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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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noch nicht, beruhigte sich Paul Regen. Heute ist heute, Paul. Und zum ersten Mal seit über zehn Jahren fragte er eine wildfremde Frau, ob sie mit ihm ausgehen würde. Vera würde, obwohl sie es nicht durfte. Das waren die besten Voraussetzungen für alles, sagte Paul Regen später beim Abendessen. Und er sollte recht behalten.

KAPITEL 47
Den Haag, Niederlande
Sonntag, 14. Juli 2013, 14.24 Uhr (zwei Tage später)
    Solveigh hielt mit dem Rennrad vor den beiden funkelnden Glasbauten im Binckhorst, einem Industriegebiet in Den Haag. Die gut 65 Kilometer von ihrer Wohnung in Amsterdam waren ein gutes Pensum für einen Sonntag, dessen Rest sie vermutlich in einem Konferenzraum verbringen würde. Sie warf einen Blick auf das Firmenschild: »nederlandse zuivel organisatie«, die Vereinigung der holländischen Milchbauern. Tatsächlich sahen die kleinen Türme aus Glas aus wie zwei ineinandergeschobene Tetrapaks. Ein Scherz des Architekten, den der kollektive Schwachsinn eines Bürokratengremiums abgesegnet hatte. Sie mochten vielleicht acht Stockwerke haben. Was hätte eine Milchbauernvereinigung auch viel zu organisieren?, fragte sich Solveigh. Was hatte sie überhaupt zu organisieren außer der Werbung für die Kategorie Milch, was ungefähr darauf hinauslief, Anzeigen fürs Trinken an sich zu schalten. Solveigh schloss ihr Rad an eine Säule vor dem Haupteingang und betrat die Halle.
    In einem Brunnen plätscherte Wasser über braune Steine, dahinter wuchs eine undefinierbare Blätterpflanze in die Höhe. Vor dem Aufzug, der sich in dem Zusammenschluss der beiden Türme befand, entdeckte Solveigh ein vertrautes Gesicht: Michael. Der Kollege von der Sicherheitsschleuse im Krankenhaus. Offenbar hatte Will Thater sein Schutzpersonal trotz des beinah erfolgreichen Anschlags nicht ausgewechselt. Die Begrüßung fiel kaum weniger frostig aus als damals. Was war nur mit der ECSB los?, fragte sich Solveigh, als Michael ihre Jericho kassierte und sie durch den Metalldetektor treten ließ.
    »Codewort?«, fragte ihr Kollege, nachdem der Alarm ausgeblieben war.
    »ELMSFEUER«, seufzte Solveigh.
    »Hast du die Software schon aufgespielt?«
    »Welche Software? Ich war bis vorgestern in Bukarest bei einem Fall und …«
    »Steck dein Handy hier dran«, forderte Michael und tippte einen Befehl in seinen Computer.
    »Soll das etwa unser neues Hauptquartier werden?«, fragte Solveigh und nahm das Handy mit der neuen Software in Empfang.
    Michael zuckte mit den Schultern: »Ohne die App kommst du in Zukunft hier nicht mehr rein«, sagte er.
    Solveigh schüttelte den Kopf ob der Wortkargheit ihres Kollegen.
    »Du musst sie aktivieren«, sagte er.
    »Willkommen, Agent Lang«, sagte die Stimme aus dem Telefon. »Ihr Termin wurde bestätigt. Bitte betreten Sie den Fahrstuhl.«
    »Was soll das, Michael?«, fragte Solveigh.
    »Du wirst schon sehen«, sagte er zum ersten Mal mit dem Anflug eines Grinsens.
    Die Fahrstuhlkabine war hell und wies keinerlei Steuertafel auf. Während sich Solveigh noch wunderte, setzte sich der Aufzug in Bewegung. Sie warf einen Blick auf das Display ihres Handys. Die App zeigte, dass sie sich im Fahrstuhl befand, aber nicht in welchem Stockwerk.
    Als die Kabine hielt, öffneten sich alle vier Seiten gleichzeitig. In jeder Himmelsrichtung lag ein identischer achteckiger Raum, mit grauem Teppichboden, weißen Wänden und drei Türen.
    »Bitte folgen Sie dem Pfeil«, sagte die App, und der Bildschirm zeigte einen roten Pfeil, der grün wurde, sobald sie sich in die richtige Richtung drehte. Solveigh öffnete die angegebene Tür und betrat einen kurzen Gang, zu dessen anderer Seite wiederum ein achteckiger Raum lag. Sie bog in einem 45-Grad-Winkel nach links ab. Das Gebäude ist aus Oktaedern aufgebaut, sinnierte sie, während sie die immergleichen etwa fünf Meter langen Wände betrachtete, von denen jede zweite jeweils eine Tür in der Mitte hatte. Ein Labyrinth, in dem man binnen Minuten die Orientierung verlor. Keine Wand war von der anderen zu unterscheiden, eine Beschriftung war nicht zu entdecken. Sie ahnte, was Will Thater damit bezweckte. In diesem Gebäude wäre es unmöglich, sich ohne die App zurechtzufinden. Und demnach wäre es ebenso unmöglich, hier einen gezielten Anschlag auf ein einzelnes Büro zu verüben. Nach etwa neun Gängen – Solveigh hätte nicht sagen können, ob sie mittlerweile wieder in einem Raum neben dem Fahrstuhlschacht angekommen war oder sich schon in dem anderen der beiden

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