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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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brauchte er weitere fünfzehn Minuten, um sich durch das Verkehrschaos und stinkwütende Autofahrer zu schlängeln. Als er endlich ans Ziel kam, zückte er seine Dienstmarke und wurde von der Santa-Monica-Polizei durchgelassen.
    Die Ocean Avenue war zu einer stillstehenden Ansammlung aus glitzerndem Chrom geworden: die Autos der Santa-Monica-Polizei in Schwarz und Hellblau, die des LAPD in Schwarz und Weiß, Zivilstreifen, Krankenwagen, Feuerwehrautos und jede Menge Übertragungswagen der Medien. Decker parkte, wo gerade noch Platz war, und bewegte sich, im Schutz der vielen Autos, ganz vorsichtig zu Fuß in Richtung des Krisenherds. Dann stürzte er sich auf Tito Diaz und Rip Garrett. Garrett trug einen Anzug, aber Diaz war noch in Jeans.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, fragte Decker die beiden.
    Garrett kochte vor Wut. »Ich habe extra um Zivilfahrzeuge gebeten. Als ich hier ankam, waren überall Streifenwagen. Erst dachte ich, die Santa-Monica-Polizei hätte alles vermasselt, aber dann stellte sich heraus, dass die nur auf einen Notruf reagiert haben, von jemandem da drinnen, der angeschossen wurde.«
    »Heilige Scheiße!«
    »Tito und ich haben in den letzten zwanzig Minuten das SMPD auf den neuesten Stand gebracht. Momentan mögen sie uns nicht besonders.«
    »Wir haben jeden Schritt bisher mit ihnen abgesprochen.«
    »Schon, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich dachten, wir wären da an etwas dran. Nur deshalb durften wir in ihrem Revier wildern.«
    »Wer hat den Notruf abgesetzt?«, fragte Decker.
    »Ich habe die Stimme nicht gehört, aber es war ein Mann.«
    Diaz fügte hinzu, angeblich sei der Name Cecil Dobbins gefallen.
    »Wie schlimm ist das Ganze?«
    Tito zuckte mit den Achseln. Decker blickte zu dem heruntergekommenen Gebäude hinüber. Wahrscheinlich war es in den zwanziger Jahren einmal ein wunderschönes Privathaus gewesen – dreistöckig, mit weißem Holz vertäfelt, im Stil der Architektenbrüder Greene mit einer umlaufenden Veranda. Decker konnte sich eine Familie vorstellen, die an einem Sommerabend wie heute faul herumsaß und die kühle Brise der See genoss.
    Das musste bereits eine ganze Weile her sein.
    Das Haus hatte seit Jahrzehnten keinen Farbeimer mehr gesehen. Selbst in dem wenigen Abendlicht konnte Decker die abbröckelnden Farbfetzen sehen, die wie Schneeflocken aussahen. Historisch betrachtet war es toll, dass am Gebäude die meisten der bleiverglasten Fenster noch erhalten waren. In der jetzigen Situation behinderte das geschliffene Glas nur die Sicht der Scharfschützen.
    »Santa Monica hat einen Verhandlungsführer angefordert, der auf Geiselnahme spezialisiert ist«, sagte Garrett.
    »Gibt es einen Hintereingang?«, wollte Decker wissen. »Er kann nicht zwei Eingänge gleichzeitig bewachen.«
    »Santa Monica hat es geschafft, ein paar Leute durch den Hintereingang herauszuholen, aber dann begann er zu schießen«, berichtete Garrett.
    »Hat niemanden getroffen«, sagte Diaz.
    »Und es ist ganz sicher Rudy Banks?«
    »Eine der Frauen, die die Polizei gerettet hat, hat ihn anhand eines Fotos identifiziert. Sie hat uns auch von den Geiseln erzählt.«
    »Wir denken, dass er drei Frauen in seiner Gewalt hat«, sagte Diaz, »und vielleicht noch Dobbins.«
    »Die Handynummer einer der Frauen ist uns bekannt«, fügte Garrett hinzu.
    »Santa Monica wartet meiner Meinung nach auf den Verhandlungsführer, bevor sie da drin anrufen.«
    Decker spürte die Vibration seines Handys in der Tasche und ging ran. Die Stimme am anderen Ende hatte einen starken irischen Akzent. »Ich zappe da gerade durch die Kanäle und seh ein Foto von Rudy mit einer blonden Perücke auf meinem Bildschirm...«
    »Mist!« Decker drehte sich zu Garrett und Diaz um. »Im Fernsehen zeigen sie ein Bild von Banks!«
    »Verflucht«, murmelte Garrett. »Wahrscheinlich beobachtet er gerade jeden unserer Schritte.«
    »Was für eine Scheiße läuft da? Hat Mudd was damit zu tun?«, fragte Mad Irish.
    »Ich weiß es nicht, Liam, ich muss auflegen.« Decker beendete das Gespräch, aber sein Handy wurde ein paar Sekunden später wieder lebendig, diesmal war es Cindy.
    »Daddy, ich höre gerade Nachrichten, und offensichtlich hat sich Rudy Banks mit ein paar Geiseln im Sand Dunes verschanzt.«
    »Ich bin schon vor Ort.«
    »Ich bin auch auf dem Weg...«
    »Nein...« Zu spät, sie hatte aufgelegt. Verflucht, was soll’s! Wahrscheinlich war alles längst vorbei, bis sie es durch das Verkehrschaos hierher geschafft hätte.

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