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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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zog es am Bügel heraus. Der Mann lächelte.
    »Er sagt, er ist sicher, du siehst fabelhaft darin aus«, übersetze Valentina.
    Der Mann zog ein Foto aus der Innentasche seines Jacketts. Er stand auf und hielt es Lila hin. Sie roch seinen Atem und das, was seine Haare nass aussehen ließ: Pfefferminz und billige Seife. Das Bild zeigte Ioana in Lilas Kleid am Abend des Mittsommerfests. Radu musste es ihm gegeben haben. Hatte sie Ioana damit auch die Prophezeiung geliehen? Lila starrte auf das Kleid in ihrer Hand und dann auf das Foto. Und sie wusste, dass es nichts Gutes bedeutete, für diesen Mann eine Königin zu sein.
    »Er sagt, er braucht keine zwei Königinnen.« Das Wort »Königinnen« konnte Valentina kaum noch aussprechen. »Bloß eine.«
    Der Mann lächelte Ioana zu.
    »Er sagt, du wirst eine echte Königin sein«, sagte Valentina. Wieder verschluckte sie ihren Vornamen, obwohl der Mann ihn ausgesprochen hatte. Ioana lächelte zurück. Lila erschauderte. Genau wie es die alte Frau versprochen hatte, als sie ihnen das Kleid verkauft hatte. Nur dass sich das Kleid zur Erfüllung seiner Prophezeiung offenbar Ioana ausgesucht hatte. Oder war das alles Lilas Schuld?

KAPITEL 57
Heilbronn, Deutschland
Montag, 22. Juli 2013, 12.28 Uhr (am nächsten Tag)
    Als Paul Regen vom Taxifahrer vor dem Heilbronner Polizeipräsidium abgesetzt wurde, ahnte er schon, dass es ein rabenschwarzer Tag werden würde. Es war bereits nach zwei, und er hatte immer noch nichts gegessen, weil die Bäckerei am Heilbronner Hauptbahnhof eine endlose Liste an Zusatzstoffen in ihre Brötchen buk. Paul Regen war gegen Zusatzstoffe und überhaupt gegen Unnötiges im Essen, weshalb er lieber verzichtet hatte. Er nahm die Stufen zu dem denkbar hässlichsten Siebziger-Jahre-Bau seit dem Münchner Olympia-Einkaufszentrum trotzdem im Laufschritt. In dem labyrinthartigen Treppenhaus warf er einen Blick auf die Notiz des Auswärtigen Amts: Polizeihauptmeister Bernd Tauscheck, Zimmer 2405. Zweiter Stock. Paul Regen nahm den Aufzug.
    Er klopfte an die Zimmertür von Bernd Tauschecks Büro und wartete. Keine Sekunde später wurde er hereingerufen.
    »Das kann nur der Kollege Regen sein«, sagte Bernd Tauscheck. Das Erste, was Paul Regen bemerkte, waren zwei Käsebrötchen auf seinem Tisch.
    »Freut mich«, sagte Paul Regen. Er nahm auf einem Stuhl gegenüber von Tauschecks Schreibtisch Platz und beobachtete die Brötchen.
    »Bin sehr froh, dass der Tauscheck helfen kann.«
    Paul löste sich von den Verlockungen auf der Serviette. Bernd Tauscheck trug die Haare lang und einen dicken Indianerring am Finger. Er sah aus wie Pierre Brice in Uniform.
    »Wo haben Sie Ihr Pferd gelassen?«, fragte Paul.
    Bernd Tauscheck starrte ihn verständnislos an. Paul nickte in Richtung des Rings.
    »Ach so, das. Nein, ich reite nicht. Bloß eine alte Moto Guzzi«, sagte der Polizeihauptmeister und griff nach dem angebissenen der beiden Käsebrötchen. »Mögen Sie ein Weckle?«
    »Bin ich so leicht zu durchschauen?«, fragte Paul und griff nach der Semmel. Er beschloss, nicht nach den Zusatzstoffen zu fragen.
    Bernd Tauscheck fegte die Krümel in schnellen Bewegungen von der Tischplatte in seinen Mülleimer, als der Rest des »Weckles« in seinem Mund verschwand.
    »Altheimer, Enoch, wollen wir doch mal sehen«, sagte er und griff nach der obersten Akte auf dem Stapel neben seinem Telefon. Er hatte sich alles für den Termin zurechtgelegt. Wenn jetzt auch noch das Brötchen von Anfang an für Paul Regen gedacht gewesen war, wäre ihm der Tauscheck fast sympathisch.
    »Also: Altheimer Enoch, geboren 5.5.1957 in Pforzheim, war, wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt hatte, Pfarrer in Stuttgart-Sillenbuch. Dort tätig seit 1.5.1992, zuletzt gesehen am 16.12.2008, bei der Seniorenteezeit.«
    Paul Regen rechnete. Bei seinem Verschwinden dürfte er etwa neunundvierzig Jahre alt gewesen sein.
    »Woher wissen Sie denn eigentlich, dass es die Hand von Enoch Altheimer ist, die Sie gefunden haben? Sie haben doch nur die …?«
    Bernd Tauscheck warf ihm einen Blick zu, der wohl sagen sollte, dass es besser wäre, er hätte noch eine weitere Semmel eingekauft, damit endlich Ruhe herrschte. Paul hob abwehrend die Hände.
    »Vor zwei Wochen wurde sie beim Aushub für ein Neubaugebiet ausgegraben und durch puren Zufall von einem der Fahrer entdeckt, weil der nichts Besseres zu tun hatte, als in den Rückspiegel zu glotzen.«
    »Was soll er auch sonst machen, wenn er warten muss?«,

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