Arglist: Roman (German Edition)
fragen?«
»Er ist Musikproduzent, ein ehemaliger Partner von Primo Ekerling.«
»Der Typ im Kofferraum seines Mercedes.«
»Gutes Erinnerungsvermögen.«
»Mein Hirn schwimmt vielleicht in Alkohol, aber Alkohol ist ein wunderbares Konservierungsmittel.«
»Ekerling und Banks waren beide Ende der Achtziger in einer Punkrock-Band, den Doodoo Sluts .«
»Da war ich zwölf, Decker.«
»Sie sind Musiker.«
»Für klassische Musik.«
»Schon mal von der Gruppe gehört?«
»Da klingelt ein winziges Glöckchen. Was wollen Sie von Banks?«
»Banks ignoriert meine Anrufe.«
»Vielleicht mag er Sie nicht.«
»Haben Sie irgendeine Idee, wie ich seine Aufmerksamkeit erregen könnte?«
»Nein.«
»Haben Sie vielleicht einen Verwandten in der Musikbranche, der bei diesem Mann eine Reaktion auslösen würde?«
Donatti lachte. »Ich habe überall Freunde. Passen Sie gut auf sich auf.«
»Den gleichen Rat könnte ich Ihnen auch geben. Wie wär’s mit einem Namen?«
Die Leitung blieb still. Decker saß es aus. »Sal Crane.«
»Sal Crane.« Decker sprach den Namen laut vor sich hin, während er ihn aufschrieb. »Was macht Sal?«
»Sal macht sehr viel.«
»In der Musikbranche?«
»Wie soll ich sagen?« Eine lange Pause. »Sal arbeitet... im Bereich Entschädigungen. Covert zum Beispiel eine Band einen Song, dann sorgt Sal dafür, dass der Originalkünstler seine Tantiemen bekommt.«
»Dann wäre die Erwähnung seines Namens also hilfreich. Hätte Sal etwas dagegen, wenn ich seinen Namen benutze?«
»Nein, er würde es vielmehr verabscheuen. Aber wenn Sie ihn Banks gegenüber erwähnen, wette ich, dass er Sal garantiert nicht anruft, um zu überprüfen, ob Sie ein Freund sind. Und selbst wenn er es tut, würde Sal seinen Anruf ignorieren. Sal mag nicht vom Fußvolk belästigt werden. Er kann dann sehr ungehalten sein.«
»Sal ist also leicht reizbar?«
»Sind wir das nicht alle?«
17
Rina schenkte den Kaffee ein. »Mit wem hast du gestern Nacht im Schlafzimmerschrank telefoniert?«
Decker versteckte sein Gesicht hinter der Zeitung. »Wovon redest du?«
»Ich habe gehört, wie du aufgestanden bist, die Schranktür zugezogen und leise gesprochen hast.«
Erwischt. »Ein Spitzel.«
Rina grinste. »Bist du dir sicher, dass du nicht hinter meinem Rücken in Second Life mitspielst?«
»Durchsuch meinen Computer«, sagte Decker, »und wenn du etwas Schärferes entdeckst als Bilder vom Porsche Turbo Cabrio, bekenne ich mich schuldig.«
Rina setzte sich. »Erstens, warum solltest du mit einem Spitzel telefonieren, und zweitens, warum ruft dein Spitzel so spät an?«
»Ich ermittle gerade aktiv in einem Mord, statt wie ein richtiger Lieutenant Papierkram zu erledigen. Von der Aufklärung des Falls hängt eine Menge ab, und ich brauche Hilfe dafür. Und die zweite Antwort lautet, dass Spitzel sich nicht an die Geschäftszeiten einer Bank halten.« Er sah sie lächelnd an. »Noch Fragen, Mrs. Neugierig?«
»Eine einzige: Muss ich aufpassen?«
Decker sah in das Gesicht seiner Frau, das voller Sorge war. »Auf was?«
»Auf merkwürdige Menschen, die plötzlich vor unserer Haustür erscheinen?«
»Nein. Der Spitzel lebt dreitausend Meilen entfernt, es ist völlig unwahrscheinlich, dass er dir etwas antun würde.«
»Oh...« Schweigen. »Er.« Rina gab sich Mühe, ruhig zu wirken, obwohl sie es nicht war. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum er Donatti als Informationsquelle benutzte. Sie wechselte das Thema. »Cindy hat angerufen. Sie kommen zum Schabbes. Ich soll dir ausrichten, sie anzurufen, sobald du einen Moment Zeit hast.«
»Also gleich?«
»Sobald du Zeit hast... was so viel heißen könnte wie gleich.«
Er sah auf seine Uhr. »Macht es dir etwas aus, wenn ich sie jetzt anrufe? Vielleicht erwische ich sie noch, bevor sie zur Arbeit geht.«
»Natürlich nicht. Ich wecke mal unser Dornröschen. Kannst du sie zur Schule bringen?«
»Sicher. Falls du heute Mittag Zeit hast, könnten wir eine Stunde zusammen essen gehen.«
»Das sollte klappen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Ehemann auf die Wange. »Ruf mich an, wenn du nicht in Arbeit erstickst. Und bitte, bitte, bitte sei vorsichtig. Vielleicht bringt dir dein Spitzel eine Menge Informationen, aber das heißt auch, dass du mit dem weißen Hai schwimmst.«
Decker antwortete nicht sofort. Rina zählte schnell eins und eins zusammen – andererseits: Wie viele Spitzel von ihm lebten noch dreitausend Meilen entfernt?
Weitere Kostenlose Bücher