Aristos - Insel der Entscheidung
Welt hatte sie heute ausgerechnet ihrem Exmann in die Arme laufen müssen – und das auch noch im wahrsten Sinne des Wortes? Wo sie ihn doch im Leben nie, nie wieder sehen wollte? Jahrelang war sie so vorsichtig gewesen, hatte jede erdenkliche Vorkehrung getroffen, dass genau das nicht passierte und jetzt fühlte sie sich wieder so verletzlich wie damals, als …
Lieber Gott, wo bleibt nur Jamie? Und Kosta? Hilfe suchend blickte sie sich um. „Dein Lover steht anscheinend noch irgendwo Schlange“, bemerkte Andreas, dem ihr Blick nicht entgangen war, sarkastisch.
Zu ihm aufschauend, stellte sie fest, dass seine Augen sie eiskalt und mit unverhohlenem Zorn fixierten. Jetzt reichte es aber! Heiße Wut überkam sie.
„Er ist nicht mein Lover“, fauchte sie erbost. „Und wenn du mir mal eine Minute zuhören wür…“
„Ganz egal, wer er ist, hier hat er nichts zu suchen!“, unterbrach er sie mit der ihr wohlbekannten Markonos-Arroganz.
Aha, natürlich glaubte der Herr immer noch, er und seine tolle Verwandtschaft könnten über Aristos herrschen, wie Zeus über seinen Olymp! „Diese Insel gehört weder dir noch deiner Familie, Andreas“, schoss sie zurück. „Ich kann hierherkommen, wann ich will und mit wem ich will, klar? Und außerdem versuche ich dir schon die ganze Zeit zu erklären, dass dieser Mann mein …“
„Dein Top ist hochgerutscht.“
„W…was?“ Verwirrt sah Louisa an sich herab.
„Man kann deinen Bauchnabel sehen.“
Das konnte doch alles nur ein Albtraum sein! Wo zum Kuckuck blieb Jamie?
Trotz seiner unbändigen Wut zog dieser schmale Streifen zarter heller Haut seine Blicke magisch an. Unwillkürlich musste Andreas daran denken, wie er diesen kleinen runden Bauchnabel mit der Zunge erforscht und mit zärtlichen Küssen bedeckt hatte …
Mit einer hastigen Bewegung zog sie ihr Top zurecht, während er noch immer wie gelähmt auf ihren Bauch starrte. Erst der Schock, sie wiederzusehen, dann die nicht weniger schockierende Erkenntnis, dass sein Körper noch genauso auf sie reagierte wie vor fünf Jahren! In seinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Wie hatte er nur vergessen können, dass sie so atemberaubend schön war und was ihre Berührung – und sei sie noch so flüchtig – in ihm auslöste?
Auch wenn er darauf im Augenblick nicht die passende Antwort parat hatte, eins wusste er mit Sicherheit: Die brennende Hitze, die in dem Moment in ihm aufgestiegen war, als er sie von Bord gehen sah, hatte nicht das Geringste mit dem heißen Klima auf Aristos zu tun, dafür aber umso mehr mit seinem seit acht Jahren unbezwingbaren Verlangen nach ihr, seiner Frau.
Seine Frau! Die sich auf offener Straße von einem anderen umarmen ließ! Auf seiner Insel, wo jeder sie kannte und ganz genau wusste, was zwischen ihnen vorgefallen war. Wenn er doch jetzt wenigstens nur Wut verspüren würde! Abrupt wandte er sich von ihr ab.
„Sie wussten zwar, was eine Prepaid-Karte ist, aber aufladen konnten sie sie trotzdem nicht“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihm. „Muss ich wohl bis morgen warten und hoffen, dass es vielleicht in der Bank geht. Das hat man mir jedenfalls eben in der Bar geraten.“
Als Jamie den breitschultrigen Mann bemerkte, verstummte er. Besorgt beobachtete Louisa, wie die Gesichtszüge ihres Bruders erstarrten, als ihm dämmerte, wer da neben seiner Schwester stand.
„W… willst du Andreas nicht begrüßen?“, fragte sie und stupste ihn ermahnend in die Seite. Angesichts des wütenden Gesichtsausdrucks ihres Bruders schien diese Frage allerdings ziemlich überflüssig. Blieb nur zu hoffen, dass er die Drohung vorhin auf der Fähre nicht ernst gemeint hatte.
„Jamie?“ Erstaunt fuhr Andreas herum und musterte den jungen Mann einen Augenblick. Dann begann er zu lachen. „Ja, natürlich! Jamie!“, rief er und hielt ihm freundschaftlich die Hand hin.
Besorgt nagte Louisa an der Unterlippe und wartete angespannt, wie ihr Bruder reagieren würde. Die ihm angebotene Hand ignorierend, musterte er wortlos ihren Ex. Der schien zu verstehen, was in dem jungen Mann vorging, denn er trat einen Schritt auf ihn zu, die Hand weiterhin ausgestreckt.
Die Stille zwischen den beiden Männern war fast körperlich spürbar. Louisas Herzschlag beschleunigte sich. Hoffentlich spielte ihr Bruder jetzt nicht den Macho! Eine Prügelei wäre nun wirklich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte!
„Jamie …“, sagte sie eindringlich.
Langsam und
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