Aries
schlürfte ich meine Schokolade.
Aries ließ mich nicht aus den Augen. Und ich versuchte, ihn nicht zu beachten. Wenn ich zu Loni schaute, zwinkerte sie mir zu. Meine Vertraute - mein Kumpan im Geheimnis. Wir saßen entspannt in unseren Stühlen und es wurde ein wunderbarer Nachmittag. Als die Sonne sich anschickte am Horizont zu versinken, verabschiedeten wir uns und ich sparte mir Aries als Letzten auf.
Seine Hand hielt meine Hand länger als notwendig fest, und ich musste ihn erst erstaunt ansehen, damit er sie losließ. Aries Augen begegneten meinen Augen und meine Hand brannte wie Feuer. Heiße Röte schoss in mein Gesicht und mit gesenktem Kopf sprintete ich Loni und Karl hinterher, die am Tor auf mich warteten. Mein Blut kochte.
Schweigend lief ich ihnen nach. Sie ließen mich in Ruhe und ich war dankbar dafür. Ich kann in nächster Zeit, unmöglich noch einmal zu Großvater gehen, dachte ich - das ist zu viel für mich. Wenn überhaupt, dann erst nach der Klassenfahrt. Das sind ganze zwei Wochen, bis dahin habe ich mich beruhigt. Ich muss mich von Aries fernhalten. Er macht mir Angst.
Zuhause erwartete uns Oma mit dem Abendessen, und wir erzählten von unserem Nachmittag. Als Karl und Loni uns eine gute Nacht wünschten, war es so weit … Ich musste mich meinen Gefühlen stellen. Das kann warten, dachte ich und duschte mehr als ausgiebig. Ich zog meine Abendtoilette in die Länge, aber ewig konnte ich es nicht hinauszögern, und als ich dann im Bett lag, kam das, wovor ich mich fürchtete.
Augen - grün wie Moos in den Wäldern und Hände - fest und sanft zugleich. Eine Stimme - fast zärtlich … aber auch zornig, wie damals bei seiner Begegnung mit Marie. Diesen Blick werde ich nie vergessen lauernd, bedrohlich - tödlich.
Unruhig wälzte ich mich herum. Unfähig an etwas anderes zu denken, als an Aries. Die Erkenntnis schlug mit aller Kraft zu. Ich war verliebt … so fühlte es sich also an. Es machte mich traurig. Es gab keinen Grund, aber es machte mich traurig.
In dieser Nacht schlief ich schlecht, wie lange nicht. Träume: Schlingpflanzen die mich ersticken wollten, Bäume die mit ihren Ästen nach mir schlugen, ein Löwe der mich jagte und ich rannte und rannte und rannte … dann fiel ich.
Schweißgebadet fuhr ich hoch und Tränen liefen über mein Gesicht. Wenn es so war, wollte ich es nicht. Ich wollte nicht verliebt sein. > Ich kann das nicht. <, jammerte ich. > Nicht jetzt. <
Erschöpft schlief ich wieder ein. Als mein Wecker klingelte, schreckte ich hoch. Der Tag begann. Einen Moment noch lag ich wach, und sowie die Erinnerungen wiederkamen, sprang ich auf und flitzte ins Bad. Aus der Küche tönte leise Musik. Oma war bereits unterwegs und hatte den Frühstückstisch für mich gedeckt - was für ein Luxus. Es freute mich und ich frühstückte ausgiebig. Meine Gedanken schweiften zur vergangenen Nacht und ich fasste einen Entschluss.
Ich werde mein Schicksal nicht herausfordern und mich zurückziehen und abwarten. Der einfachste und beste Weg für mich. Sollte Aries etwas an mir liegen, wird sich alles ergeben, so wie es sein soll. Die Gedanken brachten mir Frieden - damit konnte ich leben.
Noch eine Woche bis zur Klassenfahrt.
In dieser Woche passiert nichts und ich verhielt mich, wie an den vorangegangenen Tagen. Marie hatte eingesehen, dass ihre Gesellschaft für mich nicht erforderlich war - sie ließ mich in Ruhe.
Kein Wort - keine fragenden Blicke - nichts.
Am Freitagabend packte ich meine Tasche. Meine Kleidung war für Wandern und Bergsteigen nicht geeignet - es machte mir nichts aus. Turnschuhe, Jeans und ein paar Pullis mussten reichen. Meine dicke Regenjacke dazu und obwohl ich nicht ernsthaft glaubte, dass mir genügend Zeit blieb, steckte ich mir Bücher in den Rucksack. Dann aß ich mit Oma ein paar Brote und ging früh zu Bett.
Am nächsten Morgen als der Wecker schellte, war es noch stockdunkel. Müde schleppte ich mich ins Bad und danach in die Küche, wo meine Familie mich erwartete. Oma, Loni und Karl saßen gutgelaunt am Frühstückstisch. Oma hatte mir einen Imbiss für unterwegs zubereitet, den sie mir in die Seitentaschen meines Rucksacks steckte. Karl fuhr mich zur Schule.
Dort stand ein großer Reisebus und der Fahrer mühte sich, die übergroßen Reisekoffer in die vorgesehenen Boxen zu stopfen. Ich musste nicht lange raten, dass dieses Reisegepäck den „Elstern” gehörte. Sophie wartete am Einstieg und sammelte die Genehmigungen der Eltern ein. In meinem Fall
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