Aretha Franklin - Queen of Soul
Erfolg.
Nach dem Konzert stiegen Aretha und ihre Entourage wieder in die Limousine und fuhren zum Time / Life -Gebäude. Als sie ankamen, war die Party schon in vollem Gange. Die Tatsache, dass Aretha den Grammy nicht gewonnen hatte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Unter den Gästen, die sie in der Tower Suite erwarteten, waren u. a. Dionne Warwick, Christopher Reeve, Nicholas Ashford, Valerie Simpson, Jane Seymour, Rex Smith, Donna Summer und Teddy Pendergrass. Sie alle hatten sich versammelt, um die Queen of Soul zu ehren.
Dennis Fine erzählt, dass Aretha in den ersten Aufzug stieg. Doch als sie herausfand, dass sie noch einen zweiten nehmen musste, verließ sie der Mut. »Der erste Aufzug fuhr etwa 20 Stockwerke hoch und dann musste sie umsteigen. Als sie sah, dass es einen zweiten Aufzug gab, fuhr sie gleich wieder runter.« Am nächsten Tag wurde darüber groß in den Zeitungen berichtet. »Alle schrieben, dass Aretha Franklin wegen ihrer Höhenangst nicht zu ihrer eigenen Party kommen konnte«, berichtet Fine lachend. Clive Davis erklärte später: »Sie hatte ein so schlechtes Gewissen, dass sie mir Blumen und einen Brief schickte. Es tat ihr sehr leid.«
Neben den Berichten über die verpasste Party gab es auch Kritiken über Arethas einwöchiges Engagement im City Center und diese fielen durchweg positiv aus. Man fand ihre Performance erfrischend schlicht. In dieser Show gab es keine Clown-Outfits, obwohl Aretha einmal mit einem japanischen Kimono bekleidet in einer Rikscha auf die Bühne gefahren wurde. Die Kostümwechsel waren einfach gehalten: Der Kimono wurde abgestreift, um ein elegantes Galakleid zum Vorschein zu bringen; für die Zugabe legte sie einen bodenlangen weißen Pelzmantel an.
Ira Mayer konstatierte in der New York Post, dass »Aretha immer noch die Soulqueen ist … sie präsentierte hier eine der besseren Shows der letzten Jahre – viel Soul und wenig Las-Vegas-Popkitsch«. Robert Palmer schrieb in der New York Times, dass »sie zwar häufig einen unfehlbaren Instinkt dafür hat, das unpassendste Material auszuwählen und ihre Sets mit überladenen, völlig banalen Bühnenroutinen zu sabotieren, … hier aber meistens einfach nur sang – und zwar großartig.«
Nach ihren Auftritten bei der Grammy-Übertragung und auf der Bühne des City Center schloss Aretha die Woche durch einen Auftritt in der TV-Show Saturday Night Live ab, wo sie »Can’t Turn You Loose« sang. Sie hatte in dieser Woche zwar keinen Grammy gewonnen, dafür aber New York City – und den Rest der USA – wissen lassen, dass die Queen of Soul wieder da war.
Zur selben Zeit war damals der Song »Hey Nineteen« der Jazz-Rock-Formation Steely Dan in den Charts. Darin singt Frontmann Donald Fagen über die Liebesbeziehung zu einer 19-jährigen. Er lamentiert, dass er in den 60er-Jahren aufwuchs und seine junge Freundin ganz andere Tänze kennt – und, was noch schlimmer ist, noch nicht einmal weiß, wer die Queen of Soul ist! Tatsächlich hatte Aretha seit 1974 keinen Hit in den Top 40 mehr gehabt. Eine ganze Generation von Plattenkäufern war herangewachsen, ohne ihre Musik zu kennen. Ihre nächsten zwei Alben bei Arista sollten diesen Missstand jedoch beheben.
Weil die populärsten Songs des Aretha -Albums, darunter auch »Can’t Turn You Loose«, von Arif Mardin produziert worden waren, beschloss man einvernehmlich, dass er auch Arethas nächstes Album produzieren sollte. Aus dieser erneuten Zusammenarbeit entstand eines der besten Alben ihrer ganzen Karriere: Love All the Hurt Away . Hier wurde nichts dem Zufall überlassen, man engagierte von den Musikern bis hin zum Fotografen des Coverbilds nur die Besten der Branche.
Das Album setzt ein mit dem Titelsong, den Aretha im Duett mit George Benson singt. Der Song wurde die Hitsingle des Albums und erreichte Platz 46 der Pop-Charts. Aretha überzeugte zudem mit ihren Versionen des Rolling-Stones-Songs »You Can’t Always Get What You Want« und des Hits »Hold On I’m Comin’« von Sam & Dave aus dem Jahr 1966. Sie hauchte auch der Nummer »It’s My Turn«, mit dem Diana Ross einen Hit gelandet hatte, durch ihre gefühlvolle Interpretation neues Leben ein. Ihre Version war etwas langsamer und geprägt von Arethas ganz besonderem, intuitivem Klavierspiel.
Zwei der Songs schrieb sie selbst: »Whole Lot of Me« und »Kind of Man«. Außerdem coproduzierte sie drei der Songs, darunter »Truth and Honesty«, der aus der Feder von Burt Bacharach,
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