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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Hölzer, für die wahrscheinlich ein halber Dschungel kahl geschlagen worden ist.«
    »Und du?«
    »Ich war nur selten an Bord. Zweimal, bevor er mich in die Staaten geschickt hat.«
    »Du kannst sie verkaufen, wenn du willst. Sie gehört dir, oder?«
    »Erst an meinem achtzehnten Geburtstag. Falls ich den erlebe.« Er sagte das völlig ungerührt.
    Rosa lehnte sich zurück und horchte auf die Geräusche, die durch die Musik vom Sonnendeck zu ihnen herabdrangen. »Die da oben sehen nicht aus wie Killer, die es auf dich abgesehen haben.«
    Ein Schatten huschte über seine Züge. »Das ist das Problem mit Killern. Die sehen nie aus wie welche.« Plötzlich lächelte er wieder. »Du trinkst gar nichts.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kein Alkohol.«
    »Ich hol dir was anderes.«
    »Nein, schon okay. Ich arbeite noch an den Nachwirkungen von Fundlings Kaffee.«
    Er grinste. »Er hätte dich vorwarnen sollen.«
    »Ach was. War nett von ihm, welchen zu besorgen.«
    »Er hat dich nicht erschreckt, oder? Ich weiß, wie er sein kann. Manchmal redet er seltsames Zeug.«
    Sie wurde nicht einmal rot, als sie sagte: »Nicht mit mir.«
    Sein Blick verriet Zweifel. »Hat er dir von sich erzählt?«
    Rosa schüttelte den Kopf. »Er war nicht besonders gesprächig.«
    »Meine Mutter hat ihm das Leben gerettet.«
    »So?« Sie zog das Schirmchen aus der kandierten Kirsche und kaute auf seinem spitzen Ende herum.
    »Fundling war damals fast noch ein Kleinkind, er konnte kaum laufen. Die Männer meines Vaters haben ihn aus einem brennenden Hotel gerettet, in der Nähe von Agrigent … Natürlich waren sie diejenigen, die es überhaupt erst angezündet hatten.«
    »Natürlich.«
    »Der Hotelier hatte irgendwelche Schulden nicht bezahlt. Vielleicht hat er auch den Falschen erzählt, von wem er sich Geld geliehen hatte. Eine Menge Leute sind bei dem Feuer ums Leben gekommen, nur einen kleinen Jungen haben die Männer aus den Flammen gezogen. Das Hotel ist bis auf die Grundmauern abgebrannt, es gab keine Papiere mehr, nichts, durch das man hätte herausfinden können, zu wem er gehört hat. Alles Asche.«
    »Und niemand hat sich gemeldet? Keine Verwandten?«
    Alessandro schüttelte den Kopf. »Keiner. So wie es aussah, hat ihn niemand vermisst.«
    Sie fischte mit dem Schirm die Kirsche aus dem Glas und schob sie sich nach kurzem Zögern in den Mund. Klebrig und viel zu süß. »Merkwürdig, oder?«
    »Eigentlich nicht«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Das Ganze ist in der Zeit der großen Familienfehden passiert, jeder kämpfte irgendwie gegen jeden, überall wurde ausfahrenden Autos geschossen, ganze Sippen wurden auf offener Straße niedergemetzelt. Kinder verfeindeter Clans wurden entführt und als Geiseln genommen, um diese oder jene Ansprüche durchzusetzen.«
    Sie hörte schweigend zu und pulte sich mit der Zungenspitze Kirschstücke aus den Zähnen.
    »Wahrscheinlich war Fundling so eine Geisel«, sagte Alessandro. »Vielleicht sind seine Entführer nur auf der Durchreise in dem Hotel abgestiegen, aber eher war es wohl so, dass der Besitzer von Anfang an mit ihnen unter einer Decke gesteckt hat. Mein Vater hat damals angenommen, dass die Familie des Kindes ermordet worden war und der Kleine das nächste Opfer gewesen wäre. Der Anschlag auf das Hotel hat ihm das Leben gerettet. Die Männer brachten ihn zu uns ins Schloss, und bevor irgendwer etwas anderes entscheiden konnte, hat meine Mutter ihn in die Obhut der Dienerschaft gegeben. Sie alle haben Fundling großgezogen. Später hat er in den Garagen ausgeholfen. Er zerlegt dir in kurzer Zeit einen kompletten Motor und baut ihn wieder zusammen, in solchen Dingen ist er ziemlich gut … Seit einem halben Jahr macht er auch Botenfahrten, übernimmt Chauffeurdienste, solche Dinge eben.«
    »Und keiner hat jemals herausgefunden, wer seine Eltern waren?«
    Alessandro verneinte erneut.
    Sie stellte das volle Glas neben sich am Boden ab, bevor sie in Versuchung geraten konnte, doch einen Schluck zu nehmen. Nicht hier. Und ganz sicher nicht, solange Tano Carnevare in der Nähe war.
    Der Gedanke an ihn brachte sie in die Wirklichkeit zurück: Unwillkürlich warf sie einen Blick Richtung Salon. Und da stand er, lächelnd in der offenen Glasschiebetür, ein giftgrünes Getränk in der Hand, in Badehose und aufgeknöpftem Hemd. Eine Frauenstimme rief seinen Namen, oben auf dem Sonnendeck, aber er reagierte nicht darauf. Er erwiderte nurRosas Blick, auf dieselbe hartnäckige Art wie schon

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