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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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haben nicht.«
    Lamar zuckte nur mit den Achseln, als habe er das doch gewusst. »Soweit ich weiß, tauchte sein Name nicht auf. Aber weder Cal noch ich haben uns die Mühe gemacht, jemanden von der Central West näher anzuschauen.«
    »Ich habe noch einen Jungen, nach dem ich Sie gerne fragen würde. Ein Typ namens Darnell Arlington.«
    »Darnell Arlington...« Lamar kniff die Augen zusammen. »An ihn erinnere ich mich... ein schwarzer Junge... ziemlich gestört. Ich glaube, wir haben ihn als Verdächtigen ausgeschlossen. Wie wär’s, wenn Sie meine Erinnerung auffrischen?«
    »Sie haben recht, Darnell war ein richtiger Unruhestifter. Als man ihn von der Schule verweisen wollte, hat Ben sich mächtig für ihn eingesetzt und ihm eine zweite Chance verpasst. Darnell hat’s vermasselt und wurde schließlich für immer rausgeworfen. Das Ganze passierte ungefähr sechs Monate vor Littles Ermordung. Bei der zweiten Anhörung schlug sich Ben übrigens auf die Seite der Schule.«
    Lamar schwieg einen Moment. »Ich selbst«, fuhr er fort, »habe nie mit dem Jungen gesprochen, als sein Name auftauchte. Meiner Erinnerung nach war er noch nicht mal hier im Staat Kalifornien, als der Mord an Little passierte.«
    »Littles Witwe sagte mir, er sei in Ohio gewesen und habe bei einem Basketball-Spiel mitgemacht.«
    »Genau, jetzt fällt’s mir wieder ein.« Lamar nickte. »Cal hat Darnell befragt. Der Junge war irgendwo im Osten bei einem Spiel mit über hundert Zeugen. Wenn ich mich recht entsinne, war der Junge am Boden zerstört, als er von Littles Tod hörte.« Lamar dachte nach. »Sie glauben an einen Racheakt?«
    »Ich ziehe alles in Betracht.«
    »Wie schon gesagt, Cal hat ihn überprüft. Er kann Ihnen mehr über Darnell erzählen als ich.«
    »Sobald ich mit Cal rede, frage ich ihn nach Darnell. Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem alten Partner?«
    »Wir treffen uns ab und zu. Trotz allem, was wir zusammen durchgemacht haben, war nach dem Ende der ganzen Sache schnell klar, dass wir nur sehr wenig gemeinsam haben. Ich bin ein Mann der Tat, Cal ist ein Grübler. Manchmal mache ich mir deswegen Sorgen um ihn, aber ich bin es leid, ihn zu bemuttern. Irgendwann einmal muss er von selbst draufkommen.«
    »Ich habe auf seinem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen. Ich hoffe schwer, dass er sich meldet.«
    »O ja, das wird er. Der Little-Fall trieb ihn genauso stark um wie mich. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie vorwärtskommen. Wäre nett, jemanden hinter Gittern zu sehen, bevor ich sterbe. Das ist doch nicht zu viel verlangt vom lieben Gott, oder?«
    Decker musste zugeben, dass es nicht zu viel verlangt war, darum zu bitten . Aber wenn es um Resultate ging, schien Er immer ganz andere Vorstellungen davon zu haben.

7
     
    Gegen sechs Uhr abends hatten sich die meisten Detectives auf dem Whiteboard ausgetragen und das Büro quälend leise zurückgelassen. Wenn Decker ganz genau – ganz besonders aufmerksam – hinhörte, konnte er die Stimmen der Opfer aus den blau gebundenen Mordakten wahrnehmen, wie sie sich ihm mitteilen wollten. Meistens hatte er seine besten Eingebungen, wenn er alle Antennen auf Empfang stellte. Hochkonzentriert und aufgeputscht durch Kaffee leerte er seinen halben Schreibtisch, als das Klopfen am Türrahmen ihn aus seiner Arbeit riss.
    Marge Dunn und Scott Oliver sahen aus, als hätte der Tag sich zu sehr in die Länge gezogen. Marges Frisur war hinüber, und Olivers königsblaue Krawatte saß schief. Sein einst gestärktes weißes Hemd war zerknittert, und seine Anzugjacke hielt er in der Hand.
    »Ben Little«, sagte Marge, »sollte zur Heiligsprechung vorgeschlagen werden.«
    Oliver zog mit dem Fuß einen Stuhl zu sich heran, ließ sich fallen und streckte die Beine lang aus. »Er würde Mutter Theresa ernsthafte Konkurrenz machen. Nicht das kleinste bisschen Dreck am Stecken, aber ich bin immer noch nicht überzeugt. Niemand kann so ein guter Mensch sein.«
    »Ich stimme Oliver zu«, sagte Marge. »Wie schafft es ein so dynamischer und aktiver Mann, keine einzige Leiche im Schrank zu haben?«
    »Ich kann mich erinnern«, fügte Oliver hinzu, »dass die Ermittler damals schon frustriert waren. Wahrscheinlich wäre uns bei diesem Mord allen wohler zumute, wenn das Opfer wenigstens ein paar schlechte Angewohnheiten hätte.«
    »Interessant, dass du das sagst«, merkte Decker an. »Arnie Lamar äußerte sich ähnlich. Der Little-Mord hatte alle besonders mitgenommen, weil er so ein netter Kerl

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