Arglist: Roman (German Edition)
am Programm teil. Das Schwerste ist das Geständnis. Sie konnte sich einfach nicht überwinden, ihren Leuten zu sagen, dass sie die Versicherungssumme ihres ermordeten Mannes im Casino verzockt hatte. Wir haben uns einen Plan zurechtgelegt. Sie sollte sagen, dass sie das Geld für einen Privatdetektiv benötigt hatte – deshalb auch das Loch in der Kasse. Ihre Eltern fielen auf die Geschichte rein und halfen ihr aus. Sie schämte sich, schwor aber, nie wieder in die Nähe eines Spieltisches zu gehen.«
»Mir sagte man, sie hätte Geld auf ihrem Bankkonto gehabt, als Ben starb«, wandte Marge ein. »Wann begann sie denn zu spielen?«
Shriner zuckte mit den Achseln. »Ich lernte sie etwa sechs Monate nach der Tragödie kennen. Sie ging oft ins Casino – Black Jack war ihr Favorit. Ich weiß aber auch, dass ein Teil der Versicherungssumme ihres Mannes an die Jungs floss, in einen Fonds für ihre Ausbildung, an den sie nicht herankam. Was wahrscheinlich genau das Richtige war, denn wir Spielsüchtigen haben keinen Ausschaltknopf.«
»Sie hat uns Ihren Namen unumwunden gesagt«, merkte Oliver an.
»Weil sie nicht wusste, dass ich ihre Tarnung auffliegen lassen würde. Sonst hätte sie es vielleicht nicht getan.«
»Wie hat sie darauf reagiert?«
»Sie war nicht gerade begeistert, aber sie hat auch nicht versucht, mich davon abzubringen. Ein Teil der Philosophie der ›Anonymen Spieler‹ ist es, reinen Tisch mit Lügen und Ausreden zu machen. Ich dachte, es sei eine therapeutische Maßnahme für uns, die Wahrheit zu sagen. Sie ist nicht bereit zum Eingeständnis, aber sie hat auch kein Recht, mir vorzuschreiben, wie ich mein Leben leben soll. Sie weiß, dass Sie sie noch mal kontaktieren werden.«
»Was meinen Sie«, fragte Oliver, »könnte sie mit dem Mord an ihrem Mann irgendetwas zu tun haben?«
»Alles ist möglich, aber ich glaube, eher nicht.«
»Warum?«
»Diese Frau litt ganz offensichtlich.«
»Sie hat sich vielleicht wegen seines Todes schlecht gefühlt, aber das heißt nicht, dass sie nicht daran beteiligt war, besonders wenn sie eine schlechte Angewohnheit finanzieren musste.«
»Ich meine, sie begann erst nach seinem Tod zu spielen. Zumindest erinnere ich mich nicht daran, sie davor schon mal gesehen zu haben.«
»Sie hätte woanders spielen können.«
»Hören Sie«, sagte Shriner, »ich behaupte ja nicht, dass sie nicht schon das Verlangen danach hatte. Ich behaupte auch nicht, dass sie nicht ab und zu schwach wurde. Soweit ich weiß, aus der gemeinsamen Zeit mit ihr in der Gruppe, trat ihr Problem im großen Stil erst nach der Ermordung ihres Mannes auf. Die Frau wirkte vollkommen mutlos. Sie war einsam, sie schämte sich, und sie war in einer schrecklichen Gemütsverfassung. Wer das nicht kennt, kann sich nicht vorstellen, wie schnell man von ›Mir geht’s gut, ich hab alles im Griff‹ in ›Ich drehe gleich völlig durch‹ abrutschen kann.«
»Also vermuten Sie, dass sie ihre Sucht bis zu seinem Tod verbergen konnte?« Oliver blieb skeptisch.
»Ich wette mal, ihr Ehemann wusste Bescheid. Wahrscheinlich konnte er sie im Zaum halten. Dann war er weg, und sie hatte diesen warmen Geldregen... das ist eine tödliche Kombination. Mir geht’s bei meinem Geständnis nur darum, dass Sie mich nicht für inkompetent halten. Ich war ein sehr guter Privatdetektiv, und ich tat für Melinda, was ich konnte, aber ich habe für sie nicht das volle Programm abgespult, denn ich hatte meine eigenen Probleme.«
»Dann kommen wir zurück zu meiner ersten Frage: Woran erinnern Sie sich noch bei diesem Fall?«
»Little schien beliebt zu sein und von vielen bewundert zu werden. Die Sache sah nach einem Auftragsmord aus, aber ich konnte keinen Grund finden, warum jemand ihn aus dem Weg haben wollte.«
»Womit wir wieder bei seiner Frau wären...«, warf Oliver ein.
»Wenn sie richtig in Schwierigkeiten gewesen wäre, hätte sie auch noch andere Möglichkeiten als Mord gehabt.«
»Wussten Sie, ob sie jemandem Geld schuldete?«
»Meines Wissens nach nicht«, antwortete Shriner.
»Wen und was haben Sie überprüft?«, fragte Marge.
»Das Übliche, seine Freunde, seine Verwandten, seine Kollegen, einige seiner Studenten.«
»Sagt Ihnen der Name Darnell Arlington etwas?«
»Der schwarze Junge, der von der Schule geschmissen wurde. Genau, mit dem habe ich am Telefon gesprochen. Zum Zeitpunkt des Little-Mordes war er schon weggezogen. Ich erinnere mich, dass ihn das mit Little ziemlich mitgenommen
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