Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
vermutlich, weil sie defekt waren. Das alles waren Retouren? So viele? Paul lehnte sich an einen Betonpfeiler und biss in sein Sandwich. Pass auf, dass du dich nicht wieder verassoziierst, Paul. Eine zweite Standpauke von Adelheid Auch stand nicht auf seinem Dienstplan. Er hatte sich vorgenommen, die Ergebnisse seiner Spaziergänge nur noch dann mit ihr zu besprechen, wenn er sich wirklich sicher war.
    Einer der beiden Männer lief mit zwei Kisten in den Armen an ihm vorbei, von denen die obere bedrohlich schwankte. Paul Regen steckte sich die Ochsensemmel in den Mund und stabilisierte die rutschende Kaffeemaschine.
    »Danke«, sagte der Fahrer.
    Paul nahm das Sandwich aus dem Mund und wischte sich die Senfsauce vom Kinn: »Kein Problem«, sagte er und wollte gerade Richtung Löwengrube weitergehen, als der Mann auf dem Rückweg seinen Weg kreuzte und Paul beinah mit ihm zusammengestoßen wäre.
    »Entschuldigung«, murmelte Paul Regen im Ausweichen. Der Fahrer nickte ihm zu. Auf seinem Poloshirt war der Name der Firma aufgedruckt, für die er arbeitete: PMA Wertstoff GmbH. Paul warf die Serviette in einen Mülleimer. Von wegen Retouren, dachte Paul. Die werfen das weg. Weil sich das gar nicht mehr lohnt heutzutage, eine Kaffeemaschine zu reparieren, wenn der Kunde behauptet, dass sie nicht heiß genug brüht. Und weil das Umherfahren gar nichts kostet im Vergleich zu den Lohnkosten. Die werfen alles beim kleinsten Fehler weg, dachte Paul, als er die Kaufingerstraße überquerte. Schon von Weitem strahlte ihm die grüne Fassade der Löwengrube entgegen. Es war ihm seit jeher ein Rätsel, warum auch ein Gebäude der Polizei grün gewandet sein musste. Paul hoffte, dass die Denkmalpflege eingeweiht gewesen war. Oder musste eine Löwengrube grün sein? Noch einmal schlich sich das Ärgernis über die deutsche Wegwerfmentalität in seine Gedanken. Die Leute werfen gute Sachen bei dem kleinsten Makel weg. Sie werfen es weg, wie sie Ene Akiode weggeworfen haben. Und auf einmal wusste Paul Regen, was er den Profiler noch fragen musste: War es denkbar, dass ein stümperhaftes Tattoo für einen Serienmörder einen solchen Makel bedeuten könnte, dass er sein Ritual abbrach und das Opfer entsorgte? Weil sie nicht mehr das war, was er gesucht hatte? Weil sie mit diesem Tattoo nicht mehr seinem Beuteschema entsprach? In dem Moment, als er die Löwengrube über einen Seiteneingang am hinteren Parkplatz betreten wollte, klingelte sein Handy. Die Nummer war ihm unbekannt. Normalerweise riefen auf seinem Handy keine Unbekannten an, und Paul Regen schätzte das Unbekannte nicht besonders, noch weniger telefonisch. Für derlei war schließlich das Auswärtige Amt zuständig. Er warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte noch ein paar Minuten. Seufzend ging er ans Telefon.
    »Regen!«, meldete er sich so barsch wie möglich.
    »Hier spricht Polizeihauptmeister Tauscheck, Herr Kriminalhauptkommissar Regen.«
    »Wenn sie das jedes Mal wiederholen wollen, wenn Sie mich anrufen, bringe ich mir was zu lesen mit«, sagte Paul, möglicherweise etwas rüder, als er es beabsichtigt hatte.
    Ein Polizeihauptmeister? Er hatte den Namen noch nie gehört.
    »Jedenfalls hat der Tauscheck etwas für Sie.«
    »Das wäre ja auch noch schöner, wenn Sie mich einfach so anrufen würden«, sagte Paul Regen und biss sich auf die Lippe. Er kannte diesen Tauscheck ja gar nicht. Und dieser Tauscheck kannte ihn ebenso wenig, kam es Paul in den Sinn. Und wenn man ihre Dienstgrade berücksichtigt, könnte man vermuten, Paul Regen wollte ihn zusammenstauchen. Der Tauscheck konnte ja nicht ahnen, dass er mit jedem so redete, auch mit dem Polizeipräsidenten, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    »Entschuldigen Sie, Herr Tauscheck. Ich bin ganz Ohr.«
    »Also«, setzte Polizeihauptmeister Tauscheck an, er schien Regens barschen Ton gar nicht bemerkt zu haben, »Sie hatten ja eine Anfrage gestellt über das BKA bezüglich Spuren von Formalin, Aceton, Epoxid und so weiter bei Leichen oder Leichenteilen, nicht wahr?«
    Das hatte Paul in der Tat, und zwar schon vor einiger Zeit.
    »Sagen Sie nicht, Sie haben eine frische Leiche dazu?«, fragte Paul und befürchtete, dass es ein wenig hoffnungsfroh geklungen hatte.
    »Na ja, als frisch würde ich die Hand nicht gerade bezeichnen«, sagte der Polizeihauptmeister.
    Jetzt auch noch eine Hand, ächzte Paul innerlich.
    »Aber sie sieht fast wie neu aus«, sagte Tauscheck. Paul warf einen zweiten Blick auf die Vorwahl. 07131,

Weitere Kostenlose Bücher