Arglist: Roman (German Edition)
zumindest.«
»Und Nick?«
»Wie ich bereits sagte, ich würde Nick gerne wieder in den Schoß der Familie aufnehmen. Nick und Jared reden viel miteinander. Jared legt immer großen Wert darauf, mir zu sagen, dass Nick uns grüßen lässt.« Sie atmete einmal tief durch. »Mal gewinnt man, mal verliert man. Ich stehe Jared näher als seine Mutter... nicht, dass es ihr was ausmacht. Ihre wahre Liebe ist das Glücksspiel. Mike ist der beste Ehemann, den sie je haben wird, denn er finanziert sie. Warum auch nicht? Er hat Millionen. Glauben Sie, er gibt seinen Stiefsöhnen irgendetwas ab?«
»Er teilt seinen Reichtum nicht?«, ging Oliver auf die Frage ein.
Delia machte eine Pause. »Das war nicht fair von mir. Es könnte sein, dass er es angeboten hat und sie abgelehnt haben.« Sie wischte sich über die Augen. »Es ist furchtbar. Sie ist mein einziges Kind. Natürlich liebe ich sie. Wir lieben sie. Wir hätten so gerne ein gutes Verhältnis zu ihr, aber nicht, wenn wir uns von ihren Wutausbrüchen beschmutzen lassen müssen. Ich will nicht mehr zulassen, dass sie uns anbrüllt. Ich will auch keine Litanei mehr darüber hören, was wir alles falsch gemacht haben.« Sie rang ihre Hände. »Gott, ich vermisse Ben. Bitte finden Sie heraus, wer das getan hat.«
»Wir arbeiten hart daran«, bestätigte Oliver.
»Als der Mord geschah, gab es da verschiedene Theorien?«, fragte Marge.
»Wie meinen Sie das? Die Polizei sagte, es war Carjacking.«
»Ben war auf dem Heimweg von einem Gemeindetreffen. Es befanden sich noch andere Leute auf dem Parkplatz. Wie überwältigt man einen solchen Mann?«
»Das weiß ich nicht, Sergeant«, erwiderte Delia, »aber vielleicht hat der nagelneue Mercedes die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.«
»Glauben Sie nicht«, mischte Oliver sich ein, »er hätte bemerkt, wenn jemand eilig auf das Auto zugegangen wäre? Er hätte ja nur das Gaspedal durchzudrücken und loszufahren brauchen.«
»Detective, manchmal ist man einfach zu sehr involviert, um Dinge zu bemerken. Ich hätte misstrauisch werden müssen, als Melinda von ihrem Vater Pokern lernen wollte, aber damals fand ich das einfach niedlich. Ich hätte misstrauisch werden müssen, als Mark ihr Würfelspiele beibrachte, aber ich dachte, das ist eben eine enge Vater-Tochter-Bindung. Ich hätte misstrauisch werden müssen, als wir sie das erste Mal mit zwölf nach Las Vegas mitnahmen und sie unbedingt an einem Spielautomaten Geld einwerfen wollte. Wir ließen ihr ihren Willen, obwohl man uns aus dem Casino hätte schmeißen können. Ich dachte nur, sie sei einfach begeistert und aufgeregt. Bis ich tatsächlich ein gesundes Maß an Misstrauen entwickelt hatte, war es zu spät. Vielleicht ging es Bennett genauso. Bis er diesen Unmenschen tatsächlich wahrnahm, hielt der ihm schon eine Pistole an die Schläfe.«
Wieder eine Spätschicht. Decker parkte das Auto einen halben Block von zu Hause entfernt und rief von dort aus an. Er wollte nicht, dass Rina das Gespräch mitbekam, denn er wusste, was sie dazu sagen würde. Er war darauf eingestellt, eine Nachricht zu hinterlassen, und deshalb überrascht, als Donatti den Anruf persönlich entgegennahm. Im Osten war es ein Uhr morgens.
»Ich hab Sie geweckt.«
»Schön wär’s. Ich habe seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen.«
»Lass die Finger von den Aufputschmitteln, Chris. Sie sind schlecht für die Leber, und sie machen aus niedlichen Depressionen böse Aggressionen.«
»Was wollen Sie diesmal?«
»Rudy Banks wird vermisst.«
»Und?«
»Ich dachte mir, Sie hätten was dazu zu sagen.«
»Meine Güte, Decker, ich weiß kaum, was in meinem eigenen Revier los ist, geschweige denn fast fünftausend Kilometer von hier.«
»Stellen Sie einfach ein paar Leuten ein paar Fragen, okay? Wir haben Blut in seiner Wohnung gefunden.«
»Dafür haben Sie doch Techniker, oder?«
»Genau, ich glaube, es ist ein Tatort, aber ich glaube nicht, dass es Rudys Blut ist.«
»Wenn’s nicht von Rudy stammt, was interessiert es Sie dann?«
»Genau da liegt das Problem: Es interessiert mich eben. Rufen Sie einfach nur Ihren übellaunigen Produzentenfreund Sal an und lassen Sie ihn sich ein bisschen umhören. Es wäre zumindest ganz nützlich zu wissen, ob Banks tot oder lebendig ist.«
»Und was habe ich davon?«
»Sie haben mich als Vaterfigur. Besser als die Ausgeburt des Teufels, die Sie gezeugt hat, oder das Ungeheuer, das Sie großgezogen hat.«
»Wohl wahr, dass ich mit Vätern
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