Argus #5
treffen. Sehr schlau. Beide Teams hatten ihre B-Spieler geschickt. Manny setzte sich den beiden gegenüber. Er könnte jetzt ein paar Minuten darüber quatschen, wie es Talbot im Gefängnis gefiel, aber das Leben war zu kurz, und Manny wollte keine Zeit mit Dingen verschwenden, die ihm vollkommen am Arsch vorbeigingen. «Kommen wir gleich zur Sache, Ms. Simmons: Ich möchte mit Ihrem Mandanten über die Nacht sprechen, in der Holly Skole verschwand.»
«Ich habe Talbot geraten, nichts zu sagen, Detective.»
«Gratuliere, Ms. Simmons. Aber Sie sind ja da, und ich bin mir sicher, wenn er Beistand braucht, kann er sich an Sie wenden. Und wenn er mir Antworten auf einige meiner Fragen geben will, kann er das auch tun.» Er sah Talbot an. «Wenige Minuten nachdem Sie das Menace verlassen hatten, haben Sie telefoniert, Talbot. Wir haben die Anruflisten. Wir kennen die Nummer: 305-697-9980. Wir wissen auch, dass es ein Kartenhandy war. Wir wissen nur nicht, mit wem Sie gesprochen haben. Haben Sie Lust, uns das zu verraten?»
Anne-Claire sah ihren Mandanten an und schüttelte den Kopf.
Talbot schwieg.
«Na gut.» Manny nahm den Notizblock heraus. «Sie haben zwischen 4 Uhr 12 und 5 Uhr 30 noch fünfmal mit derselben Nummer telefoniert. Und zwar aus Miami zu einem Kartenhandy in Miami, und Sie wechselten dabei die Handymasten. Die beiden letzten Anrufe gingen über einen Handymast in Turkey Point, Sie waren also in südlicher Richtung unterwegs. Mit wem haben Sie gesprochen, Talbot? Und worum ging es in den Gesprächen?»
Anne-Claire hielt die Hand hoch, nur für den Fall, dass Talbot es sich anders überlegte. «Sie sind der Ermittler. Sagen Sie es uns.»
«Lassen Sie uns hier keine Spielchen spielen, Ms. Simmons. Bitte. Ich will ehrlich sein: Ich glaube, Mr. Talbot hatte einen Partner, jemanden, der vielleicht an der Ermordung von Holly Skole beteiligt war. Ich will wissen, wer derjenige ist und welche Rolle er gespielt hat.»
«Machen Sie uns gerade ein Angebot?», fragte Anne-Claire.
«Ich habe mit der Anklägerin gesprochen. Je nachdem, was für Informationen Sie uns geben, besteht die Möglichkeit eines Deals. Eines richtigen Deals – so was in Richtung wie, die Todesstrafe verschwindet vom Tisch. Aber ich muss die Information natürlich erst haben, bevor ich Ihnen sagen kann, was sie wert ist.»
Talbot lehnte sich über den Tisch. «Sie haben nichts in der Hand», flüsterte er.
Manny runzelte die Stirn und lehnte sich ebenfalls vor. «Trotzdem sind Sie hier, oder? Gefällt Ihnen die Unterbringung, junger Mann?»
Talbot grinste. «Der Fall bekommt jede Menge Presse. Meine Anwältin hier hat mir gesagt, dass Court TV den Prozess übertragen will. Live, im Herbst. Wie finden Sie das? Das wird aufregend. Aufgepasst, ihr Hausfrauen! Hier kommt der neue Bachelor !»
«Wie bitte?» Manny starrte Anne-Claire ungläubig an.
Anne-Claire sah verlegen in ihre Unterlagen. «Ich habe nur erwähnt, dass jemand angerufen hat …»
«Eine Live-Übertragung. Sehr aufregend. Stellen Sie sich das mal vor, Detective. Und 48 Hours ist auch interessiert. Meine fleißigen Anwälte versuchen sogar, ein True Crime Special zu organisieren», fuhr Talbot fort. «Es geht nichts über einen Anwalt mit Hollywood-Connections. Vielleicht machen sie auch einen Fernsehfilm, hat Mr. Varlack gesagt. Oder eine Fortsetzungsgeschichte auf FX? Das war meine Idee.»
«Talbot, bitte …», sagte Anne-Claire leise. «Nichts davon ist abgesprochen.»
«Das Ganze könnte Verleumdet! heißen. Das wäre doch knackig, was, Detective? Kann sein, dass wir noch eine Hauptrolle für Sie haben. Wie in der alten Serie, von der mein alter Herr immer schwärmt: Dr. Kimble auf der Flucht . Sie könnten den hitzköpfigen, schusseligen Detective spielen, der den Helden nie erwischt. Woche für Woche, und der Mörder immer zwei Schritte voraus.»
«Mit so was halten Sie ihn bei Laune?», knurrte Manny. «Dass er ein Star im Reality-Fernsehen wird?» Dann wandte er sich wieder an Talbot. «Hören Sie mal zu, Sie kleines Arschloch. Sie sind achtundzwanzig Jahre alt. Sie sehen gut aus, das muss man Ihnen lassen. Ex-Model und so weiter. Hat sicher Spaß gemacht auf dem Laufsteg, mit Ihrem hübschen Knabengesicht und den schönen Beinen und der großen Klappe. Ja, ich weiß von Ihren großen Plänen, die leider nicht geklappt haben, weil Sie leider doch nicht gut genug aussehen. Oder vielleicht hatten Sie keine Lust, mit den anderen Knaben warmzuwerden.
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