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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Küste entlangzog –, fiel sie ins Evakuierungsgebiet und hatte damit eigentlich Anspruch auf die nächstgelegene Notunterkunft, in ihrem Fall die Arthur Ashe Middle School in Fort Lauderdale. Puh hoch zehn! Tausende verängstigter Menschen, die in einer überfüllten Turnhalle Erdnussbutterbrote mampften und auf Schlafsäcken pennten. Das kam erst recht nicht in Frage. Manny hatte sie gefragt, ob sie nicht zu ihm kommen wolle, aber North Beach, wo er wohnte, nur wenige Straßen vom Strand entfernt, gehörte ebenfalls zum Evakuierungsgebiet. Und so kuschelig und romantisch die Vorstellung auch war: Eine Sturmflut mit Wellen von sieben und mehr Metern Höhe, wie sie prognostiziert wurde, würde nicht nur die Hotels und Häuser direkt am Strand auslöschen, sondern auch alles im Umkreis von gut anderthalb Kilometern landeinwärts – zumindest behauptete das der gutgelaunte Meteorologe von Channel 6. Außerdem bestand auch noch die höchst realistische Möglichkeit, dass Manny entweder von der City angefordert wurde oder sich freiwillig irgendeiner Organisation, Sondereinheit oder auch bedürftigen Freunden zur Verfügung stellte, und Daria nicht nur mit der Angst vor einer Sturmflut, sondern auch mit Rufus alleine ließ, seinem schuhfetischistischen Köter, der schon wegrannte, wenn man nur die Spülmaschinenklappe zuknallte. Sie hatte den Kopf voller Bilder von dem katastrophalen Tsunami, der im März die japanische Küste verwüstet hatte. Nein danke. Außerdem konnte sie, wenn sie sich freiwillig zum Telefondienst im EOC meldete, vielleicht zumindest wieder ein paar Pluspunkte beim Oberstaatsanwalt und Vance Collier sammeln. Und falls es doch zur totalen Katastrophe kam und in Miami nichts mehr so sein würde wie vorher, gab es hier wenigstens geschultes Personal, das ihre Leiche unter den Trümmern ausgraben konnte, und nicht nur einen ehemaligen Bombenspürhund, der lieber selbst um sein Leben schwamm, als seinen haarigen Hundehals zu riskieren und Herrchens Freundin zu retten. Und so hatte Daria ihre Mutter, Marco und Manny angerufen und ihnen allen gesagt: Danke, aber nein, vielen Dank . Und am Nachmittag, nachdem die Polizei es endlich aufgegeben hatte, durch ihr Viertel zu fahren und alle Bewohner aufzufordern, schleunigst von hier zu verschwinden, hatte sie sich von ihrem Häuschen verabschiedet, ihr einziges Paar Riemchen-Manolos, die sie im Outlet von Neiman Marcus reduziert erstanden hatte, in den Koffer gepackt, die Haustür abgeschlossen und war durch die menschenleere Straße davongefahren. Mitten hinein in eine Stadt, die jeder, der noch halbwegs bei Verstand war, so schnell wie möglich zu verlassen versuchte, wie in einem dieser scheußlichen Weltuntergangs-Horrorfilme.
    Regen peitschte an die Fenster des EOC, und heftige Windstöße knickten die Palmen um. Die ersten Ausläufer von Artemis waren bereits angekommen. Es konnte nur noch schlimmer werden. Daria hatte seit dem späten Vormittag nicht mehr mit Manny gesprochen, und jetzt fragte sie sich doch, was aus Rufus geworden war und ob Manny es riskiert hatte, ihn mit zu seiner Stiefschwester zu nehmen. Im Grunde hätte sie ihn auch mit hierher nehmen können. Die anderen machten nicht den Eindruck, als hätte sie das gestört. Sie zog das Handy aus der Tasche, um nach neuen Nachrichten zu schauen. Nur Notruf möglich . Vielleicht waren die ersten Funkmasten ja schon umgekippt …
    Sie fuhr zusammen, als ihr jemand auf die Schulter tippte. Es war Nigel Peris, einer der Polizisten vom Miami-Dade PD aus dem Erdgeschoss.
    «Mein Gott, Nigel! Hast du mich erschreckt! Warte doch einfach noch, bis es donnert und das Licht flackert, bevor du dich so anschleichst.»
    «Tut mir leid, Daria», sagte Nigel. «Aber da ist ein Anruf für dich auf der Zwei. Ich hab ihn dir auf die Zentrale gelegt.»
    «Wer ist es denn?», fragte sie, schon auf dem Weg zum Empfangstisch.
    «Alvarez von der City. Und was das Licht angeht, keine Sorge. Wir haben einen Notfallgenerator.» Er nickte ihr zu und machte sich wieder auf den Weg nach unten. «Du kannst den Sturm also kommen sehen – bis er dir den Hörer aus der Hand reißt.»
    «Na, da bin ich ja beruhigt», gab Daria zurück. Dann wandte sie sich zum Telefon. «Hey! Wie läuft’s bei dir? Ich habe …»
    «Was hast du getan?», fiel Manny ihr ins Wort. Er klang fuchsteufelswild.
    «Bitte?» Ihr Magen krampfte sich zusammen, und eine Welle von Schuldgefühlen stieg aus unbekannten Tiefen. Sie wusste nicht mal,

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