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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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speicherte. Ihre alte SIM-Karte passte nicht, darum herrschte in ihrer Adressliste die gleiche Leere wie auf ihrem iPod. Alessandro und das rätselhafte Lied ersetzten die bisherigen Konstanten ihres Lebens, und auf seltsame Weise fühlte sich das nicht falsch an.
    Als sie das Fenster schließen wollte, entdeckte sie, dass sich draußen zwischen den Bäumen an der Ostseite etwas bewegte. Jemand huschte aus den Schatten der Kastanien und näherte sich dem Palazzo.
    Einen Moment später erkannte sie, dass es Zoe war. Sie trug nicht mehr das schwarze Kostüm vom Nachmittag, sondern Jeans und ein T-Shirt. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Von hier oben aus wirkte sie fast wie früher, viel natürlicher als am Flughafen und bei der Beerdigung.
    Vielleicht hatte sie nur einen Spaziergang gemacht. Oder aber sie hatte etwas zu verbergen. Einen Liebhaber, dachte Rosa amüsiert. Jemanden, der Florindas Missfallen erregt hätte. Aus einem gegnerischen Clan.
    Mit hastigen Schritten überquerte Zoe den Streifen aus vertrocknetem Gras. Sie presste ein flaches Bündel oder Paket an ihren Oberkörper, während sie hinter dem Palmenhaus aus Rosas Sichtfeld verschwand. Der gläserne Anbau des Palazzo schimmerte grünlich von innen heraus.
    Langsam zog Rosa sich wieder ins Zimmer zurück. Irgendwo im Dunkeln wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Dann war nur noch das Zirpen der Zikaden zu hören.
    Kurz überlegte sie, ob sie Zoe vor deren Zimmer abfangen sollte. Aber es ging sie nichts an, mit wem sie sich herumtrieb –oder was sonst sie dort draußen zu schaffen hatte. Rosa wollte nichts als ihre Ruhe und es war nur fair, ihrer Schwester das Gleiche zu gönnen.
    Ein, zwei Minuten lang wog sie das Handy in der Hand und strich nachdenklich mit der Fingerspitze über die winzigen Edelsteine in den Tasten.
    Sie öffnete das Menü und wählte die einzige Nummer im Adressbuch.

Fundling und Sarcasmo
    O berhalb der Böschung hielt Rosa inne und spähte hinüber zur Straße. Die Morgensonne stand noch tief hinter dem Hügel in ihrem Rücken, aber sie hatte bereits das Blau des Himmels entfacht und durchdrang die Landschaft mit einer sanften, silbrigen Helligkeit. Selbst die knorrigen Olivenbäume schienen zu leuchten, auf allen Blättern glitzerte Tau.
    Der Wagen, der sie erwartete, war keine der protzigen Limousinen, in denen die Clans zum Begräbnis des Barons erschienen waren. Eine kleine Mercedes A-Klasse stand auf dem schmalen Seitenstreifen, blaumetallic, dreitürig.
    Fundling stand in der offenen Tür, hatte die Arme auf dem Dach verschränkt und das Kinn daraufgelegt. Er blickte ihr über den Wagen hinweg entgegen und hob den Kopf, als er sie entdeckte.
    Auf dem Rücksitz stand ein schwarzer Hund, presste die feuchte Nase gegen das Glas und wedelte zaghaft mit dem Schwanz, gab aber keinen Laut von sich.
    Rosa schaute sich noch einmal nach den Wachleuten um, sah auch diesmal niemanden zwischen den Bäumen und sprang mit ein paar Sätzen die Böschung hinab. Sie trug ein schwarzes T-Shirt, Jeans und die Schuhe mit den Metallkappen. In ihrer Umhängetasche steckte ein Papiermesser von Florindas Schreibtisch. Sicherheitshalber.
    Fundling eilte um den Wagen und öffnete ihr die Beifahrertür. Weit und breit war kein anderes Fahrzeug zu sehen, nur zwei Eidechsen wechselten die Straßenseite.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    Er wich ihrem Blick aus, murmelte ebenfalls eine Begrüßung und schloss die Tür hinter ihr. Die Tasche mit ihren Badesachen legte er in den Kofferraum.
    Der schwarze Hund wedelte noch heftiger, schob aber erst den Kopf nach vorn, als sie sich umdrehte und die Hand nach ihm ausstreckte. Begeistert schleckte er ihre Finger ab und ließ zu, dass sie seinen Hals kraulte.
    »Wie heißt er?«, fragte sie Fundling, der sich hinters Steuer gesetzt hatte.
    »Sarcasmo.«
    »Hast du dir den Namen einfallen lassen?«
    »Er heißt eben so.«
    Fundling warf ihr einen flüchtigen Blick zu und sie bemerkte abermals, wie schnell sich seine Augen bewegten. Sie waren braun mit einem goldenen Schimmer. Er hatte eine breite, kräftige Nase und hohe Wangenknochen. Sein schwarzes Haar war schulterlang und seine Haut dunkler als die der meisten Sizilianer; möglich, dass er arabische oder nordafrikanische Vorfahren hatte.
    Der Hund stupste von hinten gegen ihre Schläfe und hechelte in ihre blonde Mähne. Sie drehte sich um, nahm seinen Kopf in beide Hände und wuschelte durch das Fell hinter seinen

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