Arglist: Roman (German Edition)
Goldbergs Wohnungstür. O’Dell drückte die Türklinke hinunter, aber es war abgeschlossen. Er rüttelte daran, in der Hoffnung, die Tür so aufzukriegen, aber als sich nichts bewegte, fragte er Decker: »Haben Sie immer noch dieses Ding dabei?«
»Ein guter Polizist ist auf alles vorbereitet«, erwiderte Decker, zog eine Kreditkarte aus seinem Portemonnaie und knackte das Schloss. »Die einfachste Lösung zuerst.«
Sie betraten die Wohnung, die so aufgeräumt und unberührt zu sein schien, wie Decker sie in Erinnerung hatte. Der Flachbildfernseher war noch da, genau wie Goldbergs Martin Dreadnought. Liam nahm sie hoch und zupfte ein paar Akkorde.
Decker inspizierte einmal die gesamte Wohnung und zuckte dann mit den Schultern. »Ist wohl alles in Ordnung.«
O’Dell wirkte erkennbar erleichtert. »Ich bleib hier, bis Mudd zurückkommt.«
»Ich besorg mir was zu essen«, meinte Decker, »und bin in zwanzig Minuten wieder da. Soll ich Ihnen was mitbringen?«
»Nee.« Er zupfte ein paar Melodien. »Dieses Baby ist wunderschön. Er sollte sie nicht hier aufbewahren, denn wenn er beklaut wird, was dann? Vielleicht kaufe ich ihm eine Kopie und leg diese in einen Tresor oder so.«
Mad Irish schien seinen Gedanken nachzuhängen. Decker nahm das als ein Signal zum Aufbruch. Zwei Straßen weiter fand er ein veganes Restaurant, das relativ sauber aussah und eine sehr gute Bewertung der zuständigen Aufsichtsbehörde bekommen hatte. Er ging das Risiko ein und füllte seinen Bauch mit einem Bohnen-Reis-und-Tofukäse-Burrito. Wie versprochen war er nach zwanzig Minuten wieder zurück in der Wohnung.
Kein Mudd weit und breit.
O’Dell spielte immer noch auf der Martin.
»Wie lange wollen Sie auf ihn warten?«, fragte Decker.
»Mit dem Fernseher und der Gitarre bin ich ein glücklicher Mensch.«
»Haben Sie ein Handy?«
»Lebe ich im 21. Jahrhundert?« O’Dell gab Decker seine Handynummer. »Sie gehen, ich warte, alles ganz einfach.«
»Rufen Sie mich an, wenn er zurückkommt.«
O’Dell nickte und hörte auf zu spielen. Seine Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Und was, wenn nicht?«
»Dann erst recht.«
34
Die Polizeidienststelle des LAPD in Hollywood war ein Bunker aus Schlackenstein und befand sich ungefähr zwei Straßen von Ryan Goldbergs freistehender Gefängniszelle entfernt. Decker hatte Glück, denn Cindy war gerade von der Streife zurück an ihrem Schreibtisch, als er anrief und das gewünschte Treffen vereinbarte. Er wartete in demselben veganen Restaurant auf sie, in dem er den Burrito gegessen und gut vertragen hatte. Bei einem Soja-Chai belauschte er die schwarzhaarige Bedienung, eine Anhängerin der Gothic-Szene mit zahlreichen Piercings, die sich am Handy mit jemandem stritt. Die hitzige Diskussion lief immer noch, als Cindy zwanzig Minuten später eintraf. Sie trug eine dunkle Hose, eine kurzärmelige grüne Bluse und flache Schuhe mit einer Gummisohle. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Wortlos überreichte Decker ihr einen wattierten Umschlag, in dem sich die zwei CDs von Primo Ekerlings Regal und die beiden in Beweismittelbeuteln aus Plastik sichergestellten CD-Hüllen befanden, die immer noch schwarz waren vom Puder zur Fingerabdruckssicherung. Als Cindy vorsichtig eine der eingepackten Plexiglas-Hüllen hochhob, berichtete Decker ihr von seinem Treffen mit Marilyn Eustis.
»Der runtergeladene Song war ein sehr guter Hinweis«, lobte er sie. »Was immer das B und E bedeuten, es führte uns jedenfalls in die richtige Richtung. Du wirst Tito und Rip glücklich machen. Es beschert ihnen eine Verbindung zwischen Travis Martel und dem Mordopfer.«
»Vor allem die Notiz«, sagte Cindy. »Hast du sie mit Martels Handschrift vergleichen lassen?«
»Nein, das überlasse ich Rip und Tito. Ich gehe davon aus, dass Hollywood seine eigenen Experten hat.«
»Aber du hast die Hüllen auf Martels Fingerabdrücke untersuchen lassen.«
»Japp. Wir hatten Glück und haben Martels rechten Daumen- und Zeigefingerabdruck sichergestellt.«
»Du kannst den Umschlag selbst übergeben, Daddy.« Sie öffnete ihren Pferdeschwanz, sammelte ihre Mähne zusammen und band ihn sich erneut. »Zufällig sitzt Rip gerade an seinem Schreibtisch, glaube ich.«
»Nee, das ist deine Sache.«
»Stell dich nicht so an. Es macht mir nichts aus.«
»Aber es war dein Hinweis.«
»Und du hattest die Arbeit damit.«
Decker trank seinen Chai und hielt die Teetasse hoch. »Ich nehme noch
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