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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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mir wegnehmen kannst.«
    »Aber Paul, du weißt genau, dass die Ermittlungen bei den Münchener Kollegen liegen. Wenn du vorhast, eine Abordnung zu beantragen, muss ich leider …«
    »Wir werden sehen«, sagte Paul Regen und wandte sich zum Gehen.
    »Wir werden sehen«, murmelte er noch einmal, als er die Tür hinter sich zuzog. Der Lufthauch, den das Türblatt vor sich hertrieb, roch fischig. Paul Regen lächelte zufrieden und machte sich auf den Rückweg in die grüne Villa.

KAPITEL 17
Amsterdam, Niederlande
Donnerstag, 20. Juni 2013, 14.28 Uhr (am selben Tag)
    Solveigh Lang kniete auf dem Dachfirst eines Hauses im Zeeheldenbuurt hinter dem Schornstein und beobachtete das, was Eddy als ihr Ziel ausgemacht hatte. Angeblich diente das Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite als Fassade für eine Organisation, deren Kaltblütigkeit ebenso legendär war wie ihre interne Loyalität.
    »Das sollen die Leute sein, die achtzig unserer Leute abgeschlachtet haben wie Nutzvieh? Ist das dein Ernst?«, fragte Solveigh und stellte das Okular ihres Zeiss-Photoscope scharf.
    »Zweiundachtzig. Und tu nicht so, als wäre das alleine auf meinem Mist gewachsen«, hörte sie Eddy in ihrem Headset. Damit hatte er nicht unrecht, schließlich war sie es gewesen, die Eddy vorgeschlagen hatte, sich mit seinem Algorithmus auf die organisierte Kriminalität zu konzentrieren. Es hatte die Gesamtmenge an zu vergleichenden Bildern drastisch reduziert und damit auch die Rechenleistung, die sie benötigten. So hatten sie einen Treffer bei einem der Besucher des ECSB-Gebäudes am Tag des Anschlags erzielt. Ein junger Mann, der bei einem Fassadenreinigungsservice arbeitete, dessen Geschäftsführung sie wiederum durch sämtliche Datenbanken gejagt hatten. Bei der Europol, der datensammelwütigen Schwesterorganisation der ECSB, waren sie schließlich fündig geworden: Michele Vizzone galt als Mitglied der »Ehrenwerten Gesellschaft«, besser bekannt als ’Ndrangheta, die süditalienische Mafia aus Kalabrien. Aber die geschäftige Pizzeria, die Solveigh jetzt beobachtete, wollte mit ihrer Sommerterrasse und den gut gelaunten Kellnern so gar nicht ins Bild einer Organisation passen, die aus einem Van mit Maschinengewehren feuert und Menschen niedermäht. Natürlich war die ’Ndrangheta für die ECSB kein unbeschriebenes Blatt. Es waren diese supranationalen Syndikate, zu deren Bekämpfung die ECSB gegründet worden war – und ihre Erfolge sprachen für sich. Das Netzwerk von Vertrauensbeamten in den einzelnen Ländern, das Will Thater über die Jahre aufgebaut hatte, war einzigartig. Ebenso wie der juristische Kniff, der ihnen die internationale Polizeiarbeit überhaupt erlaubte. Jedes Mal, wenn Solveigh eine Grenze überquerte, wechselte sie formell ihren Arbeitgeber. Sie unterstand jeweils direkt dem Innenminister und hatte dementsprechend weit reichende Befugnisse. Im Grunde war es also kein Wunder, dass ein Syndikat versuchte, die größte Bedrohung seines Geschäfts der letzten zwanzig Jahre auszulöschen. Zwanzig Jahre offene Grenzen und zurechtgestutzte Ermittler auf Länderebene hatten Begehrlichkeiten geweckt. Es waren Privilegien, die aufzugeben äußerst schmerzhaft sein musste. Die ’Ndrangheta hatte sich mit den Falschen angelegt, wenn sie wirklich hinter den Anschlägen steckte, wusste Solveigh.
    »Lust auf die Pizza des Monats, Eddy?«, fragte sie zwanzig Minuten später.
    »Konzentrier dich lieber auf die Leute, Slang«, mahnte Eddy.
    »Krabben und Artischocken«, sagte Solveigh, »und keine Sorge, mir entgeht niemand.« Sie warf einen Blick auf ihren Laptop, der aufgeklappt neben ihr stand und jedes Bild, das sie mit dem Hochleistungsokular schoss, zu Eddy übertrug.
    »Du bist dir also sicher, was dieses Restaurant angeht, ja? Die Kellner begrüßen hier jeden Stammgast aufs Freundlichste mit Handschlag, und für mich sehen die nicht besonders zwielichtig aus.«
    »Amsterdam ist nicht gerade einer ihrer wichtigsten Märkte, aber laut den Kollegen ist das ›Scala‹ ihre Anlaufstelle hier in der Stadt. Sie haben fast überall legale Fassaden für ihre Geschäfte aufgebaut.«
    Laut dem Bericht, den Solveigh natürlich auch gelesen hatte, wurde die internationale Expansion der ’Ndrangheta als Kolonialisierung bezeichnet. Sie schufen im Ausland exakte Kopien ihrer Strukturen in Kalabrien, die streng hierarchisch gegliedert waren und deren Führungskader ausschließlich mit Verwandten besetzt wurden. Blut galt in

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