Aries
kannst du nichts dagegen tun. <<
>> Ich hatte nur noch nie so ein Gefühl. <<
>> Ich weiß. <<, nickte Loni mitfühlend. >> Es macht Angst … aber brauchst du nicht. Wenn er ein guter Kerl ist, wird alles gut und wenn nicht … andere Mütter haben auch schöne Söhne. Das hat jedenfalls Oma immer zu mir gesagt. <<
>> So bin ich nicht. <<, entgegnete ich leise.
>> Ich auch nicht. Schau … Ich habe auf Karl dreizehn lange Jahre gewartet. Denkst du, das war einfach? Ich wusste es tief in mir drinnen und da konnte Oma noch mehr solcher Sprüche aufzählen, es gab einfach keine andere Möglichkeit. Ich wusste, er ist es und kein Anderer. Aber ich wusste auch, dass es bei ihm so ist. Das weißt du nicht. <<
>> Ja. <<
>> Lass dir Zeit es herauszufinden. Irgendwann wirst du wissen, ob es der Richtige ist oder nicht. Und wenn nicht, tut es auch nicht weh. Du kannst weitergehen, bis du den Richtigen gefunden hast. Lass dir einfach Zeit. << Dankbar sah ich sie an. >> Möchtest du noch mehr wissen? << Ich schüttelte den Kopf. >> Gut. Dann können wir zusammen zu Abend essen, wenn du Lust hast. Willst du mir helfen? << Ich nickte erleichtert.
Als wir in der Küche mit dem Essen beschäftigt waren, kamen Oma und Karl gleichzeitig zu Hause an. Karl küsste Loni und Oma ließ sich ächzend auf einen Stuhl am großen Esstisch nieder.
Sie schimpfte was für „faule” Beamte in den Behörden säßen, weil sie derart lange im Wartezimmer zugebracht hatte. Loni versuchte, sie zu beruhigen: >> Das sind auch nur Menschen. << Oma schüttelte wütend den Kopf, doch als sie unser Grinsen sah, lächelte auch sie.
Der Tag endete mit einem gemütlichen Abendessen, mit lockeren Gesprächen und vielem Lachen. Meine Familie - ich war unendlich dankbar. Soviel Spaß hatte ich lange nicht mehr. Zufrieden räumten wir auf und danach ging ich in mein Zimmer. Die wenigen Hausaufgaben waren schnell erledigt und ich beschloss, früh schlafen zu gehen. Die Nacht verlief ruhig und am nächsten Morgen fühlte ich mich ausgeschlafen und frisch.
Die folgenden Tage vergingen ereignislos. Loni verteilte die Hausarbeit neu und auch ich bekam Aufgaben. Jetzt war ich für den Müll und das Fegen des Hofes zuständig. Es machte mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich fühlte mich gut wie lange nicht und gehörte nun vollends zur Familie. Meine Eltern waren weit weg.
Marie ging ich aus dem Weg und auch die anderen Klassenkameraden kümmerten mich wenig. Mittags saßen wir alle in der Mensa und aßen zusammen. Doch nach der Schule ging jeder seinen eigenen Weg. Mir war das nur recht.
Ich unternahm an schönen Nachmittagen, lange Spaziergänge in den Wald und der näheren Umgebung. Den Hof von Großvater mied ich. Mit ihm telefonierte ich lieber und auch Eve hatte ich oft an der Strippe. Doch lange konnte ich einen Besuch nicht mehr hinausschieben und so überredete ich an einem warmen spätsommerlichen Nachmittag, Loni und Karl zum Mitkommen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg.
Als wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, begann mein Herz zu rasen. Ich versuchte mich zu beruhigen und konzentrierte mich auf Karl, der uns seine besten Pilzstellen zeigte und ein wenig hatte ich Erfolg. Es war schön und ich sah mir bewusst, die letzten Blumen am Waldrand an und fragte nach jedem Baum, den ich nicht kannte. Karl wusste auf jede Frage eine Antwort. Loni beobachtete mich und hakte sich grinsend unter.
>> Ruhig Fränni, ruhig. <<, flüsterte sie in mein Ohr. Ich lächelte sie an. Wir waren Verbündete und das freute mich. Gelassener kamen wir am Haus von Großvater an.
Alle waren auf der Terrasse beschäftigt, um unter Anleitung von Eve, den großen Tisch und die Stühle in die Sonne zu rücken. Auch Aries war da. Als Loni ihn sah, drückte sie schmunzelnd meine Hand. Nach unserer Begrüßung, die ich vor allem ausgiebig mit Großvater vollzog, setzten wir uns.
Aries nahm den Platz mir gegenüber. Er blieb, was mich erstaunte. Ein komisches Gefühl ihn zu sehen. Einerseits - war da Freude und Glück. Andererseits - Verlegenheit und Schüchternheit, die ich so von mir nicht kannte.
Ich konzentrierte mich anfangs, regelrecht krampfhaft auf Großvater und mühte mich redlich, an der Unterhaltung teilzuhaben. Was mir nach mehreren Versuchen auch gelang. Endlich hatte ich, die in mir aufwallenden Gefühle hinuntergewürgt und konnte frei Großvaters Anekdoten lauschen, und herzhaft darüber lachen. Die Weite der Landschaft öffneten mein Herz und glückselig
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