Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman

Vom Netzwerk:

gezackte Blitz ist ein Symbol des Satanismus», las Daria von ihrem iPhone ab, als sie in Gainesville die University Avenue entlangfuhren, auf der sich eine College-Bar an die andere reihte, durchsetzt von Schnellrestaurants jeder vorstellbaren Sorte. Die Grundnahrungsmittel amerikanischer College-Studenten vereint auf einem neonbeleuchteten Zwanzig-Meter-Spaziergang: Bier, Big Macs, Whopper, Burritos und noch mehr Bier. «Angeblich verleiht das Symbol dem Träger Macht über andere Personen oder Objekte. Es nennt sich das ‹satanische S›. Zeus’ Lieblingswaffe war der Blitz, und in Nazi-Deutschland trug die Waffen-SS den Blitz auf ihren Jacken. Die angebliche satanische Bedeutung leitet sich aus der Bibel ab. Lukas 10,18: ‹Er sprach aber zu ihnen: Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen als einen Blitz.›»
    «Und was hat der Blitz in einem Kreis zu bedeuten?», fragte Manny.
    «Wenn der Blitz in einem Pentagramm steht, symbolisiert er Satans Lebenskraft, die in die Materie übergeht. Aber ich finde hier nichts über einen Kreis. Ich glaube nicht, dass es dasselbe ist.»
    Manny schüttelte den Kopf. «Sie haben sein Handgelenk gesehen, oder? Ich hatte ganz vergessen, dass er das Ding hat.»
    «Ich weiß nicht, Manny», entgegnete Daria skeptisch. «Die Narbe könnte auch von einem Unfall mit einem Sägemesser oder einem gezackten Dosendeckel stammen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da einen Blitz erkenne.»
    «Ich glaube nicht an Zufälle, Counselor. Wissen Sie noch, wie ich das gesagt habe? Jedes der Opfer hat einen Blitz oder eine Zickzacklinie entweder in die Haut gebrannt oder irgendwo eintätowiert, genau wie unsere Täter, und Sie lesen mir vor, dass der Blitz für Macht steht. Für mich besteht da eine Verbindung.»
    «Na gut, Sie Hellseher. Aber ich würde nicht zu viel auf das geben, was man auf die Schnelle über Google rausbekommt. Hier steht auch, dass Lady Gaga Satanistin ist, weil sie sich mal einen Blitz über das Auge geschminkt hat. Warten Sie … dasselbe gilt für Kiss, AC/DC, die Rolling Stones und Harry Potter … wow! Das wusste ich nicht.» Sie scrollte weiter. «Warten Sie … die Power Rangers und die Navy Seals tragen auch satanische Symbole.»
    «Das haben Sie alles aus Ihrem Telefon? Alle Achtung! …»
    «Sie sollten wirklich den Sprung ins einundzwanzigste Jahrhundert wagen, Detective. Ich wette, Sie haben nicht mal digitales Fernsehen.»
    «Was soll das denn sein?»
    Sie seufzte. «Sind wir bald da? Ich brauche einen Drink.»
    «Mother’s Pub», sagte Manny und fuhr auf einen Parkplatz. «Gefällt mir. In Pubs gibt es zu essen und zu trinken. Ich muss uns heute Abend noch nach Miami zurückbringen. Sind das hier Ihre alten Jagdgründe?»
    «Ich kann mich an die drei Jahre kaum erinnern, Manny. Entweder saß ich zum Pauken in der Bibliothek, oder ich war unterwegs und habe mich hemmungslos volllaufen lassen. Wo, weiß ich nicht mehr. Kann mich nicht an viel erinnern.»
    Er zog die Brauen hoch. «Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Sie irgendwas hemmungslos tun. Sie wirken immer so kalkulierend.»
    «Vielen Dank. Sie würden sich wundern. Passen Sie bloß auf, dass ich nach dem zweiten Bier Schluss mache.»
    «Einen Teufel werde ich!», antwortete er lachend, als sie den Parkplatz überquerten. Er warf einen Blick auf die Speisekarte, die neben der Tür hing, und rieb sich den Bauch. «Sehen Sie sich die Burger an, Counselor. Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich bin am Verhungern. Mir ist gerade aufgefallen, dass wir nicht zu Mittag gegessen haben.»
    «Ich habe gesehen, was den Häftlingen serviert wurde. Wir haben nichts verpasst.» Daria sah auf die Uhr. «Verdammt. Schon fast sieben. Wo ist der Tag hin?» Wenn das so weiterging, waren sie wahrscheinlich erst um vier Uhr früh in Miami. Puh. Um neun musste sie vor Gericht stehen.
    «Ich lad Sie ein, Counselor. Bestellen Sie sich auf Ihren Burger, was Sie wollen – Cheddar, Bacon, Jalapeños, das ganze Programm. Nach oben gibt es keine Grenzen.»
    «Sie wissen, wovon Frauen träumen. Bin ich froh, dass wir nur Freunde sind.»
    «Wenn Sie was Besseres wollen, kann ich mich auch auf Steak und Lobster einlassen.»
    Sie lachte. «Sie sind echt witzig.»
    «Hier gibt’s sogar Burger, die in Guinness getränkt sind, falls Sie ein paar irische Tropfen in Ihrem italienischen Blut haben. Rote Haare haben Sie ja. Ach, und nur, damit Sie’s wissen …» Er hielt ihr die Tür auf, und sie betrat das Lokal. «Wir