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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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verloren war. Die stolze Reiterin, die sich auf den entscheidenden Schlag vorbereitet und in letzter Sekunde erkennt, dass sie in den Geschichtsbüchern keine Rolle spielen wird. Die junge Frau würde eine gute Reiterin abgeben. Er musste sich beeilen und die Skizzen finalisieren. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bis die Dunkelheit und die Angst und die Einsamkeit ihre Schönheit angreifen würden. Es war die Seele, auf die es ankam. Sie zu erhalten war die wahre Kunst. Er konnte sie konservieren, wenn sie jedoch zu Lebzeiten verdarb, wäre sie auf immer verloren. Er schob eine Hand unter ihr Kinn und drückte es nach oben. Sie wich seinem Blick aus. Er lächelte. Endlich hatte sie erkannt, was sein Werk bereit war zu geben, wenn man sich darauf einließ. Vielleicht suchte sie nach ihrem Platz. Es rührte ihn, dass sie so empfand.
    »Komm mit«, sagte er und legte das Skizzenbuch neben den Schemel. »Ich zeige dir, wo du stehen wirst.«
    Und dann führte er sie zum ersten Mal auf die Bühne. Der Holzboden knarzte nicht, es hatte Jahre gedauert, ihn fertigzustellen. Stunde um Stunde hatte er die Intarsien zusammengefügt, die Mooreiche poliert, sodass die kunstvollen Schnitzereien nur bei genauem Hinschauen ins Auge fielen. Er war so stolz, sie zu ihrem Platz zu führen, so stolz, dass er sie gefunden hatte.
    Als sie das Feld erreicht hatten, schürzte er die Lippen und fasste sie von hinten an der Schulter, damit nichts ihren Blick störte. Sie zitterte vor Erregung. Ihre vom Lehm des Kellers verkrusteten Haare fielen über das bleiche Ohr.
    »Gefällt es dir?«, flüsterte er.

KAPITEL 53
Dortmund, Deutschland
Donnerstag, 18. Juli 2013, 15.12 Uhr (am selben Tag)
    »Zeig mal her«, sagte Lila und schnappte Ioana die Fotos aus der Hand.
    »Hey!«, sagte ihre Freundin und riss sie im letzten Moment zur Seite. Lila fiel aufs Bett.
    »Jetzt zeig schon!«, forderte Lila sie auf und rutschte neben Ioana auf die Bettkante. Vor zwanzig Minuten hatte der schmierige Mark die Bilder ihres ersten Shootings vorbeigebracht. Die Fototasche fühlte sich noch ganz warm an, als Lila endlich einen der beiden Stapel zu fassen bekommen hatte. Sie zog die Fotos aus dem Umschlag und sah sich eines nach dem anderen an. Nach etwa zwanzig Aufnahmen hielt sie inne.
    »Fällt dir was auf?«, fragte Lila, die sich durch ihren eigenen Stapel arbeitete.
    »Keine Ahnung«, sagte Ioana. »Sie sehen irgendwie …«
    »Merkwürdig aus?«, vervollständige Lila ihren Satz. Sie langte einmal quer über ihr Bett zum Nachttisch und griff nach einer der Zeitschriften. Sie erwischte die ›InStyle‹, ein Blatt mit besonders vielen Modefotos. Lila schlug eine beliebige Seite auf und landete bei der Anzeige eines bekannten Taschenlabels. Lila legte das Magazin aufs Bett und ihre Fotos daneben.
    »Findest du, dass unsere Bilder aussehen, als könnten sie da drinnen erscheinen?«, fragte Lila.
    »Na ja, das sind ja wir.«
    »So meine ich es nicht. Schau dir die Frau doch mal an«, sagte Lila. »Das ganze Licht, wie es auf die Tasche fällt und auf ihr Bein, wie das glänzt. Und jetzt schau hier hin.«
    Lila griff nach Ioanas Fotos und zog eines aus der Mitte. Sie legte es neben ihres. Beiden waren von vorne aufgenommen, im Hintergrund war die Schrankwand des Wohnzimmers zu sehen.
    »Es sieht irgendwie … unprofessioneller aus«, stimmte Ioana zu.
    Lila blätterte durch die ›InStyle‹ und begann, Seiten herauszureißen. Sie legte sie auf den Fußboden zwischen ihre Betten und jeweils ein Foto von Mark daneben.
    »Hier«, sagte sie.
    »Und hier.«
    »Einfach nur unprofessioneller?«
    »Oder dies«, sagte sie.
    »Oder das hier. Fällt dir sonst nichts auf?«
    Ioana kniete sich neben sie und starrte abwechselnd auf die Zeitschriftenseiten und die Fotos.
    »Klar kann man das nicht vergleichen, aber …«
    »Wir sind nicht geschminkt, Ioana. Es gibt kein besonderes Licht, sondern nur die Wohnzimmerlampe, und in der ›InStyle‹ gibt es kein einziges von einer ungeschminkten Frau. Nicht eins!«
    »Du hast recht«, sagte Ioana und griff nach einem ihrer Bilder. Sie betrachtete es nachdenklich.
    Lila war noch nicht fertig. Sie zeigte auf die Fotos aus der Zeitschrift: »Hier: ein Felsen, hier: ein Strand, hier: ein Sessel.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Ioana.
    »Und bei uns? Ein Wohnzimmer!«, sagte Lila. »Ich schätze, dass die aus der ›InStyle‹ sich sehr genau überlegt haben, was da zu sehen sein soll. Mark hat uns einfach da fotografiert, wo

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