Aristos - Insel der Entscheidung
atemlos.
„Louisa!“
2. KAPITEL
Tiefster Schmerz oder überwältigendes Glück – Worte konnten nicht beschreiben, was Louisa beim Klang seiner Stimme empfand. Krampfhaft schluckte sie die aufsteigenden Tränen hinunter und bedeckte mit der Hand ihre bebenden Lippen.
Ein sonderbarer Schimmer lag in Andreas’ Augen, er wirkte angespannt. Langsam wanderten seine Blicke erst ihren Körper hinab, dann zu den Bars an der Promenade. Schließlich stieß er wütend hervor: „Was zum Teufel soll das?“
Mit dieser Frage hatte Louisa jetzt wirklich nicht gerechnet. Was meinte er denn damit? Dass er von diesem unerwarteten Treffen ebenso geschockt war wie sie?
„Wir … wir sind gerade angekommen. Mit … mit der Fähre“, stotterte sie verwirrt.
„Das habe ich gesehen“, knurrte er. „Ich muss schon sagen: einen gut aussehenden jungen Liebhaber hast du dir da geangelt!“
Was denn für ein junger Liebhaber? Er meinte doch nicht etwa Jamie? Trotz der unangenehmen Situation, in der sie sich gerade befand, konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das ist nur mein …“, begann sie zu erklären, aber das Ende des Satzes ging im Lärm einer Gruppe Teenager unter, die direkt hinter ihnen lautstark ihre Wiedersehensfreude hinausschrien.
Kurz darauf stürmte die ganze Clique wie auf Kommando los, wahrscheinlich eine Art Wettlauf zur Strandbar, und riss Louisa fast mit sich. Verzweifelt darum bemüht, das Gleichgewicht zu halten, breitete sie die Arme aus, und … Sekunden später lag ihr Gesicht an Andreas’ muskulöser Brust, ihre Hände umklammerten krampfhaft seine Oberarme, die sich reflexartig um ihren Körper schlangen, sie festhielten und so vor einem schmerzhaften Sturz bewahrten.
Allerdings hätte sie den Aufprall auf der betonierten Straße vermutlich besser verarbeiten können! Nach Atem ringend sah sie auf, direkt in seine Augen, und ein tiefer Seufzer entfuhr ihr.
Von ihrem vertrauten, betörenden Duft völlig überwältigt, starrte er sie an, während er ihren schlanken, weichen Körper an sich presste. Großer Gott! Sie fühlte sich an, als ob sie genau hierhin gehörte! Und ein paar verrückte Sekunden lang hätte er sie am liebsten noch fester an sich gezogen und diese verführerischen Lippen geküsst. Geküsst und geküsst und geküsst.
Oder sie erwürgt!
Seine Gefühlswelt glich einer Gratwanderung zwischen Verlangen und Hass, die ihn völlig aus dem Konzept zu bringen drohte – bis ihn schließlich die eiskalte Wut packte. Was zum Teufel erlaubte sie sich eigentlich, einfach mit einem anderen Mann hier auf der Insel aufzutauchen?
„Was passiert?“, fragte er knapp und ließ sie los, als wäre sie giftig.
Mit zitternder Stimme erwiderte sie: „N… nein, alles O.k. Danke“, und versuchte hastig, sich ein paar Schritte von ihm zu entfernen. Dabei fiel sie beinahe rückwärts über ihr Gepäck, sodass er sie abermals auffangen musste.
Als er ihren schmalen Brustkorb knapp unter ihren wohlgeformten Brüsten mit den Händen umspannte, traf es ihn wie ein Blitz: sie trug keinen BH! Da kam sie doch einfach mit einem anderen Mann auf seine Insel und dann auch noch ohne BH unter diesem hautengen ärmellosen Top!
Noch immer war sie so schlank, so zart und zerbrechlich, dass er sie mühelos dominieren konnte – wenigstens körperlich. Aber das genügte ja im Augenblick.
Entweder er nimmt seine Hände von mir, oder ich werde ohnmächtig, dachte Louisa, die vergeblich versuchte, ihre Lungen endlich einmal wieder mit Luft zu füllen. Der Schock, ihren Ex so plötzlich wieder zu sehen, hatte ihr ja schon den Atem geraubt. Ihn wieder zu spüren , war definitiv zu viel!
Zwischen ihnen gab es nichts mehr. Schon lange nicht, und es tat auch absolut nichts zur Sache, dass sie ihn früher einmal für ihren Seelenverwandten gehalten hatte!
„Bitte lass mich los“, sagte sie höflich, aber bestimmt. Zu ihrer großen Erleichterung erfüllte er ihren Wunsch sofort. Als der Griff seiner Hände sich lockerte und er sie freigab, überlief ein heftiger Schauer ihren Körper.
Ein unangenehmes, spannungsgeladenes Schweigen setzte ein. Mutterseelenallein fühlte sie sich, trotz der vielen Menschen um sie herum. In einer Sprache, die sie nicht verstand, wurde lautstark gescherzt, gestritten und debattiert. Alles strömte in die Bars und Clubs an der Strandpromenade, um sich ein wenig auf Aristos zu vergnügen, ehe die Fähre wieder abfuhr. Am liebsten wäre Louisa davongerannt!
Wieso um alles in der
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