Arglist: Roman (German Edition)
anrief, ging er sofort ran. Vielleicht kämpfte er gegen seine sexuellen Dämonen. Vielleicht hat er sich deshalb pausenlos verplant … damit er keine Zeit hatte, Spielchen zu treiben.«
»Und in der Zwischenzeit saßen Sie allein zu Hause fest, mit zwei kleinen Jungs, die ständig etwas wollten, ohne jede Unterstützung. Ich bin auch Mutter und weiß, dass das nicht einfach ist.«
»Vor allem weil ich ziemlich kurz gehalten wurde... wegen meines ›Problems‹.« Sie malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Ich musste um jeden Dollar betteln, wie ein Kind. Das war erniedrigend!«
»Wer hielt den Daumen drauf?«, fragte Decker. »Mom oder Ben?«
»Beide. Ben erledigte den großen Wocheneinkauf, er kaufte die Kleider und alle Sachen für die Jungs, er bezahlte alle Rechnungen, er bezahlte alle sonstigen Ausgaben.« Sie schenkte ihnen ein bitteres Lächeln. »Ich durfte meine Kleidung selbst einkaufen, aber Ben musste jeden einzelnen Dollar dafür aufschreiben, sonst hätte Mom meinen Treuhandfonds aufgelöst. Da blieb kein großer Spielraum für mein Hobby.«
»Mit Hobby meinen Sie das Glücksspiel?«, fragte Oliver.
Sie griff nach ihrem Kaffee, der mittlerweile nur noch lauwarm war, und nahm einen großen Schluck. »Alle hatten diese Angst, ich könnte meine Spielerei nicht kontrollieren, so viel Angst, dass ich anfing zu spielen, nur um allen das Gegenteil zu beweisen. Deshalb war ich irgendwann hochverschuldet.«
»Wie haben Sie’s zurückgezahlt?«
Melinda drehte sich zu Decker um und zog eine Augenbraue hoch. »Ich war sehr erfinderisch. Ein paar Mal gelang es mir, Bens Unterschrift zu fälschen und mein eigenes Geld abzuheben.«
»Hat Ben etwas gemerkt?«
»Wenn ja, dann hat er mir nichts gesagt. Vielleicht war er insgeheim froh darüber. Diese ganze Verantwortung, auf mich aufzupassen... ich glaube, das hat ihn belastet. Hier und da gewann ich richtig am Spieltisch und hab die Schatzkammer aufgefüllt.«
Decker ging das heikle Thema direkt an. »Wann haben Sie die Doodoo Sluts kennengelernt?«
Der Name ließ sie zurückzucken. »Dieser Teil meines Lebens war ganz und gar abgeschlossen, bevor Ben ermordet wurde. Mindestens ein Jahr vorher.«
»Ich glaube Ihnen«, sagte Decker, »aber ich muss Sie bitten, meine Frage zu beantworten.«
»Zuerst habe ich Primo kennengelernt... in einem der Poker-Casinos. Ich war dabei pleitezugehen, und er kaufte mir ein paar Chips. In dieser Nacht gewann ich, und Primo und ich feierten das gemeinsam.« Wieder blickte sie an die Decke. »Ben war mit den Jungs beim Camping. Niemand zu Hause. Ich ging nicht zum ersten Mal fremd, aber den Kerl kannte ich kaum.«
Keiner sagte etwas.
»Primo trank, und das Geld saß bei ihm locker. Das gefiel mir.« Melinda zuckte mit den Achseln. »Das ist alles.«
»Und wie gingen Sie dann von Primo zu den anderen über?«
Ihre Augen wurden knallhart. »Ich sehe keinen Bezug zwischen meiner Psycho-Vergangenheit und dem Mord an meinem Mann.«
»Ich erkläre Ihnen, warum wir das dennoch für relevant halten. Es ist eine Tatsache, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen jemandem in Ihrer Vergangenheit und einem Hauptverdächtigen für Primos Tod.«
Melinda schien verwirrt zu sein. »Aber Primos Mörder sind doch hinter Gittern. Kriminelle Kids. Mit Sicherheit kenne ich die nicht. In der Zeitung stand, es war ein Carjacking.«
»Es war mehr als ein Carjacking, und wir fangen gerade erst an, alle Teile des Puzzles zusammenzuführen. Es gibt eine Schlüsselfigur, und ich glaube, wir beide wissen, wer diese Schlüsselfigur ist.«
»Ich weiß nicht, von wem Sie da reden.«
»Denken Sie nach«, sagte Decker. »Wir sind sicher, dass der Tod Ihres Mannes auf jemanden von den Doodoo Sluts zurückzuführen ist. Primo ist tot. Bleiben also noch drei Bandmitglieder übrig. Gehen Sie die Liste durch.«
Sie schwieg.
»Melinda«, sagte Marge besänftigend. »Sie haben dieses schreckliche Geheimnis so lange für sich behalten. Reden Sie es sich von der Seele. Schütten Sie uns Ihr Herz aus. Erzählen Sie uns Ihre eigene Geschichte davon, was mit Ihrem Mann passiert ist...«
»Aber ich weiß nicht, was passiert ist!«, rief sie aus. »Ich weiß nicht, was passiert ist! Wenn ich geglaubt hätte, dass es mit den Doodoo Sluts zusammenhängt, meinen Sie etwa nicht, ich hätte das schon vor langer Zeit gesagt?«
»Vielleicht waren Sie zu verängstigt, um darüber zu reden«, beruhigte sie Marge. »Aber jetzt wird alles ans Licht
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