Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
nützen?«
»Vermutlich spielst du einfach zu selten, Slang. Du solltest es besser wissen.«
»Jetzt mach mal halblang und rück raus mit dem, was du hast«, sagte Solveigh.
Paul Regen ahnte, dass die beiden ein ähnlich gutes Team waren, wie er und Adelheid Auch es einmal gewesen waren. Wenn auch auf vollkommen andere Art und Weise.
»Auch im Portugiesischen heißt der Läufer Bischof. Bispo.«
»Portugal liegt genau am Rand der Komfortzone«, murmelte Dominique.
Paul Regen atmete tief ein und hielt die Luft an.
KAPITEL 77
Dortmund, Deutschland
Donnerstag, 1. August 2013, 10.14 Uhr
(am nächsten Morgen)
Lila erwachte am nächsten Morgen mit Herzrasen. Sie spürte es, bevor sie in diese Welt zurückkehrte, vielleicht war es die Folge eines Albtraums, vielleicht eine Folge der pochenden Kopfschmerzen. Sie schlug die Augen auf und lag in einem fremden Bett. In weichen, weißen Daunen. Ihr Kopf drohte zu zerspringen. Was war passiert? Wo war sie? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Sie war nackt, bis auf den Slip. Die Drinks in einer Bar, seine Fragen in perfektem Englisch, ihre gestammelten Antworten. Ihm gegenüber hatte sie die Fassade fallen lassen, dass sie kein Englisch sprach. Ob es am Alkohol gelegen hatte? Lila erinnerte sich an noch mehr Drinks und an wenig danach. Eine Hand auf ihrer Schulter, auf ihrem Knie. Lila schob die Decke zur Seite, neben die andere. Es gab eine zweite Decke, das hieß…Lila wollte nicht daran denken, was das bedeutete. Mit zitternden Knien stand sie auf.
Das Zimmer war klein und hell, die Sonne schien durch eine anthrazitfarbene Jalousie. Lila bog zwei Lamellen auseinander und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie sah auf einen Innenhof mit modernen Häusern, unten zog jemand Mülltonnen über die Pflastersteine. Hatte sie …? Hatte er …? Derek hatte er sich genannt. Hatte sie es provoziert? Lila fühlte sich elend und alleine. Was war das für ein Mensch, der ihre Situation ausnutzte? Auf einem Stuhl fand sie ihre Klamotten, achtlos auf die Lehne geworfen. Als sie in ihre Jeans schlüpfen wollte, wurde ihr schwindelig, und sie ließ sich zurück aufs Bett fallen. Eine Weile lag sie da und starrte an die Decke. Es war so ein unschuldiges weißes Zimmer, in dem es passiert war. Ein schönes Zimmer, das musste sie zugeben. Als der Schwindel nachgelassen hatte, startete sie einen zweiten Versuch. Sie war noch immer wackelig auf den Beinen, schaffte es aber, das Top über den Kopf zu ziehen und die Tür zu öffnen. Schon in dem kurzen Flur roch sie frischen Kaffee. Und hörte ihn. Derek.
»Good Morning«, sagte er, als sie die Küche betrat. Ihre nackten Füße fühlten sich kalt an auf dem Holzboden. Lila sagte nichts. Derek reichte ihr einen Becher, und sie rutschte auf einen Stuhl an einem schlichten Holztisch. Das war es also, sagte sich Lila, als sie den ersten Schluck trank und das Koffein sein Wunder vollbrachte. Plötzlich wurde ihr schlecht, und sie rannte auf die Toilette. Sie erbrach sich mehrmals in das kleine Waschbecken, bis sie sich fragte, woher sie wusste, wo die Toilette war. Es klopfte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Derek.
Lila öffnete die Tür einen kleinen Spalt.
»Ja«, sagte sie und zog wieder zu. Sie drehte den Hahn auf und beseitigte die Spuren ihrer Drinks von letzter Nacht. Dann ließ sie eiskaltes Wasser in ihre Hände laufen, rieb sich über das Gesicht. Im Spiegel sah sie ihre roten Augen und die zerzauste Frisur. Der Lippenstift musste an den Cocktailgläsern hängen geblieben sein, oder … Immerhin hatte er sie hier übernachten lassen. Er hätte sie schließlich auch rausschmeißen können. Sie ging zurück in die Küche und setzte sich wortlos an den Tisch. Derek schlich sich heran. Sie roch sein Aftershave und spürte seine Hand auf ihrer Schulter.
»Hey«, sagte er. »Geht es dir besser?«
Lila nickte. Sie hätte es schlechter treffen können, er war nicht einmal unattraktiv, wenn auch etwa zwanzig Jahre älter als sie. Sie trank den heißen Kaffee in kleinen Schlucken, damit sich das Unglück nicht wiederholte. Er nahm die Hand von ihrer Schulter und setzte sich ihr gegenüber.
»Ich sollte ein Foto machen«, sagte er. »Du siehst toll aus.«
Da musste auch Lila grinsen.
»Ich erinnere mich an gar nichts«, gab Lila zu.
»Wirklich an gar nichts?«, fragte er.
»Nein. Nur an die Cocktails.«
»Auch nicht mehr, dass du mir erzählt hast, dass du keine Papiere hast und nicht weißt, wohin du gehen sollst? Und dass du
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