Arglist: Roman (German Edition)
trotz ihrer Spielsucht geheiratet.«
»Ja.«
»Wie hat er sie unter Kontrolle gehalten?«
»Er hat das Geld verwaltet und sie beobachtet, und sie traute sich nicht, ihn zu hintergehen. Und ab und zu fuhr er mit ihr nach Las Vegas, da konnte sie dann Dampf ablassen.«
»Hat das nicht vielmehr die Abhängigkeit genährt?«
»Wahrscheinlich schon, aber er versuchte, so nett wie nur irgend möglich zu ihr zu sein. Solange sie nicht an das Geld kam, lief es ganz gut zwischen den beiden.«
»Welches Geld? Seins?«, hakte Oliver nach.
»Nein, das Geld, das wir für Melinda zur Seite gelegt hatten. Wir hatten über eine halbe Million Dollar in einen Treuhandfonds eingezahlt. Für große Anschaffungen – ein Haus, Ausbildung, Rücklagen. Geld, das sie als Erwachsene vielleicht brauchen würde. Kein Geld, das für die Spieltische in Vegas bestimmt war.«
»Natürlich«, sagte Marge. »Und wann sollte sie an das Geld herankommen können?«
»In zwei Schritten. Die eine Hälfte sollte es geben, wenn sie fünfundzwanzig wurde, die andere zum dreißigsten Geburtstag. Aber wir konnten die Zeichen der Zeit erkennen. Es würde nicht so laufen.« Sie senkte den Kopf. »Der Fonds setzte für uns eine Verschwendungsklausel für genau solche Fälle ein. Diese Klausel besagte, dass wir das Geld jederzeit aus dem Fonds nehmen und auf unser Konto zurückholen konnten.«
»Ich sehe, worauf das hinausläuft«, meinte Oliver.
»Sie war außer sich und drohte damit, nie wieder mit uns zu reden und dass wir unsere zukünftigen Enkel niemals sehen dürften.« Delias Augen füllten sich mit Tränen. »Eine grauenvolle Szene! Gott sei Dank war Ben da.«
»Wie ging es weiter?«
Delia unterdrückte ein Schluchzen. »Er bot uns eine Alternative an. Wir würden Melinda das Geld geben, aber Ben hätte die volle Verfügungsgewalt darüber.«
»Und Sie hatten nichts dagegen«, fragte Marge, »dass Ihr Schwiegersohn an das Geld herankam?«
»Was immer er damit anfangen würde, wäre besser als alles, was Melinda gemacht hätte. Er versprach uns, das Geld zum Wohle der Familie zu verwenden – die Ausbildung für ihre zukünftigen Kinder; die Jungs waren ja noch nicht mal auf der Welt. Er sagte, er würde eine Lebensversicherung abschließen und gelegentlich etwas Schönes für die Familie kaufen, ein Boot oder ein Auto. Er würde ihr Schmuck kaufen, damit sie etwas nur für sich hätte. Er versprach, ihr Geld zu verwalten, damit wir sicher sein könnten, dass es gut angelegt wäre.«
»Und Melinda hat dem zugestimmt?«
»Entweder so oder gar kein Geld. Wir ließen sie ihre Zustimmung schriftlich niederlegen.« Sie blickte zur Seite und seufzte. »Und Ben, Gott hab ihn selig, hat Wort gehalten. Er hat sich vor jeder Anschaffung mit uns beraten, obwohl er dazu nicht verpflichtet war. Es war unsere Idee, das Geld für den Mercedes auszugeben. Wir wollten ihn belohnen.«
Sie ließ den Kopf hängen. »Niemand rechnete damit, dass er sterben würde. Kaum war er weg, versetzte sie alles: ihre Ersparnisse, ihren Schmuck, das Boot, das Wohnmobil, die Autos und seine Lebensversicherung. Zum Glück kam sie nicht an die Ausbildungsfonds der Jungs. Sie tischte mir ein Lügenmärchen über einen Privatdetektiv auf, für den sie das ganze Geld gebraucht hätte. Mit dem Geld, das sie verbraten hat, hätte sie ganz Pinkerton anheuern können. Das Ganze war so offensichtlich und einfach nur erbärmlich.«
»Vielleicht wollte sie ihr Gesicht wahren«, überlegte Marge.
»Oder uns dazu bringen, ihr noch mehr Geld zu geben. Wir sind nicht darauf reingefallen. Unsere finanzielle Unterstützung ging immer direkt an die Jungs. Wir kauften ihnen Kleidung, wir kauften ihnen Computer, wir bezahlten ihre Krankenversicherung, und wir bezahlten die Gebühren für ihre Privatschulen. Jedes Jahr zu Weihnachten erhielten sie eine Kiste mit den neuesten Spielsachen. Melinda bekam einen Geschenkgutschein von Saks über fünfhundert Dollar.«
»Das ist nicht wirklich geizig«, meinte Marge.
»Oh, für sie schon... sie war rasend vor Wut, aber was sollte sie tun? Sie konnte die Jungs nicht selbst versorgen, also war sie auf uns angewiesen.«
»Und nach ihrer Hochzeit?«
»Ließ sie uns wie eine heiße Kartoffel fallen.« Wieder schossen ihr Tränen in die Augen. »Nach allem, was wir für sie getan hatten, brach sie einfach den Kontakt ab. Den Jungs gegenüber verhielt sie sich nicht viel besser. Wir hatten Glück, dass sie uns verbunden blieben... Jared
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