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Aristos - Insel der Entscheidung

Aristos - Insel der Entscheidung

Titel: Aristos - Insel der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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darauf konzentrieren, was im Hier und Jetzt wichtig war: nämlich die schmerzhafte Entscheidung, ob sie Aristos für immer den Rücken kehren sollte.
    Verzweifelte stützte sie den Kopf in die Hände. Wieso musste nur alles so schwierig, so aussichtslos und schmerzvoll sein? Eigentlich war sie hierhergekommen, um näher bei Nikos zu sein, um über ihn nachzudenken, doch stattdessen grübelte sie pausenlos nur über andere Dinge. Was war bloß los mit ihr?
    Plötzlich fiel ein Schatten über sie. Verwundert hob sie den Kopf und kniff von der gleißenden Sonne geblendet die Augen zusammen. Andreas!
    „Seit wann bist du denn wieder auf der Insel?“
    „Seit heute Morgen. Ich hatte einen dringenden Geschäftstermin auf dem Festland, aber …“ Aber was? Verdammt, hätte er sich doch nur besser vorbereitet! Scheinbar gelassen schob er die Hände in die Hosentaschen, während er versuchte, in Worte zu fassen, was ihm keine Ruhe ließ.
    Warum bringt er den Satz nicht zu Ende? wunderte sich Louisa. Anscheinend war es ihm unangenehm, sie hier zu treffen.
    „Wir müssen reden.“
    „Nicht heute, Andreas“, erwiderte sie ablehnend.
    „Meine Mutter hat mir erzählt, was sie zu dir gesagt hat und …“
    Oh, bitte, von dieser Intrigantin wollte sie jetzt wirklich nichts hören! „Du hast ein neues Auto“, versuchte sie vom Thema abzulenken.
    „Du darfst nicht auf sie hören. Sie …“
    „Mal wieder einen Ferrari, aber diesmal einen schwarzen. Magst du Rot nicht mehr?“ „Es geht niemanden etwas an, was du oder ich …“ „Findest du dich dafür jetzt etwa zu alt?“ Mit einem unglaublich traurigen Lächeln nahm sie den kleinen Spielzeug-Ferrari von Nikos Grabstein. Jeden Sommer hatte sie hier ein anderes Auto gefunden. Sie wusste genau, dass sie von Andreas waren, der seine Begeisterung für schnelle Autos gern mit seinem Sohn geteilt hätte, und irgendwie berührte es sie.
    „Ich hatte einfach mal Lust auf eine andere Farbe. Das ist alles“, erklärte er ungeduldig. „Würdest du mir jetzt bitte mal zuhören? Wir müssen …“
    „Du kannst ruhig zugeben, dass rote Sportflitzer etwas für übermütige junge Kerle sind und du dich eher als eleganter Mann von Welt präsentieren möchtest. Nikos ist sicher der gleichen Mei…“
    „Hör sofort auf“, brüllte er wütend.
    Erschrocken blickte sie ihn an. „W…womit denn?“
    „So zu reden. Als ob er noch lebt.“
    Mit bebenden Fingern stellte sie das kleine Auto wieder an seinen Platz zurück. Stumm biss sie sich auf die Lippe. Manchmal sprach sie tatsächlich von Nikos, als wäre er noch immer bei ihr. Aber sie fühlte sich ihm auch immer noch so nah …
    Tief Atem holend, stand sie auf. Die altbekannte Rastlosigkeit ergriff von ihr Besitz, trieb sie durch den Garten bis zu der niedrigen Mauer, die die Kapelle umsäumte. Anscheinend war es langsam wirklich an der Zeit, loszulassen!
    Wenig später stand Andreas hinter ihr und sagte leise: „Tut mir leid. Ich hatte nicht vor, dich so anzuschreien.“
    Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. Ihre innere Unruhe hatte schließlich nichts mit seinem Gefühlsausbruch zu tun. Den verstand sie sehr gut, immerhin befanden sie sich an einem emotionsgeladenen Ort.
    „Besuchst du Nikos oft?“, fragte sie leise.
    „Jedes Mal, wenn ich auf Aristos bin.“
    Sie nickte stumm. Im Gegensatz zu ihr gehörte er ja auch hierher.
    Eine ganze Weile starrte sie wortlos auf das tiefblaue Meer hinaus, bis ihre Augen schmerzten. Dann sprach sie aus, was sie seit Tagen nicht einmal zu denken gewagt hatte: „Das hier wird mein letzter Besuch auf der Insel sein.“
    „Jetzt rede keinen Unsinn“, fuhr er sie an. „Ich hab dir doch schon gesagt, dass du nicht auf meine Mutter hören sollst.“
    „Aber sie hat recht. Es ist an der Zeit, loszulassen.“ „Zeit!“, schnaubte er. „Was wir hier zurücklassen, hat absolut gar nichts mit Zeit zu tun!“
    „Du siehst das auch so?“ Erstaunt fuhr sie herum, und ein neuer Schock traf sie, als sie ihm ins Gesicht blickte. Vor ihr stand nicht der Mann, den sie erwartet hatte. Der jungenhafte Andreas, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte, existierte nicht mehr. Bisher war sie ihm ja nur im Halbdunkel der Dämmerung begegnet, jetzt aber sah sie, wie unglaublich, wie atemberaubend gut er aussah. Um seinen Mund, der sie vor ein paar Tagen noch mit so glühender Leidenschaft geküsst hatte, lag jetzt nur eiskalte Härte, und nichts in seinem Blick, ließ auch nur ahnen, dass er

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