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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gesehen – oder vielleicht auch auf seiner Hochzeit. Rufen Sie Jared an, er hält den Kontakt zu ihnen. Er ist ein guter Kerl. Aus ihm ist was Besseres geworden als aus mir.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat was aus sich gemacht.«
    »Was ist falsch daran, in einer Autowerkstatt zu arbeiten?«
    Nick lächelte. »Nichts. Ich will damit nur sagen, dass Jared im traditionellen Sinne erfolgreich ist. Er arbeitet als Immobilienanwalt unten in La Jolla.«
    »Selbst Anwälte geraten manchmal in Schwierigkeiten.«
    Jetzt lachte Nick laut. »Soweit ich weiß, ist es Jared gelungen, die Fallstricke zu umgehen, aber alles kommt mir natürlich auch nicht zu Ohren. Er könnte von mir aus genauso gut Sumpfparzellen an arme alte Damen verkaufen, trotzdem wäre er immer noch mein Bruder. Ich liebe ihn. Ende der Geschichte.«

23
     
    Imry Keric war eine gespenstische Gestalt. Decker konnte die Adern unter seiner durchsichtigen Haut genau sehen. Dick und blau pulsierten sie durch seine Hände und sehnigen Arme und zogen sich am Nacken entlang bis in den Kopf. Er sah aus, als hätte man ihn für einen Stromanschluss verkabelt.
    Rudolph Banks war drei Monate vor Ablauf seines Mietvertrags ausgezogen, hatte das noch zu zahlende Geld aber in bar in Kerics Briefkasten deponiert. Aus Sicht des Hausverwalters war Banks also ein vorbildlicher Mieter, da er pünktlich gezahlt und keine wilden Partys gefeiert hatte.
    »Die Nachbarn meinten, er hätte viel und laut rumgeschrien«, merkte Decker an.
    »Ach...«, Keric fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, »wer schreit nicht mal irgendwann?« Er steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Wohnungstür. »Er hat nichts beschädigt und die Räume sauberer hinterlassen, als es meine Putztruppe tun würde. Ich mische mich da nicht ein. Sie werden’s ja sehen.«
    Decker betrat das Apartment und ging tatsächlich durch leere und geschrubbte Räume: schlechte Vorzeichen, um noch irgendwelche Spuren von Bedeutung aufzusammeln.
    Mist.
    Er fing in der Küche an, aber Banks hatte gründliche Arbeit geleistet. Schränke, Schubladen, Kühlschrank – alles leer. Die Regale waren geputzt, keine Krümel zu sehen. Der Ofen sah einigermaßen appetitlich aus. Die Wände waren in abgetöntem Weiß mit einer seidenmatten Lackfarbe gestrichen. Normalerweise bekam die Farbe einen Gelbstich, vor allem in der Küche, wo Hitze und Kochdämpfe verheerende Auswirkungen haben. Aber abgesehen von ein paar Schrammen schien der Anstrich frisch zu sein.
    Das Wohnzimmer war in ein Graugrün getaucht und die Farbe genauso neu wie in der Küche, nach der Anzahl der Kratzer und Kerben zu urteilen. Die Aktbilder waren verschwunden, nur die Nägel in der Wand deuteten noch darauf hin, dass die Wände einmal geschmückt gewesen waren. Der Holzboden sah aus, als sei er erst kürzlich frisch versiegelt worden. Decker fragte Keric danach.
    »Wenn er das war, dann hat er mich nicht um Erlaubnis gefragt.«
    »Also war es nicht Banks, der das angeleiert hat.«
    »Na, ich würde schon sagen, er war’s.« Keric zuckte mit den Achseln. »Aber ich beschwere mich nicht. Sieht doch gut aus.« Der Hausverwalter zeigte in eine Ecke. »Da hinten sind ein paar Kratzer.«
    »Wahrscheinlich von den Umzugsleuten.«
    »Vielleicht.«
    »Irgendeine Idee, warum er die Böden neu gemacht hat?«
    »Nein. Er hatte einen sehr guten Geschmack. Sehr... vornehm.«
    »Nun, er war kein besonders vornehmer Typ.«
    Keric zuckte wieder mit den Achseln. »Zu mir war er immer freundlich. Sonst noch was?«
    »Hat Mr. Banks eine Nachsendeadresse hinterlassen?«
    »Vielleicht bei der Post, bei mir nicht.«
    Dann würden sie keine Nachsendeadresse herausfinden, denn Decker hatte bereits bei der Post angefragt, während er auf den Hausverwalter gewartet hatte. »Ich schau mich kurz im Rest der Wohnung um.«
    »Dauert das noch lange?«
    »Nicht zu lange.« Decker überprüfte das Badezimmer; Stellflächen und Schränke waren leer. Ein Schlafzimmer war beige, ein zweites braun gestrichen. Beide waren makellos, bis auf kleine Nagellöcher in den Wänden. »Werden Sie die Räume neu streichen lassen?«
    »Für mich sieht das hier alles hübsch und ordentlich aus. Wenn sich niemand beschwert, lasse ich alles so.« Keric rasselte mit seinem Schlüsselbund. »Gehen wir?«
    Decker begutachtete noch die Holzböden der Schlafzimmer. Das Parkett im Wohnzimmer war in einem von der Mitte ausgehenden Rautenmuster verlegt, wohingegen die Eichendielen hier im Landhausstil

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