eine dynamische PR-Frau namens Barbara Shelley. Fine arbeitete eine PR-Strategie für Aretha aus und Shelley sah zu, dass sie professionell umgesetzt wurde. »Aretha hatte da diesen Typ, der angeblich ihr Presseagent war«, erzählt Fine. »Sie bezahlte ihn nie – er war wirklich ein Unikum – na ja, vielleicht hat sie ihn doch bezahlt, aber bestimmt wusch da eine Hand die andere. Auf jeden Fall war dieser Kerl immer in ihrer Nähe. Ich wies Barbara an: ›Überroll den Kerl einfach. Schaff ihn aus dem Weg und tu, was du tun musst.‹ Barbara hängte sich voll rein und schaffte es so, eine gute Arbeitsbeziehung zu Aretha aufzubauen. Aretha machte alles Mögliche mit. Sie war sehr höflich und schickte immer Dankeskarten. Sie war für mich eine ziemliche Überraschung. Ich mochte sie wirklich.«
»Es gab viele lustige Erlebnisse«, erinnert sich Fine. Ein Bild von Aretha, dass sich ihm besonders eingeprägt hat, stammt von ihrem Auftritt bei der Tonight Show in Los Angeles. »Barbara und ich fuhren mit ihr zur Show und ich erinnere mich, dass sie damals ziemlich übergewichtig war. Nicht, dass sie jetzt dünn ist, aber damals war sie gerade in einer ihrer dicksten Phasen und sie probte in Hotpants und einem Sweatshirt.«
Die Pfunde, die Aretha 1974 verloren hatte, waren 1980 längst wieder da und die Worte »Diät« und »schlank« aus ihrem Wortschatz gestrichen. Aretha gibt freimütig zu, dass sie gutes Essen liebte. Das wurde ihren eigenen Angaben zufolge ein Problem, als sie Glynn Turman heiratete und plötzlich für sieben Kinder kochen musste, die meisten davon ständig hungrige Teenager. In diesem Umfeld gab Aretha es auf, auf ihr Gewicht zu achten.
»Ich koche unheimlich gern«, sagt sie. »Es entspannt und ist kreativ. Meine Spezialitäten sind Bananenpudding, selbstgemachte Eiscreme, Barbecue-Rippchen, Schinken und Quiche. Wir pflanzen im Garten unser eigenes Gemüse an. Ich erlerne gerade die Kunst der französischen Küche und ich habe schon indonesisch und vietnamesisch gekocht. Nicht schlecht, oder? Aber ich koche auch New Orleans Gumbo, Grünkohl, Eisbein, Chitlins [Innereien vom Schwein], Rippchen und eine tolle geräucherte Barbecuesauce«.
»Ich wollte nicht mein ganzes Leben lang auf die leckeren Sachen verzichten, die ich gerne essen, nur um so schlank wie ein Vögelchen zu sein. Ich liebe Brathähnchen, Grünkohl, Soulfood. Und ich mag Banana Splits mit gesüßter Milch und jede Menge Eiscreme. Alles, was dick macht. Ich möchte nicht wieder so dünn sein wie vor einigen Jahren. Das war zwar in gewisser Hinsicht toll – zum Beispiel ins Geschäft zu gehen und alles, was mir gefällt, von der Stange kaufen zu können –, aber es war nicht das Gewicht, mit dem ich mich wirklich wohlfühlte. Jetzt liege ich allerdings drüber und möchte ein paar Pfund abnehmen.«
»Einmal trat ich bei der Verleihung des NAACP Image Award [Preis der National Association for the Advancement of Colored People für besondere Leistungen von Afroamerikanern im Kulturbereich] in Hollywood auf«, erinnert sich Aretha. »Ich wog so gut wie nichts! Aber ich fühlte mich schwach, gereizt, dieses ständige aufs Essen achten. Ich werde nie wieder so
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