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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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der das oder auch die Annahme stützen würde, Detective Alvarez könnte Richter Paulus durch Täuschungsmanöver zum Unterzeichnen des Durchsuchungsbefehls gebracht haben. Kein einziger, Euer Ehren. Der Angeklagte ist seiner Beweislast nicht nachgekommen, der Durchsuchungsbefehl muss seine Gültigkeit also behalten. Es steht der Verteidigung frei, die Glaubwürdigkeit einer Zeugenaussage im Rahmen einer eidesstattlichen Erklärung oder im Prozessverlauf in Zweifel zu ziehen, aber nicht durch einen Aufhebungsantrag.»
    Er kam sich vor, als würde er das stabile Dach eines Hauses anpreisen, das einen Wasserschaden im Keller hatte. Seine Argumentation war rechtlich korrekt und das Dach tatsächlich stabil, und doch lauerte da ein ernsthaftes Problem an anderer Stelle. Wenn man die Wände aufriss, könnte man die schadhaften Rohre klar erkennen.
    Richterin Becker musterte Vance mit leicht geneigtem Kopf, als wartete sie darauf, dass er weitersprach. Mit einer Handbewegung brachte sie Joe Varlack, der bereits zu einer Erwiderung ansetzen wollte, zum Schweigen. «Was allerdings in diesem Fall nicht möglich sein wird, Mr. Collier», meinte sie ungerührt, «da uns Ms. Modic weder eine eidesstattliche Erklärung abgeben noch im Prozess aussagen kann. Sie ist tot.»
    «Sie wurde ermordet, Euer Ehren.»
    «Das ist bedauerlich, aber im Rahmen dieser Anhörung irrelevant. Dann soll die Verteidigung also schlucken, was zu schlucken ist?» Die Richterin klang nachdenklich. «Sie soll hinnehmen, was ihr durch Detective Alvarez’ Durchsuchungsbefehl präsentiert wird, und sich nicht weiter aufregen?» Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und tippte mit dem Finger auf ihr Exemplar der Antragsbegründung. «Ms. Modic ist tot, und die Verteidigung kann sie nicht mehr dazu befragen, was sie gesehen und unter welchen Umständen sie es gesehen hat. Sie kann nicht beurteilen, ob Ms. Modic eine seriöse Zeugin ist, weil sie sie nicht kennenlernen konnte. Sie kann sich kein Bild von ihrer Glaubwürdigkeit machen.» Die Richterin setzte ihre Betonungen sehr gezielt.
    Mist . Vance blickte auf seine Notizen, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Ein Schweißtropfen war von seiner Stirn auf das Blatt gefallen. Er sah zu, wie der Tropfen über den Antrag glitt, dabei die Tinte verschmierte und einzelne Wörter unleserlich machte. Das Haus stand zwar noch, aber die Bauprüfer rückten bereits an, klopften die Balken ab und spähten in die dunklen Ecken, auf der Suche nach dem Schaden, von dessen Existenz sie wussten.
    Die Richterin deutete mit ihrem Stift auf Manny, der mit am Tisch der Staatsanwaltschaft saß. «Detective Alvarez, Sie stehen weiterhin unter Eid. Ich hätte da ein paar Fragen an Sie. Warum bezeichnen Sie Ms. Modic in Ihrer eidesstattlichen Erklärung als ‹anonyme Quelle›? Warum nennen Sie sie nicht beim Namen?»
    Bingo . Vance schloss die Augen. Die Richterin hatte den Tippfehler ebenfalls entdeckt. Jetzt standen die Bauprüfer im Haus und hielten auf die Kellertreppe zu.
    Die Fragen, die Vance am meisten gefürchtet hatte, flogen jetzt nur so durch den Saal. Und natürlich weckte dieser Dauerbeschuss auch Justice Joe aus dem Nickerchen, das sein Hirn offenbar gemacht hatte. Vance sah, wie er in seinen Unterlagen blätterte, sich das eine oder andere notierte, den dünnen, blonden Pferdeschwanz über die Schulter drapiert wie den Schwanz einer alten Katze. Gut möglich, dass er noch nicht überrissen hatte, wo genau das Problem lag, aber dass es eines gab, das hatte er kapiert.
    «Sie befürchtete, der Angeklagte könnte sie aufsuchen, wenn sie im Durchsuchungsbefehl namentlich genannt würde», erklärte Manny. «Verständlich, finde ich, wenn man bedenkt, was mit Holly Skole passiert ist. Wenn Marie Modic an jenem Abend den Club nicht durch die Hintertür verlassen hätte, hätte ich vielleicht gleich im Mord an ihr ermitteln müssen.» Er sah zu Talbot Lunders hinüber, der ungerührt geradeaus blickte. «Und wie es später für sie gelaufen ist, haben wir gesehen.»
    «Das lassen wir mal lieber, Detective.» Die Richterin seufzte und musterte Vance über den Rand ihrer Brille hinweg. «Genau da liegt das Problem, Mr. Collier, und das wissen Sie. O ja, das wissen Sie sehr wohl.»
    Vance lief rot an. Ein einziges verflixtes Wort hatte die Sachlage in einem ansonsten wasserdichten Durchsuchungsbefehl komplett verändert. Ein Durchsuchungsbefehl, der die einzigen greifbaren Beweise in einem Indizienprozess geliefert

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