Arglist: Roman (German Edition)
kommen. Dies ist Ihre Chance, uns alles zu erzählen, was Sie wissen.«
»Ich tappe im Dunkeln! Kriegen Sie das nicht in Ihre Schädel? Warum sollte einer der Doodoo Sluts meinen Mann umbringen? Und über wen reden wir hier eigentlich?«
»Rudy Banks ist verschwunden. Und wir haben einen Zeugen, der ihn mit Ekerlings Tod in Verbindung bringt«, sagte Decker.
» Rudy?« Melinda schnappte nach Luft. Sie schien wirklich geschockt zu sein. »Ich... ich... Rudy hat Primo ermordet? Das kann ich nicht glauben... Rudy ? Sie waren Freunde!«
»Sie sind schon seit vielen, vielen Jahren keine Freunde mehr«, stellte Marge klar. »Seit zehn Jahren prozessieren sie laufend gegeneinander.«
Melinda schüttelte den Kopf. »Das wusste ich nicht. Ich habe die Jungs ungefähr ein Jahr vor dem Mord an meinem Mann hinter mir gelassen, und seitdem habe ich auch keinen von denen mehr gesehen.«
Decker probierte eine andere Taktik aus. »Warum haben Sie sich von der Gruppe abgewandt?«
Melinda atmete laut aus. »Weil ich mich furchtbar schuldig gefühlt habe. Für eine Weile war es toll, und dann war es bloß noch schmutzig. Ich bekam zu Hause keine Zuneigung, sicher, aber der Punkt war mir irgendwann egal. Ich wollte nur raus aus der Sache.«
»Vor allem, nachdem die Band aufgehört hatte, Ihnen Geld zu geben«, sagte Decker.
Ihre Augen durchbohrten sein Gesicht wie Dolche. »Genau, vor allem, nachdem die Band aufgehört hatte, mir Geld zu geben. Seien Sie doch nicht so verdammt selbstgefällig, Lieutenant. Ich habe für meine Sünden bezahlt, und zwar so, wie Sie es sich kaum vorstellen können. Als das alles vorbei war, wurde ich von mehr als nur Alpträumen geplagt.«
»Geplagt von was?«, hakte Oliver nach. »Dass Ben Ihnen auf die Schliche kommen würde?«
»Ja, das auch. Hören Sie, Leute, ich bin völlig erschöpft. Ich kann mich nicht länger damit beschäftigen. Sie müssen jetzt gehen.«
Bei Decker machte es Klick. »Sie hatten keine Angst, dass Ben Ihnen auf die Schliche kommt, Sie hatten Angst vor der Band. Nicht vor der ganzen Band, sondern nur vor einem der Mitglieder. Er stellte Ihnen nach.«
Aus Melindas Augen entwischten ein paar Tränen. Decker nickte Marge kaum merklich zu.
»Erzählen Sie uns davon, Melinda«, gurrte Marge, »schütten Sie uns Ihr Herz aus.«
Als Melinda endlich etwas sagte, war ihre Stimme so leise, dass Decker sich zu ihr vorbeugen musste. »Kaum hatte Ben das Haus verlassen und waren die Kinder in der Schule, tauchte er auf. Und wenn er mich nicht direkt hier belästigte, dann rief er mich zehnmal am Tag an. Er war groß und kräftig. Ich hatte furchtbare Angst.«
»Sie meinen Ryan Goldberg, Mudd. Er war wie besessen von Ihnen, nicht wahr, Mrs. Warren?«
»Er war verrückt!«
»Und es kam Ihnen nie in den Sinn, er könnte etwas mit dem Tod Ihres Mannes zu tun haben.«
»Schon, vielleicht...« Jetzt strömten die Tränen ihre Wangen hinunter. »Selbst wenn ich gewusst hätte, dass er es war, hätte ich nichts gesagt.«
»Hatten Sie Angst, er tut Ihnen etwas an?«, fragte Marge.
Melinda wischte sich die Augen ab. »Er war riesig, er war stark, und er war ein Psycho! Er dachte, ich würde meine Familie verlassen und mit ihm durchbrennen. Ich war wie gelähmt vor Angst, dass meine schmutzige Vergangenheit ans Licht kommt, sollte ich ihn mit Bens Tod in Verbindung bringen oder ihn der Polizei gegenüber erwähnen. Aber noch mehr Angst hatte ich davor, Ryan würde zurückkehren und auch noch die Kinder erledigen!«
Decker betrachtete ihr gerötetes Gesicht. Leider war er noch nicht ganz zufrieden. »Also glaubten Sie tatsächlich , dass es Ryan gewesen sein könnte.«
Sie tupfte ihre Augen ab. »Ich hielt es für möglich, obwohl er mir gesagt hatte, dass er es nicht war. Er schwor, er hätte Ben kein Haar gekrümmt.«
»Er kam also nach Bens Ermordung immer noch zu Ihnen?«
»Ein paar Mal. Bei der Gelegenheit schwor er auch, er hätte es nicht getan.«
»Und Sie haben ihm geglaubt?«
»Ich weiß nicht, was ich geglaubt habe«, erwiderte Melinda. »Aber er hörte endlich auf, vor meiner Tür zu stehen. Ich musste ihn davon überzeugen, dass, wenn er mich nicht in Ruhe lässt, die Polizei denken wird, er hätte Ben umgebracht. Ich sagte ihm, zu seinem Besten müsste er sich eine Weile verstecken; ich würde ihn kontaktieren, sobald es wieder sicher wäre.«
»Und ist er darauf eingegangen?«
»Ich weiß nur, dass er nicht mehr aufkreuzte und wir nie mehr Kontakt zueinander
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