Argeneau Vampir 16 - Der Vampir in meinem Bett
Hand. »Das macht Sie lockerer. Sie können sich nicht entspannen, wenn Sie so verkrampft sind wie eine Jungfrau auf dem Weg zum Opferaltar. Außerdem will ich nicht, dass jeder mitkriegt, dass wir Alkohol an Bord haben. Sonst wollen auf einmal alle was haben, obwohl der für die Rückfahrt vorgesehen ist.«
Carolyn schüttelte flüchtig den Kopf, musste aber zugeben, dass der »Orangensaft« ihr Unwohlsein ein wenig gelindert hatte. Und sie war sich ziemlich sicher, dass ein einziger Drink keinen Schaden anrichten konnte. Also setzte sie an und kippte auch noch den Rest hinunter.
»Braves Mädchen«, lobte sie der Captain und nahm ihr den leeren Becher ab. »Ihre Freundin ist ja nun doch noch von Bord gegangen. Ist sie krank?«
Sie nickte. »Schon seit wir hier angekommen sind. Wir dachten zuerst, sie hätte sich den Magen verdorben, aber das hält eigentlich nicht so lange an.«
»Vermutlich eine Virusinfektion«, erwiderte er. »Eine davon macht momentan auf der Insel die Runde.«
»Hmm«, gab Carolyn missmutig von sich. Wenn es tatsächlich eine Infektion war, würde sie davon wohl kaum verschont bleiben.
»Haben Sie sonst noch Freunde hier?«, erkundigte sich Jack und korrigierte ein wenig den Kurs.
»Genie«, antwortete sie.
Er nickte und sah auf ihre Hand. »Und Sie sind nicht mehr verheiratet, sehe ich das richtig?«
Sie rieb über die verräterische Stelle an ihrem Finger. »In der letzten Phase einer sehr langwierigen Scheidung, die zwei Jahre gedauert hat.«
»Zwei Jahre. Das ist ja schon eine ganze Weile. Und? Schon wieder bereit, sich zu verabreden?«
Carolyn musste über sein übertrieben anzügliches Grinsen lachen. »Als Genie Ihnen gesagt hat, Sie sollen dafür sorgen, dass ich mich vergnüge, da hat sie das bestimmt nicht
so
gemeint.«
»Ganz bestimmt nicht«, pflichtete er ihr amüsiert bei. »Aber Sie sind eine attraktive alleinstehende Frau, und ich bin ein attraktiver alleinstehender Mann. Jeder weiß, dass ein Captain grundsätzlich ein exzellenter Liebhaber ist. Wir wissen, wie wir unseren Mast hartmachen.«
»Oh«, stöhnte sie auf. »Was für ein lausiges Wortspiel.«
Er zog eine Braue hoch. »Sie wissen, was ›hartmachen‹ heißt?«
»So heißt es, wenn man die Wanten dichtmacht und dadurch der Mast hartgemacht wird«, sagte sie und wiederholte, was sie erst vor ein paar Wochen in einem Buch gelesen hatte.
»Ach, verdammt«, seufzte er. »Jetzt haben Sie mich ins Leere laufen lassen. Normalerweise muss ich den Witz erklären, und manchmal fange ich mir dafür eine Ohrfeige ein.«
Seine Worte brachten sie zum Lachen, was wohl auch seine Absicht gewesen sein dürfte.
»Sie haben ein nettes Lachen. Das sollten Sie öfter hören lassen. Dann funkeln Ihre Augen so schön«, redete er weiter. »Und wie lange werden Sie bleiben?«
»Noch eineinhalb Wochen.«
»Gut, dann haben wir ja noch Zeit, um uns besser kennenzulernen«, verkündete er. »Ich bin vor zehn Jahren für eine Woche Urlaub hergekommen. Daraus ist eine ziemlich lange Woche geworden.«
»Kann man wohl sagen«, stimmte Carolyn ihm vergnügt zu und wunderte sich darüber, wieso ihr seine Komplimente und Andeutungen nicht unangenehm waren. Vermutlich lag es daran, dass sie wusste, er befolgte nur Genies Anweisungen. Dieser Mann war eigentlich nicht an ihr interessiert. Er erledigte nur seinen Job und sorgte dafür, dass sie sich gut unterhalten fühlte. Und wenn sie später wieder zurückkamen, würde er sie schon in dem Moment wieder vergessen haben, wenn sie von Bord ging.
Captain Jack warf einen Blick über seine Schulter und drückte den Rücken durch. »Sieht so aus, als würden wir genau in die Wellen geraten, von denen ich eben gesprochen habe. Machen Sie sich nichts daraus, wenn ich mich nicht um Sie kümmern kann, solange wir das Gebiet durchqueren. Sie sitzen einfach da und sehen gut aus, und dabei können Sie dann mein nautisches Geschick bewundern.«
Carolyn lächelte. »Wenn Sie das sagen.«
»Das heißt ›Aye, aye, Captain‹«, konterte er augenzwinkernd und legte beide Hände an das Steuerrad.
Belustigt schüttelte sie den Kopf und begann sich zu fragen, was man ihr wohl in den Saft gekippt hatte. Normalerweise verstand sie sich mit niemandem, den sie gerade erst kennengelernt hatte, auf Anhieb so gut. Und ebenso wenig wusste sie für gewöhnlich, wie sie mit Komplimenten umgehen sollte, die ein Mann ihr machte. Was natürlich nicht heißen sollte, dass sie unablässig mit Komplimenten
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