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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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hatte das dumme Ding mit dem Bohrer erwischt und sich fast den Nagel abgerissen. Er leerte sein Bier und stand auf, um sich ein Pflaster zu holen und nicht die letzten verbliebenen Schutzplatten vollzubluten. Noch ein Fenster, dann war er fertig. Und konnte nur noch hoffen, dass auch alles hielt. Dass sein hübsches, windschiefes Häuschen noch stand, wenn er morgen früh zurückkam. Dass überhaupt noch irgendetwas stand, nicht nur sein Häuschen, sondern das ganze hübsche Viertel hier. Es hatte einiges für sich, das billigste Haus der Straße zu bewohnen, aber das einzige übriggebliebene Haus in der Straße zu haben, das war irgendwie weniger reizvoll.
    Rufus begrüßte ihn laut bellend an der Tür, aber es dauerte einen Moment, bis das Schwanzwedeln einsetzte. Selbst Rufus spürte, dass etwas faul war mit der Welt. Der Hund verhielt sich schon seit zwei Tagen merkwürdig, versteckte sein Spielzeug im ganzen Haus und lief so nervös auf und ab wie ein werdender Vater vor dem Kreißsaal. Manny wollte ihn am Abend mit zu seiner zwangsneurotischen Stiefschwester nach Miami Lakes nehmen und konnte es eigentlich nicht gebrauchen, dass der Hund Carolina noch verrückter machte, als sie sowieso schon war. Rufus sollte sich so zurückhaltend und unauffällig benehmen, wie das einem fünfzig Kilo schweren, nervlich angeschlagenen Bombenspürhund nur möglich war. Schon unter idealen Bedingungen waren Carolina und Rufus nicht gerade auf einer Wellenlänge, was ursächlich daran lag, dass Rufus ein Hund war und Carolina als Fünfjährige einmal fast von einem Pitbull zerfleischt worden wäre. Dass sie im Grunde selbst daran schuld gewesen war, weil sie den Köter so lange am Schwanz gezogen hatte, bis der sich umdrehte und ihr das Gesicht wegbeißen wollte, tat da kaum etwas zur Sache. Und nachdem auch noch der Rest der Familie im Wohnzimmer campieren würde, inklusive der alten Mutter, die jedes Mal Zustände bekam, wenn es ohne Vorankündigung an der Tür klingelte, war damit zu rechnen, dass Carolinas Geduldvorräte nicht gerade üppig sein würden. Als könnte er Gedanken lesen, sprang Rufus an Manny hoch und bellte ihm direkt ins Gesicht. Vielleicht sollte er dem Kläffer etwas Benadryl verabreichen; Carolina konnte unter Umständen ganz schön hartherzig sein, und wenn man sie zu sehr reizte, setzte sie Rufus und Manny womöglich gleich beide nur mit einem Schirm vor die Tür und überließ sie ihrem Schicksal. Ihr Haus war nicht Mannys allererste Wahl als Notunterkunft, aber wie er wohnte auch Daria in einer Evakuierungszone auf der falschen Seite des Federal Highway, und Carolina war das einzige Familienmitglied, das nicht in einem Wohnwagen hauste. Außerdem wollte seine Mutter ihn dahaben.
    Manny angelte gerade mit der unverletzten Hand nach einem Hundekuchen für Rufus und einem Geschirrtuch für den kaputten Daumen, als sein Handy klingelte. Er erkannte die Nummer nicht gleich. Normalerweise wäre er gar nicht rangegangen, aber was war an einem solchen Tag schon normal? Den ganzen Morgen klingelte das Telefon praktisch ununterbrochen, und meistens waren es Anrufe aus dem Department.
    «Alvarez.»
    «Detective Alvarez, hier ist Sergeant José Castano von der Gefängnisbehörde Miami-Dade. Es tut mir schrecklich leid, dass ich Sie stören muss, Sir, vor allem, wo uns gerade dieser Sturm ins Haus steht und das alles. Sie sind bestimmt sehr beschäftigt …» Er klang jung. Und nervös.
    «Ja, hier ist ganz schön was los. Wird bei Ihnen aber nicht anders sein. Wo liegt denn das Problem?» Manny wurde es eng um die Brust. Der Mann klang, als wollte er ihm gleich mitteilen, dass seine Mutter gestorben war. Wobei dann natürlich nicht die Gefängnisbehörde bei ihm anrufen würde. Die meldeten sich höchstens, wenn einer seiner Angeklagten sich umgebracht oder geprügelt hatte. Und sie meldeten sich, wenn jemand von einem anderen verpfiffen worden war. Aber so klang dieser Anrufer nicht. Und nachdem die Uhr gerade auf den Weltuntergang zutickte, war es auch insgesamt nicht sehr wahrscheinlich, dass sie ausgerechnet jetzt wegen eines solchen Vorfalls anriefen.
    «Also, es gab da ein Missverständnis. Oder ehrlich gesagt eher einen Fehler, Detective. Wir gehen der Sache im Moment bereits nach, nur dass Sie’s wissen.» Der Sergeant räusperte sich. «Aber wir hatten doch das Gefühl, es wäre wichtig, Ihnen Bescheid zu sagen, damit Sie gegebenenfalls die Sicherheitsmaßnahmen einleiten können, die auf Ihrer Seite

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