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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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‹Alles hat seinen Preis.› Zigaretten, Drogen, Sex, Gefälligkeiten … Und das gilt auch für unsere Situation.»
    «Was schlagen Sie vor? Was wollen Sie?», warf Daria ein.
    Manny warf ihr einen Blick zu.
    «Sie kann ja sprechen.» Bantling grinste. «Ich sitze seit einem Jahrzehnt zu Unrecht hier in diesem Sarg aus Stahlbeton, vergeude meine Zeit und warte, dass ich unter der Erde lande, Miss State Attorney; ich habe nicht die geringste Lust, mich in irgendeiner Weise spendabel zu zeigen. Machen Sie sich also darauf gefasst, das staatsanwaltliche Scheckbuch rauszuholen. Ich weiß, was Sie wollen, Detective Alvarez. Ich weiß auch, dass Sie nicht zu mir kämen und um Informationen betteln würden, wenn Sie irgendeine andere Quelle hätten. Ich bin Ihr allerletzter Strohhalm. Und das sagt mir, dass Sie beide die Informationen, die ich besitze, sehr, sehr dringend benötigen. Also, holen Sie Ihre widerlichen Tatortfotos raus und sehen sich all die toten, hübschen Gesichter an, die viel zu früh ausgelöscht wurden, und dann überlegen Sie sich, was Sie für mich tun können. Dann können Sie wiederkommen, und wir reden. Aber machen Sie sich die Mühe nicht, wenn Sie kein richtig gutes Angebot für mich haben. Ich will hier raus. Dafür gebe ich Ihnen Namen. Viele, viele Namen. Genug Namen, um Ihre Behörden für Jahre auf Trab zu halten.»
    «Raus?», schnaubte Manny. «Das wird nicht passieren.»
    «Dieser Club existiert also. Immer noch?», fragte Daria aufgeregt.
    Bantling lächelte und fuhr sich mit dem Finger über die Lippen, als würde er einen Reißverschluss zumachen.
    Wie Talbot Lunders war Bantling ein gutaussehender Mann, selbst mit Ende vierzig – er hatte ein fein geschnittenes Gesicht, ein markantes Kinn, hohe Wangenknochen. Sein Haar war noch dicht, auch wenn es inzwischen mehr grau als blond war. Zwar war seine glatte Haut gelblich, weil er seit Jahren so gut wie nie die Sonne sah, und er war eindeutig dünner als damals bei der Fernsehübertragung der Verhandlung, aber er war immer noch gut in Form. Die gewölbten Oberarme, der stämmige Nacken und die schmalen Hüften waren selbst durch die Gefängniskleidung zu sehen. Für Daria hatten sein gutes Aussehen, der durchtrainierte Körper, das charmante Lächeln etwas Furchterregendes – genau wie bei Talbot Lunders. Wahrscheinlich, weil beide Männer wussten, dass gutes Aussehen entwaffnend wirkte. Sie benutzten ihre Attraktivität wie eine tödliche Waffe, indem sie in lebhaften Clubs und Bars Frauen anlockten, die ihnen ohne einen Blick zurück in ihren Wagen und ihre Höhle folgten. Auch wenn Daria sich nicht einbildete, dass gutaussehende Leute keine Verbrechen verübten, die Tatsache, dass zwei überdurchschnittlich attraktive Männer diese überdurchschnittlich brutalen, frauenfeindlichen Verbrechen begangen hatten, war verstörend. Das war sogar ihrem hyper-misstrauischen Instinkt zu viel: Beide Männer hätten jede Frau haben können. Beide Männer hatten Geld auf der Bank. Selbst Daria wäre wahrscheinlich mitgegangen, hätte einer von beiden versucht, sie in einer Bar oder einer Bibliothek aufzugabeln. Abgesehen von der Heidenangst, die ihr diese Tatsache einjagte, machte es sie auch unglaublich wütend.
    «Glauben Sie nicht, dass ich hier nächste Woche mit dem Schlüssel zu Ihrem Käfig auftauche, Mr. Bantling, nur weil ein verurteilter Serienmörder mir sagt, ich soll ihm vertrauen. Sie halten mich vielleicht für dumm, weil ich eine Frau bin, aber ich kann Ihnen versichern, ich bin nicht dumm. Sagen Sie mir, wie er funktioniert, dieser Club, sonst kommen wir überhaupt nicht wieder. Und dann können Sie die perfiden Geschichten über Ihre ehemaligen Clubkameraden Ihren Zellennachbarn erzählen. Vielleicht sind die ja interessiert. Vielleicht sind die ja so clever, mich anzurufen, damit ich mit ihnen an ihrer Haftstrafe drehe.»
    Bantlings Augen verengten sich. «Wie resolut. Detective Alvarez, darf sie auch mit Ihnen so sprechen?»
    «Sie haben gehört, was ich gesagt habe», wiederholte Daria.
    «Das sind die, die Spaß machen.»
    «Keine Lust zu reden?» Daria griff nach ihrer Aktentasche und stand auf, wobei sie hoffte, dass er nicht sah, wie ihre Knie zitterten. Sie musste hier raus. «Ich stehe nicht hier rum und lasse mich von Ihnen anstarren. Ich weiß, wer Sie sind, und ich weiß genau, wozu Sie fähig sind.»
    Bantlings bleiches Gesicht wurde dunkelrot. «Sie haben keine Ahnung, wozu ich fähig bin, Lady», zischte er.

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