Arglist: Roman (German Edition)
den Vorgang. Wieder verfärbte sich das Q-Tip bei jedem Versuch blau.
»Noch mehr Blut?«, fragte Keric.
»Sieht so aus.«
»Oder Kartoffeln?«
»Im Wohnzimmer wohl eher nicht.« Decker holte sein Handy hervor. »Es tut mir sehr leid, Ihnen das zumuten zu müssen, Mr. Keric, aber ich werde jetzt einige Experten der Spurensicherung anfordern. Die werden mir verraten können, ob es sich um Meerrettich oder Menschenblut handelt.«
»Warum suchen Sie hier nach menschlichem Blut? Ich habe Beschwerden erhalten, dass Rudy viel schreit, aber nicht am letzten Wochenende.«
»Mr. Keric, genau das ließ mich aufhorchen.« Decker ging sein Telefonbuch durch und rief im kriminaltechnischen Labor an. »Rudy zieht aus, und niemand hört einen Mucks von ihm.«
Wenn man außerhalb der Öffnungszeiten anrief, quälte einen die Voicemail-Ansage. Oliver widerstand der Versuchung, das Telefon in die Ecke zu feuern, und versuchte, eine Reg-dich-nicht-auf-Zen-Yoga-Pilates-Tai-Chi-Haltung einzunehmen, während eine anonyme Stimme herunterleierte:
Möchten Sie mit Richard Poulson verbunden werden, wählen Sie die 1.
Möchten Sie mit Annette Delain verbunden werden, wählen Sie die 2.
Möchten Sie mit Cyril Bach verbunden werden, wählen Sie die 3.
Möchten Sie mit Jared Little verbunden werden, wählen Sie die 4.
Oliver wählte die 4.
Die Leitung war frei, und als am anderen Ende tatsächlich eine menschliche Stimme ertönte, war Oliver einen Moment lang irritiert.
»Mr. Little?«
»Ja, Jared Little am Apparat. Und Sie sind?«
»Ich bin Detective Scott Oliver von der Los-Angeles-Polizei...«
»Ach ja, die Polizei. Mein Bruder sagte, Sie würden sich melden. Er hat mir erzählt, dass Sie Dads Fall wieder aufrollen.«
»Tatsächlich arbeiten mehrere Leute an diesem Fall. Könnten wir uns treffen, um darüber zu reden?«
»Selbstverständlich. Ich würde alles für meinen Vater tun.«
»Wann passt es Ihnen am besten?«
»Schlagen Sie was vor.«
»Wie wär’s mit...« Oliver sah auf die Uhr. Es war halb sechs abends. »Wohnen Sie noch in La Jolla?«
»Ja.«
»Ich könnte jetzt losfahren, dann wäre ich so gegen acht, halb neun bei Ihnen.«
»Heute Abend ist der Ausgehtag mit meiner Frau. Ich komme nicht vor zehn Uhr zurück. Dann wird es für Sie eine späte Heimreise nach Los Angeles.«
»Das macht nichts. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Zum Abendessen bin ich in La Jolla. Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder da sind, und ich schaue dann bei Ihnen vorbei.«
»Das klingt gut. Ich möchte nicht, dass Sie einfach so auftauchen, Ihre Marke vorzeigen und Grandma in Panik versetzen.«
»Grandma? Ihre Mutter macht den Babysitter?«
»Wohl kaum.« Ein Kichern. » Meine Großeltern. Sie wohnen in der Nähe. Und sie lieben ihren Urenkel. So haben alle etwas davon.«
»Die Eltern Ihrer Mutter?«
»Ja, die Eltern meines Vaters sind schon lange tot.«
»Wissen Sie, ich würde sehr gerne auch mit Ihren Großeltern reden. Wäre das möglich?«
In der Leitung blieb es erst einmal still. »Ich kann sie anrufen und fragen.«
»Das fände ich sehr hilfreich. Ich weiß, dass Sie sich noch an vieles aus dieser Zeit erinnern können, aber Sie waren erst dreizehn. Erwachsene haben da eine andere Sicht der Dinge.« Oliver machte eine Pause. »Ihr Bruder erwähnte einen Streit zwischen Ihrer Mutter und Ihren Großeltern.«
»Er stellt die Dinge zu einfach dar«, erwiderte Jared. »Es ist eher so: Wir alle lieben Mom, aber sie ist kompliziert. Wollen Sie mir neugierige Fragen über meine Mutter stellen?«
»Neugierig wäre zu viel gesagt.« Was natürlich nicht stimmte. »Es ist nur schwierig, über Ihren Dad zu reden, ohne Ihre Mutter zu erwähnen. Ich weiß, dass sie früher ein Problem mit dem Glücksspiel hatte. Wie man hört, hat sie es überwunden.«
Ein weiteres in die Länge gezogenes Schweigen. »Ist wohl mehr eine Art kalter Krieg. Aber egal, ich werde meine Großeltern fragen und mich dann bei Ihnen melden.«
»Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, Jared. Das wird unsere Ermittlungen ganz sicher voranbringen.«
»Kein Problem.« Er seufzte. »Ich weiß, man neigt dazu, die Toten auf ein Podest zu stellen, aber mein Vater war ein richtig guter Typ. Nelson, mein Sohn, sieht ihm sehr ähnlich. Er hat den gleichen einnehmenden Charakter, das gleiche Glitzern in den Augen, die gleiche Art, Respekt einzufordern. Mir ist klar, dass das komisch klingt, aber ich sag das nicht nur als stolzer Vater. Wir haben ihn gerade
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