Arglist: Roman (German Edition)
Decker zuckte mit den Achseln. »Ich denke, wir sollten mehr über eine Verbindung zwischen Banks und Arlington herausfinden. Wenigstens die beiden sind noch lebendig. Leider erwidert Banks meine Anrufe nicht. Ich habe noch eine Geheimwaffe, und wenn die versagt, muss ich da wohl persönlich aufkreuzen.«
18
Obwohl Decker Rip Garrett noch nie getroffen hatte, erkannte er ihn am Aussehen: überarbeitet, unterbezahlt und stinksauer. Rein physisch gesehen war der Detective wohl Mitte dreißig, mittelgroß und normalgewichtig; die Haare waren voll und dunkel, die Augen hellbraun. Er trug einen hellbraunen Anzug, ein weißes Hemd mit einem verkrumpelten Kragen und eine rote Krawatte. Decker stellte sich vor, und sie schüttelten sich die Hände. Sobald die beiden Männer in einer Sitzecke Platz genommen und die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte, erklärte Decker die Sachlage und kroch ernsthaft zu Kreuze.
»Ich hätte gleich am Anfang anrufen sollen, aber ich wollte sehen, wie weit ich komme, ohne Sie zu belästigen.«
Rip Garrett musterte ihn, und in seiner Stimme schwang immer noch Verärgerung mit. »Sieht nicht so aus, als wären Sie weiter als am Anfang Ihrer Ermittlungen.«
»Nein, ich bin weiter, denn jetzt habe ich es außerdem mit einem toten Polizisten zu tun.« Decker zuckte die Achseln. »Er schluckte eine tödliche Dosis Schlaftabletten und hatte Schmauchspuren und Versengungen an der rechten Hand. Aber ich warte noch auf den offiziellen Autopsiebericht. Es ist doch geradezu verdächtig, dass es schon so lange dauert... wer weiß, ob jemand ihm das alles post mortem verabreicht hat.«
»Was macht Sie stutzig?«
»Die Wahl des Zeitpunkts. Ich fühle mich mies, wenn ich jemanden anrufe und mich mit ihm verabrede, um über einen fünfzehn Jahre alten Fall zu sprechen, und auf einmal ist der Kerl tot.«
»Muss an Ihrem Karma liegen«, meinte Garrett.
Decker hatte langsam genug von Garretts spitzen Bemerkungen. »Und wie lange sind Sie schon bei der Mordkommission?« Als Garrett nicht antwortete, funkelte er den jungen Mann wütend an. »Sie haben diesem Treffen hier zugestimmt, weil ich a) den höheren Dienstgrad habe und man nicht Nein sagt zu einem Detective Lieutenant mit dreißig Jahren Berufserfahrung, denn eines Tages könnten Sie mir unterstellt sein; weil Sie b) neugierig sind, was ich da verdammt noch mal vorhabe; und c) weil Ihnen, wenn Sie auch nur ein Minimum an Intuition besitzen, tief in Ihrem Inneren klar ist, dass die beiden Verhaftungen nicht korrekt sind: zwei Deppen, die ein Auto knacken und Ekerling umlegen, ihn in den Kofferraum verfrachten und dann mit dem auffälligen Mercedes eine Spritztour unternehmen.«
»Deppen, das ist das entscheidende Wort«, schoss Garrett zurück.
»Blödsinn. Irgendwas stimmt hier nicht, und Sie wissen nicht, was. Im Moment wissen Sie nur, dass Sie eine Aufklärung abgesichert haben mit zwei Pennern hinter Gittern, beide mit einem Strafregister, das länger ist als eine Rolle Klopapier. Selbst wenn sie Ekerling nicht ermordet haben, belasten Sie sich nicht mit einem Justizirrtum. Früher oder später wären beide sowieso im Knast gelandet.«
Garrett setzte zu einer Antwort an, ließ es jedoch bleiben.
Decker trat den Rückzug an. »Normalerweise bin ich nicht so ein grobes Arschloch, aber ich krieg jede Menge Druck von oben. Letztendlich, Garrett, kann ich Ihnen mehr nützen als schaden. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, und zwar im positiven wie im negativen Sinne.«
Die Bedienung kam an den Tisch und brachte für Garrett ein Clubsandwich, für Decker Hüttenkäse und Obst. Die Wassermelone war frisch, der Rest kam aus einer Dose Fruchtcocktail. Decker spießte ein Stück Ananas auf, steckte es aber nicht in den Mund. »Mittlerweile geht es um mehr als um einen ungelösten Fall. Ich habe einen toten Polizisten auf dem Gewissen. Ich habe Cal Vitton das Gespräch über Little aufgedrängt, und Vitton wollte nicht. Zwölf Stunden später ist der Mann tot.«
»Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Cal Vitton mit Primo Ekerling zu tun hat?«
»Bis jetzt weiß ich es eben nicht.«
»Und was ist die Verbindung zwischen Ben Little und Primo Ekerling außer einem ähnlichen modus operandi ?«
Zum ersten Mal sah Decker bei diesem Treffen ehrliche Neugier in Garretts Augen. »Keine Ahnung.« Er stocherte in seinem Hüttenkäse herum. »Was wissen Sie über Martel und Perry?«
»Langes Vorstrafenregister – Trunkenheit am Steuer,
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