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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gesagt, dass ich nichts zu sagen habe.«
    »Also gut, dann sage ich es Ihnen noch mal ganz deutlich. Man hat mir befohlen, die Akte wieder zu öffnen. Das bedeutet, ich muss mit allen Beteiligten sprechen. Wenn es einen triftigen Grund gibt, warum Sie nicht mit mir reden wollen , dann würde ich den jetzt gerne hören.«
    Cal der Schweigsame schwieg sich aus. Und Decker saß es aus.
    »Ich habe Ihnen schlicht und ergreifend nichts Neues zu sagen. Arnie und ich konnten keinen richtigen Verdächtigen finden, und wir sind sie alle durchgegangen.«
    »Wen haben Sie befragt?«
    »Lesen Sie doch die verdammte Akte.«
    Wieder spürte Decker, wie sich sein Kiefer verkrampfte. »Die Akte liegt vor mir. Ich frage mich nur, ob es Leute gab, die es nicht bis in die Akte geschafft haben.«
    »Jeder der von mir Befragten sollte in der Akte sein.«
    »Wer kam dem Status eines Verdächtigen am nächsten?«
    »Niemand. Der Mann hatte keinen einzigen Feind!«
    »Einen muss er gehabt haben.«
    »Nein, hatte er nicht. Er hatte Pech.«
    »Sie glauben, es war ein zufälliges Carjacking?«
    »Er fuhr einen Mercedes. Für einige kriminelle Schnupfnasen wäre das Grund genug.«
    »Aber sie haben das Auto nicht gestohlen.«
    »Vielleicht kam Ben dazu und hat sie überrascht... das war immer meine Theorie... dass die Mistkerle in Panik gerieten, ihn in den Kofferraum stießen und zum Clearwater Park fuhren. Dort haben sie ihn dann erledigt.«
    Decker dachte kurz über Cals Theorie nach. Doch sofort stellte sich folgende Frage: Wie konnten die Gangster aus dem Park abhauen? Vielleicht sind sie einfach zu Fuß weggegangen. In der Akte waren zahlreiche Fußspuren im Gras neben dem Parkplatz vermerkt, aber keine davon führte irgendwohin, und nach fünfzehn Jahren war dieser Vermerk sowieso eine Sackgasse.
    »Das ist eine Möglichkeit«, stimmte Decker Vitton zu, »aber ich würde mich gerne mit Ihnen persönlich über weitere Theorien unterhalten.«
    Wieder eine Runde Schweigen.
    »Sehen Sie, Cal«, meinte Decker, »wenn ich nicht mit Ihnen reden müsste, würde ich nicht darauf bestehen. Aber es ist meine Pflicht. Also kommen Sie mir einen Schritt weit entgegen und machen Sie mir die Sache so einfach wie möglich. Je schneller wir’s hinter uns bringen, desto eher lasse ich Sie in Ruhe.«
    »Den Satz habe ich selbst beim LAPD viele Male gesagt, und daher weiß ich, dass er einen Haufen Scheiße bedeutet. Das hier ist erst der Anfang.«
    »Um wie viel Uhr können Sie mich morgen treffen?«
    »Kommen Sie um neun Uhr morgens.«
    »Ich werde da sein. Ich sage Ihnen die Adresse, die ich habe.« Decker las die Anschrift vor. »Stimmt das so?«
    »Ja, sie stimmt.«
    »Also dann, bis morgen um neun.«
    »Na gut. Ich lasse Sie rein. Aber hoffen Sie nicht auf eine Tasse heißen Kaffee. Das ist kein Besuch unter Freunden.«

8
     
    Die Adresse auf Deckers Notizblock gehörte zu einem schmalen verputzten Haus in einer einfachen Wohngegend. Die Straße war breit – wie fast alle Straßen in Simi Valley – und endete als Sackgasse. Katalogisierte man Rasen nach Augenfarben, dann würde man die Flächen hier als haselnussbraun bezeichnen, als eine Mischung aus grünem Gras mit rotgelbem, von der Sonne vertrocknetem Unkraut. Die Bäume am Bürgersteig waren dünne Stängel mit buschigen, unbeschnittenen Hauben über sich und erinnerten an Jugendliche mit einer Afromähne. Ein paar Blumenbeete boten etwas Farbe dar, so wie der blaue Himmel, aber ansonsten blieb die felsige Umgebung braun und staubig.
    Beide Stiefsöhne und auch Deckers jüngere Tochter hatten ihren Führerschein in Simi gemacht, denn dort gab es breite Straßen und Linksabbiegerspuren mit aufgezeichneten Pfeilen. Da selbst Hannah nun Auto fuhr, musste Decker darüber nachdenken, wie schnell sein Leben vergangen war. Er fühlte sich noch immer energiegeladen und voller Lebensfreude, doch das änderte nichts an seinem Alter. War die Pensionierung weiterhin reine Theorie oder unvermeidbare Realität in naher Zukunft?
    Nachdem er sein Auto geparkt hatte, sah er auf die Uhr. Um Punkt neun stieg er aus und schlenderte den überdachten Weg hinauf, um nach zwei Stufen an die Haustür zu gelangen. Er klopfte laut, auf genau die Art, die einem Polizisten sagte, dass ein anderer Polizist angekommen war und es jetzt mit aller Deutlichkeit zur Sache ging.
    Als niemand reagierte, fing Decker an wütend zu werden. Er klingelte und wartete, doch Schweigen blieb die einzige Antwort. Unruhe breitete sich in

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