Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
aus Moldawien kommst? Dass sie dir einen Modeljob versprochen haben? Die Bande von diesem Cousin von deiner Freundin?«
Das hatte sie Derek alles erzählt? Offenbar hatte sie ihm noch viel mehr erzählt, als sie gedacht hatte. Und vermutlich nicht nur das … Lila schüttelte den Kopf.
»Wir brauchen einen Plan«, sagte er.
Lila blickte ihn fragend an. Er hatte einen Plan?
»Wie wir deinen Pass zurückkriegen ohne dass sie dich gleich in den Bus setzen«, sagte er. »Ich mache seit fünfzehn Jahren Erotikfotos, das läuft fast nur mit Models aus Osteuropa, glaub mir, ich kenne mich da aus.«
Lila biss sich auf die Lippen. Die Frage brannte ihr auf der Seele, aber sie traute sich nicht, sie zu stellen. Weil sie nicht wusste, ob sie die Antwort ertragen konnte. Sie schlang ihre Arme um sich.
»Und falls du dich fragst, ob wir miteinander geschlafen haben …«, sagte Derek.
Lila zuckte zusammen.
KAPITEL 78
München, Deutschland
Donnerstag, 1. August 2013, 10.19 Uhr
(zur gleichen Zeit)
Solveigh Lang saß an ihrem Schreibtisch in Paul Regens Büro und biss in eines der Sandwichs, die er vom Markt mitgebracht hatte. Nicht nur für sie, sondern für alle in ihrem Team. Offenbar war er der Ernährertyp, obwohl er selbst gar nicht so aussah. Immerhin hatten sie sich ihr Frühstück verdient, am Vortag war sie mit Eddy und Dominique um Viertel vor zwei ins Hotel zurückgefahren. Die Nächte wurden länger, weil sie kaum Erkenntnisse hinzugewannen. Die meisten Akten hatte Adelheid Auch ohnehin schon besorgt, und die neuen Körperteile, die Eddy gefunden hatte, brachten sie auch keinen Millimeter voran, alle Fälle lagen Jahre in der Vergangenheit. Es schien, als würde Paul Regen recht behalten: Jetzt, wo der Täter gelernt hatte, die Körper zu konservieren, warf er sie nicht mehr weg. Er sammelte sie. Es gab keine andere Erklärung, denn jetzt, da sie wussten, wonach sie suchen mussten, würde ihnen kein Fund mehr entgehen. Vor allem, seit Eddy ein Bulletin an sämtliche Innenministerien der Eurostaaten verschickt hatte, nach dem sie als Erste zu informieren wären. Solveigh trommelte mit den Fingern auf das schwarze Plastik neben dem Trackpad ihres Laptops. Es musste noch etwas geben. Irgendetwas übersah sie. Solveigh beschloss, es mit Paul Regens Methode zu versuchen, der assoziativen Investigation. Sie griff nach dem Sandwich und machte sich auf den Weg.
Wollen wir doch mal sehen, dachte Solveigh und wandte sich am Haupteingang nach rechts. Sie lief die Maillingerstraße hinunter und beobachtete ihre Umgebung. Wenn sie es richtig verstanden hatte, ging es darum, anhand neuer Eindrücke alte Denkmuster aufzubrechen, was immer das heißen sollte. Solveigh sah ein italienisches Restaurant auf der anderen Straßenseite und dachte an Procuratore Bonardi. Das Hotel in Neapel, die Bolzen in der Tür. Eine frittierte Pizza. Sie biss in das Sandwich. Was hatte Italien mit ihrem Fall zu tun? Ein Kopf war bei Verona an einer Autobahntankstelle gefunden worden. Das war alles, was Solveigh dazu einfiel. Es funktionierte nicht. Autos parkten zu beiden Seiten der Straße neben dem Gehsteig. Autos in allen erdenklichen Farben. Mercedes, Opel, BMW. Fuhr ihr Täter ein solches Auto? Eher nicht, weil er jemanden transportieren musste, den niemand zu Gesicht bekommen durfte. Er hatte vermutlich einen Lieferwagen oder einen Bus. Aber das war nichts Neues, diese Erkenntnis hatte schon Paul Regen in seinen Unterlagen notiert. Wirklich bahnbrechend, die assoziative Investigation, Herr Regen, dachte sie, als jemand ihren Namen rief.
»Frau Lang!«, rief Paul Regen.
Solveigh drehte sich um, als sie den Vibrationsalarm ihres Handys in der Jacketttasche spürte.
»Bleiben Sie doch einmal stehen!«, rief er.
Die SMS war von Fabio Lonzi, der sie daran erinnerte, dass es bereits Donnerstag war. Die Einladung zum Abendessen hatte sie ganz vergessen. Solveigh fluchte innerlich. Sie würde ihn vertrösten müssen. Wie immer.
Als Paul Regen sie erreichte, schnaufte er, als hätte er zehn Kilometer auf Zeit hinter sich. Dabei konnte Solveigh das Dach des LKA noch hinter den Baumwipfeln erkennen.
»Ich habe Sie gesucht«, sagte er.
»Nun haben Sie mich ja gefunden«, antwortete Solveigh.
»Ich habe uns einen Termin besorgt«, sagte Paul Regen.
»Aha«, sagte Solveigh.
»Mit jemandem von der Operativen Fallanalyse.«
»Wir haben schon einen Profiler«, gab Solveigh zu bedenken. »Von Scotland Yard. Die Videokonferenz ist um
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