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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Berges, und zu Rosas Erstaunen gab es davor einen weiten Platz, von dem aus eine schmale Straße abwärtsführte.
    »Es gibt eine zweite Anlegestelle im Norden der Insel«, erklärte Alessandro. »Dort können auch größere Schiffe vor Anker gehen, um Fahrzeuge zu verladen und so weiter.«
    Die Villa war ein weitläufiger Komplex aus mehreren Gebäuden und Anbauten. Rosa hatte ein komfortables Ferienhaus erwartet, ein Domizil für ein paar Tage oder Wochen. Stattdessen erhob sich vor ihr ein luxuriöses Bauwerk, das sie sich problemlos in den Nobelvierteln einer Großstadt vorstellen konnte.
    Weißes Mauerwerk, viel Glas, flache Dächer und eine Art Aussichtsturm, von dem aus die halbe Insel zu überblicken war. Durch die riesigen Fensterwände und Glastüren musste von den meisten Räumen aus das Meer zu sehen sein. Falls jemand sich anderswo – oder in seinem Leben – eingesperrt fühlte, dann musste ihn hier ein ungeheures Gefühl von Freiheit und Weite überwältigen. Sie begann Alessandros Mutter zu mögen, ohne ihr je begegnet zu sein.
    »Und das alles nutzt niemand mehr?«, fragte Rosa.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Keine neugierigen Segeltouristen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Auf Sizilien weiß man, wem die Isola Luna gehört. Und mit wem man sich besser nicht anlegt. Das gilt auch für die meisten Mittelmeerskipper.«
    Gegen ihren Willen beeindruckte es sie, dass ein Name eine bessere Absicherung sein konnte als Stacheldraht undMauern. Sie bekam eine Ahnung davon, wie viel einflussreicher und mächtiger die Carnevares waren als die Alcantaras mit ihrem Windradimperium.
    »Außer meiner Mutter kam zuletzt kaum noch jemand her«, sagte er und ging voraus zum Gittertor in der Mauer. Sie folgte ihm mit zwei Schritten Abstand, nicht sicher, ob sie lieber ihn oder die Gebäude betrachten sollte.
    Grillen schnarrten in der Mittagssonne, die Lavahänge zu beiden Seiten der Villa flimmerten.
    Alessandro zog einen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Quietschend schwang das hohe Tor auf.
    »Tano wollte nicht, dass wir hierhergehen«, sagte sie unvermittelt.
    Alessandro warf ihr über die Schulter einen Blick zu, in dem Zorn funkelte. Zum ersten Mal entdeckte sie etwas in ihm, das sie nicht einfach nur anziehend oder attraktiv fand, sondern aufregend.
    »Wenn Tano Einwände hat«, sagte er betont ruhig, »dann darf er gern kommen und sie in aller Form vorbringen.«
    Er wollte weitergehen, aber Rosa packte ihn am Arm. Ein feiner Schweißfilm glänzte auf seinem nackten Oberkörper, die Lichtreflexe wirkten wie Goldstaub auf Marmor.
    »Warte«, sagte sie. »Wenn du keine Angst vor Tano hättest, dann wäre ich nicht hier, oder?«
    Er presste die Lippen aufeinander. Ihre leise Hoffnung, dass sie sich geirrt haben könnte, verpuffte.
    »Ja oder Nein genügt«, sagte sie.
    Er zögerte kurz, dann nickte er.
    »Es ist wegen des Konkordats«, stellte sie fest. »Solange ich bei dir bin, werden Tano und die anderen dich nicht anrühren.«
    Noch ein Nicken. Vorsichtig.
    »Ich bin also so was wie dein Schutzengel. Mir dürfen sie nichts tun, egal, was passiert.« Diesmal wartete sie nicht aufseine Bestätigung, sondern redete gleich weiter: »Und sie wollen nicht, dass jemand erfährt, wenn sie dir etwas antun. Wenn sie dich hier auf der Insel umbringen und verschwinden lassen. Diese Typen da unten, das sind keine Freunde von Tano.«
    »Wie man’s nimmt«, sagte er. »Aber sie sind nicht die Killer, die Cesare auf mich angesetzt hat.«
    »Nicht?« Sie runzelte die Stirn. »Die Mädchen ?«
    Er nickte.
    »Alle drei?«
    »Nur die beiden, die ins Wasser gelaufen sind. Die dritte ist harmlos.«
    »Aber sie dürfen dir nichts tun, solange ich hier bin, richtig?«
    Er seufzte. »Hör mal, ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, nur –«
    »Scheiße, Alessandro!« Sie presste ihm den Zeigefinger fest auf die Brust. »Komm mir nicht mit irgendwelchem Gefühlskram. Cesare und Tano wollten dich beseitigen – das war ihr ursprünglicher Plan, hier und heute.«
    »Meine Familie ist gespalten«, sagte Alessandro. Hinter ihm flirrte das Weiß der Villa. »Die eine Hälfte steht auf meiner Seite, die andere auf Cesares. Würde bekannt, dass er mich hat ermorden lassen, würde das endgültig zum Bruch führen – und vielleicht zum Untergang der Carnevares. Er hat gehofft, es hier zu erledigen, ohne Zeugen, so dass es zumindest theoretisch als Unfall durchgehen könnte. Aber dir , einer Alcantara, darf er auf gar keinen Fall

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