Arglist: Roman (German Edition)
Fragen, von denen ich möchte, dass du sie ihm stellst.« Er fasste sein Gespräch mit Oliver kurz zusammen. »Vielleicht hatten Little und Arlington ein kleines Nebengeschäft laufen, und Ben hat Arlington rausgedrängt.«
»Aber Arlington war zur Tatzeit mehrere tausend Kilometer weit weg.«
»Er hat ihn nicht umgebracht – das wissen wir -, doch vielleicht hat er eine Idee, wer’s war. Wie kommst du mit den Doodoo Sluts voran?«
»Ich wollte meine Notizen im Flugzeug zusammenschreiben und dir gleich nach der Landung per E-Mail schicken, aber da du gerade in der Leitung bist, kann ich dir kurz einen Überblick verschaffen. Primo Ekerling hat die Band mit einem Typen namens Rudy Banks gegründet. Ekerling und Banks arbeiten beide als Musikproduzenten und sind in einige Prozesse verwickelt, bei denen es um Tantiemen und Zahlungsrückstände geht.«
»Das weiß ich bereits. Hast du was über die anderen Bandmitglieder?«
»Die Zusammensetzung der Band hat sich ziemlich oft verändert, aber die Schlussformation bestand aus Ekerling, Banks, Liam ›Mad Irish‹ O’Dell und Ryan ›Mudderfudder‹ Goldberg. Einige ihrer Alben verkauften sich ganz gut. Ihr größter Hit war eine dick aufgetragene Nummer, ›Bang Me‹. Banks produzierte vor zwei Jahren eine ›Best-of-CD‹, ohne den Gewinn mit den übrigen Bandmitgliedern zu teilen. Ekerling, O’Dell und Goldberg ließen den Verkauf stoppen und führen gerade einen Prozess, um an das ihnen zustehende Geld zu kommen. Banks hat auch sonst jede Menge Prozesse laufen.«
»Ich habe Rudy Banks schon ein paar Nachrichten auf Band gesprochen, er ruft nicht zurück. Wenn’s sein muss, bring ich ihn zur Strecke.«
»Und wenn du dabei bist, frag Banks nach seinen Highschool-Jahren. Ekerling ging in Baltimore zur Schule, aber Banks ist von hier – North Valley, um genau zu sein.«
Decker richtete sich auf. »Wann hat er seinen Abschluss gemacht?«
»Jetzt hörst du mir genau zu, das merke ich an deiner Stimme. Er schmiss die Schule mit siebzehn, zwar gute vier bis fünf Jahre vor dem Mord an Little, doch das gibt Anlass zu vielen Spekulationen. Warte mal kurz...« Im Hintergrund stieg der Geräuschpegel. »Wir verlassen den Platz, Pete. Ich muss das Handy ausschalten.«
Decker wählte noch mal Banks’ Nummer, aber als er wieder nur an den Anrufbeantworter kam, legte er den Hörer sanft auf. Er nahm sich ein Telefonbuch und fand nach wenigen Minuten, was er gesucht hatte. Rudy Banks’ Adresse war vermerkt, entweder seine Wohnung oder sein Büro. Zeit für ein bisschen Lauferei.
Falls Rudy mit seiner Prozessfreudigkeit Geld machte, dann gab er es jedenfalls nicht für das Zurschaustellen seines Erfolgs aus. Die Adresse war in Old Hollywood, so um die dreißig Blocks von Downtown entfernt. Das Apartment befand sich im dritten Stock eines Altbaus, der seine besten Tage wahrscheinlich vor neunzig Jahren gesehen hatte. Seitdem war er erheblich verfallen, inklusive abblätterndem Putz an den Außenwänden und einem modrigen Gestank im Inneren des Hauses. Die rote Eingangshalle mit Terrazzo-Boden war eng und stickig, es gab keinen Concierge. Rechterhand im Foyer lag ein alter, kaputter Fahrstuhl, aber er sah nicht so aus, als wäre er überhaupt lange im Einsatz gewesen. Zur Linken lag das Treppenhaus, und Decker trottete die drei Stockwerke hoch. Das Gebäude hatte keine Klimaanlage, und bis er vor Banks’ Tür stand, war er ziemlich durchgeschwitzt.
Er klingelte mehrfach, klopfte dann laut an die Tür, bekam aber keine Antwort. Decker suchte in seiner Brieftasche nach einer offiziellen Visitenkarte, während er das Tapsen einer anderen armen Seele auf der Treppe hörte. Das Geräusch endete im dritten Stock, und Decker kam ein Mann entgegen. Er schien Ende dreißig oder Anfang vierzig zu sein, war groß und schlank. Er trug enge Jeans und ein schwarzes, kurzärmeliges T-Shirt, seine Arme waren mit Tätowierungen in allen erdenklichen Formen und Farben bestückt. Spitze Cowboystiefel aus Eidechsenleder schauten unter dem Saum seiner Jeans hervor. Sein Gesicht sah verzerrt aus, und er schlug die ganze Zeit mit der rechten Faust in seine linke Handfläche. Vor Banks’ Apartment blieb er stehen.
»Ist das Arschloch nicht zu Hause?«
»Sieht so aus.«
»Haben Sie laut genug geklopft?«
»Hab ich.« Decker musterte den Mann. »Sie wollen wohl eine offene Rechnung begleichen.«
Die Augen des Mannes verengten sich zu Schlitzen. »Wer sind Sie?«
Decker zeigte ihm
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