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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Verletzungen sprachen eindeutig dafür, dass es sich um einen Serientäter handelte. Ein drittes Opfer wurde sechs Wochen später in einem Schuppen in Miami Beach entdeckt. Drei Leichen, drei Gerichtsbarkeiten, drei Polizeidienststellen auf dem Plan. Kein gutes Szenario. Eine Taskforce wurde eingerichtet, geleitet von Special Agent Dominick Falconetti vom Florida Department of Law Enforcement (FDLE), und die ganze Mannschaft zog in eine neue Kommandozentrale im Miami Regional Operations Center des FDLE auf der anderen Seite der Stadt.
    Zwei Jahre lang war Manny beim Essen, Schlafen und Atmen mit Cupido beschäftigt gewesen – und wurde zu den Fundorten der Leichen von insgesamt acht weiteren jungen, hübschen Blondinen gerufen. In dem Maß, in dem die Zahl der Toten stieg und gleichzeitig die Spuren sich im Sande verliefen, wurde der Fall immer vertrackter und frustrierender. Der Täter war wie ein Geist: Er schnappte sich schöne Mädchen aus vollen Nachtclubs, unter den wachsamen Augen von Freunden und Überwachungskameras und eintausend Zeugen, und nie hatte jemand etwas gesehen. Warum er seine Opfer auswählte oder wie er auf sie kam, war nicht zu erkennen – es verband sie nichts, außer dass sie alle jung, blond und attraktiv waren. Nie gab es die kleinste Spur des Täters an den inszenierten Fundorten, die so grauenhaft waren, dass Manny mit ansehen musste, wie erfahrene Ermittler vor versammelter Mannschaft zusammenbrachen. Kein Tropfen Sperma. Kein einziges Haar. Kein noch so kleiner Blutstropfen, der nicht zum Opfer gehörte. Nachdem sie sich anderthalb Jahre im Kreis gedreht hatten, war die Opferzahl auf neun gestiegen, zwei wurden vermisst, und die Taskforce der Elite-Ermittler hatte immer noch keine handfeste Beschreibung von Cupido. Er war ein Phantom, das sich unter seine Beute mischte und möglicherweise sogar unter seine Häscher, wie es viele Serientäter taten. Und die besten Ermittler von Miami hatten keinen blassen Schimmer, wo sie ihn finden oder wie sie ihn aufhalten könnten.
    Dann kam es zu einer Routine-Verkehrskontrolle, die alles veränderte. Ein Frischling bei der Truppe namens Victor Chavez beendete Cupidos achtzehnmonatige Schreckensherrschaft, als er William Rupert Bantling, Vertreter für Designermöbel, wegen erhöhter Geschwindigkeit auf dem MacArthur Causeway anhielt. Die darauffolgende Fahrzeugdurchsuchung führte zu einer grausigen Entdeckung im Kofferraum: die Leiche des Models Anna Prado, einer von zwei Frauen, die noch vermisst wurden. In den nächsten Monaten setzte die Taskforce alles daran, den Fall festzuzurren, der bereits in der internationalen Presse als «Jahrhundertprozess» angekündigt wurde.
    Eine der vielversprechendsten Anklägerinnen der Staatsanwaltschaft, C. J. Townsend, leitete die Anklage. Sie war in der Major Crimes Unit und der Cupido-Taskforce von Anfang an zugeteilt worden. Verbissen und fest entschlossen arbeitete sie daran, dass Bantling wegen des Mordes an Anna Prado zum Tode verurteilt wurde, alles vor laufenden Kameras und der internationalen Presse. Erst nach Bantlings Verurteilung erfuhr Manny, unter welchem emotionalen Stress C. J. die ganze Zeit gestanden hatte. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung, aber noch bevor die Presse die Nachricht veröffentlichen konnte, hatte Bantling im vollbesetzten Gerichtssaal gebrüllt, er habe C. J. vergewaltigt, als sie noch in New York Jura studierte. Behauptet, C. J. wisse genau, dass er den Mord nicht begangen habe. Und sie habe im Cupido-Fall Beweismittel zerstört oder verschwinden lassen, weil sie ihn für das, was er getan hatte, bestrafen wolle. Und zwar mit dem Tod.
    Manny erinnerte sich an die chaotische Szene, als wäre es gestern gewesen. C. J. hatte die Behauptungen zurückgewiesen, doch sie musste vor dem ganzen Gericht ein schmerzhaftes privates Geständnis machen, das dann in alle Welt übertragen wurde: Ja, während ihres Studiums sei sie tatsächlich von einem Fremden vergewaltigt und brutal verletzt worden. Ihr Vergewaltiger sei nie gefasst worden. Nein, ihr Vergewaltiger sei nicht Bill Bantling.
    Sie hatte Manny so leidgetan, als sie dort stand, zierlich und blass und schmal, und allen erzählen musste, was irgendein Verrückter ihr angetan hatte, als er sie in ihrer Wohnung überfiel. Und die schmutzigen Details ihrer Vergewaltigung wurden über Tage hinweg in der Presse wiederholt. Die Reporter taten genau das, was Bill Bantling getan hatte, nämlich sie durchleuchteten C. J.s

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