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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Spedition. Die Deutschen waren ihm recht, denn sie redeten nicht gerne und interessierten sich niemals für einen VW-Bus voll billiger Kunstgegenstände aus Portugal. Auf dem quer installierten Bett ganz hinten unter der Ladeklappe schnitt er dicke Scheiben Speck von einem großen Stück und betrachtete die Sterne am Himmel. Erst als der Schinken wieder in die Kühlbox gewandert war und er die Brotreste mit Wasser herunterspülte, warf er noch einmal einen Blick in das Skizzenbuch. Im dumpfen Schein der Parkplatzlampen sah die Frau auf seiner Zeichnung noch geheimnisvoller aus. Er fragte sich, wie wohl die echte aussehen würde, diejenige, die ihm das Schicksal zuzuspielen gedachte. Er betrachtete die Skizze der neuen Reiterin, ihren Umhang, ihre Körpersprache. Sie war gerade vom Pferd gestiegen und maß ihre Gegenspielerin. Es war ein ebenbürtiges Duell, wenn es jemals dazu kommen sollte. Ihre Haltung signalisierte Stärke, vielleicht sogar Arroganz. Würde die Echte sich schnell in ihrer Rolle zurechtfinden? Oder würde er es ihr beibringen müssen? Er starrte auf die Reiterin in seiner Hand, direkt in ihr Gesicht. Aber dort, wo ihre Augen sein mussten, lag nichts als Schatten. Die Höhle unter der Kapuze war leer. Die gesichtslose Reiterin starrte zurück, und er wusste, es würde nicht mehr lange dauern, bis er sie finden würde.

KAPITEL 19
Amsterdam, Niederlande
Samstag, 22. Juni 2013, 3.18 Uhr (zwei Tage später)
    Solveigh hörte das Bersten von Glas und das Brechen von Beton, bevor sie die Explosion gegen das Regal schleuderte. Sie spürte, wie ihre Lungen von dem Druck zusammengequetscht wurden, die Luft, die sie atmete, war heiß. Viel zu heiß. Sie kämpfte gegen den Schock und die Panik. Sie stolperte auf den Gang. Dichter Qualm schlug ihr entgegen, die Wände waren kurz davor nachzugeben. An der nächsten Ecke lag jemand auf dem Boden. Sie riss ihre Bluse auf und presste den Stoff gegen den Mund. Sie brauchte Wasser. Sie drehte den leblosen Körper um. Die Augen waren aufgerissen vor Schmerz, aus seiner Brust ragte das Stahlrohr eines Aktenschranks. Solveigh kniete sich neben ihn und streichelte seine Wange. »Will, mein Gott, Will. Was ist passiert?« Irgendwo klingelte ein Handy. Da sah sie den Schatten, der um ihr linkes Auge schlich. Jenen vertrauten Vorboten ihrer Krankheit. Der Cluster kam. Der Schatten wurde größer, aber sie wollte Will nicht alleine lassen. Sie brauchte ihre Tabletten. Der Kopfschmerz würde sie binnen Minuten handlungsunfähig machen. Aber Will durfte nichts davon wissen, niemand im Büro wusste davon. »Ich bin gleich wieder da«, sagte Solveigh und fragte sich, warum niemand an das verdammte Telefon ging. Sie drehte sich weg und kramte in der Hosentasche nach den Verapamil. Sie waren weg. Solveigh erfasste Panik. Ohne die Tabletten … Sie zwang sich zur Ruhe. Noch einmal suchte ihre Hand in der Tasche nach dem kleinen Film mit den zwei Notfallrationen. Aber der dünne Stoff zwischen ihren Fingern blieb leer. Sie brauchte das verdammte Verapamil.
    Solveigh erwachte mit der Hand in der Hosentasche. Sie schlug die Augen auf und sah den Schatten, bedrohlich groß. Sie hatte nur die Hälfte geträumt, der Cluster kam tatsächlich. Sie setzte sich auf und griff nach links, wo sie neben die provisorische Matratze ihre Waffe und die Verapamil gelegt hatte. Sie schluckte beide Tabletten auf einmal. Wo war das Wasser? Sie lief zu dem Schreibtisch mit den Computern und fand eine fast volle Flasche von Eddys Cola. Sie trank in gierigen Schlucken. Ihre Brust war feucht von den Schrecken des Albtraums. Als Solveigh die Tabletten geschluckt hatte, kehrte sie langsam in die Wirklichkeit zurück. Das Telefon klingelte immer noch. Es lag direkt vor ihr, neben dem Photoscope. Sie hatte es erst gestern Abend ausgetauscht. Die Nummer hatte sie nur einem Menschen außer Eddy gegeben. Die Raffungen des ausgeblichenen grünen Vorhangs warfen kurze Schatten vom Licht des Displays. Eine Festnetznummer aus Amsterdam. Will?, fragte sich Solveigh. Das hieß, es ging ihm besser? Sie warf einen Blick auf die Uhr: 3.22 Uhr. Wenn er so spät noch anrief, war es etwas Wichtiges.
    »Will«, meldete sich Solveigh.
    »Slang«, sagte Will. Seine Stimme klang nicht mehr brüchig, sondern kräftig und entschieden. »Macht ihr Fortschritte?«
    »Kommt darauf an, was man darunter versteht«, sagte Solveigh und trank einen weiteren Schluck Cola. Sie schob den Vorhang zur Seite und warf einen Blick auf die

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