Arglist: Roman (German Edition)
wahrscheinlich eine normale, die Drogen mochte.«
»Wissen Sie noch, wann Melinda anfing, bei ihnen aufzukreuzen?«
»So was wie ein Datum?«
»Eine Jahreszahl reicht.«
»In der Zeit zwischen der Gründung der Band und ihrer Auflösung. Das sind drei Jahre.«
Decker notierte sich innerlich, dass es der Dreijahreszeitraum war, in dem Little ermordet worden war. »Und Sie erinnern sich nicht an den Nachnamen von Melinda?«
»Ich erinnere mich nicht, dass es Little war... aber warum kommt mir der Name bekannt vor?«
»Weil Melinda Littles Ehemann, Bennett Little, innerhalb dieser drei Jahre ermordet wurde.«
O’Dell sah verwirrt aus. »Ermordet?«
»Der Fall hat doch Schlagzeilen gemacht, Liam. Deshalb suche ich nach Rudy. Er ging auf die Highschool, an der Little unterrichtete.«
»Ich dachte, Sie verdächtigen Banks für den Mord an Primo... was lächerlich ist.«
»Warum? Ich habe Geschichten über Banks gehört, in denen er versucht, jemandem Säure über die Eier zu kippen.«
O’Dell kratzte sich an der Wange. »Ja, das kann ich mir bei Rudy gut vorstellen. Aber wen umbringen, das nicht. Er mochte kein Blut.«
»Könnte er jemanden angeheuert haben, um Primo zu töten?«
»Primo oder den Kerl namens Little?«
»Sowohl als auch.«
O’Dell warf die Hände in die Luft. »Keine Ahnung.«
»Und wenn Banks Blut nicht mochte, woher kommen dann die unerklärlichen Blutspuren im Sockelbereich seiner Wohnung?«
»Kei-nen Schimmer.« Ein Achselzucken.
»Was ist mit Mudd?«, fragte Decker. »Können Sie sich vorstellen, dass er Little umbringt, in der Hoffnung, sich so seine Frau zu schnappen?«
Der Vorschlag brachte O’Dell zum Lachen. »Mudd? Nie und nimmer. Nicht Mudd. Der war sanft wie Seifenlauge.«
»Sie alle waren doch die meiste Zeit völlig zugedröhnt. Da verschiebt sich schon mal das Urteilsvermögen.«
»Aber nicht so krass, dass Mudd jemanden umbringt.«
»Auf Droge können jede Menge scheußliche Dinge passieren, Liam.«
»Wissen Sie was, erst erzählen Sie mir, Sie halten Rudy Banks für einen Mörder, und jetzt glauben Sie auf einmal, Mudd ist ein Mörder. Entscheiden Sie sich mal.«
»Ich leite eine Ermittlung , O’Dell. Das heißt, ich ermittle . Wie Sie vorhin sagten: Dafür zahlen Sie Steuern.«
»Und Sie können Rudy immer noch nicht finden. Das Einzige, was Sie tun, ist, einen Haufen Fragen zu stellen.« Er tippte sich auf die Brust. »Bin ich der nächste Kandidat?«
»Warum sollte ich das glauben, Liam?« »Sie scheinen jede Menge seltsamer Dinge zu glauben. Dass Mudd jemanden umbringen könnte. Er würde nie jemanden töten. Rudy, ja, vielleicht sogar Primo. Möglicherweise eventuell sogar ich. Aber niemals Mudd.«
»Also tun wir ihm einen Gefallen«, sagte Decker. »Warum gehen wir nicht zusammen zu ihm und fragen ihn nach Melinda Little?«
»Er wird sich nicht an sie erinnern.«
»Seien Sie so nett.«
O’Dell sah aus, als ob er sich an Essig verschluckt hätte. »Ich brauche noch ein Bier.«
»Nehmen Sie von mir aus ein ganzes Fässchen mit«, sagte Decker. »Ich fahre.«
Die Fahrt zu Goldbergs Wohnung führte quer durch die Verkehrshölle der Stadt. Zuerst schlichen sie Stoßstange an Stoßstange über den Freeway, weil ein Sattelschlepper sich quergestellt hatte und somit drei Spuren des 405 West blockierte. Decker nahm die Abfahrt Bundy und versuchte es auf dem Olympic Boulevard, wo es noch voranging, allerdings im Schildkrötentempo. Bis er sich auf den Sunset Boulevard durchgeschlängelt hatte, war die Luft drückend geworden, die Temperatur gestiegen, und die Sonne bohrte sich durch seine Windschutzscheibe wie ein Geschoss. Es war fast halb zwei, und Decker hatte grässliche Kopfschmerzen.
Die Anlage »Hollywood Terrace« war noch genauso hässlich und deprimierend, und vielleicht lag es an Deckers Laune, dass sich der ganze Tag in einen einzigen Müllhaufen von Smog und Hitze aufzulösen schien. Decker parkte, und sie stiegen beide schweigend aus dem Auto. O’Dell drückte die Klingel zu Goldbergs Apartment. Nichts passierte. Er klingelte noch mal.
»Geht er viel aus dem Haus?«, fragte Decker.
»Nein!« O’Dell spuckte auf den Boden. »Fuck!«
Liam wirkte beunruhigt. »Als ich das letzte Mal hier war«, sagte Decker, »war der Fernseher voll aufgedreht. Vielleicht hat er die Klingel einfach nicht gehört.« Decker betätigte wahllos die übrigen Klingeln, so lange, bis endlich jemand die Glastür zur Lobby öffnete.
Die beiden eilten zu
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