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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erklärte ihr, dass der Anschluss nicht mehr existierte. Irritiert versuchte sie es erneut, mit dem gleichen Ergebnis. Sie warf das goldene Handy aufs Kopfkissen, wo es sanft landete wie in einer Schneewehe.
    Auf dem Bett lag auch die Plastikmappe mit Gaia Carnevares Dokumenten, daneben Die Fabeln des Äsop . Beides Vertrauensbeweise von Alessandro. Warum stimmte dann die Nummer nicht mehr? War ihm auf der Insel etwas zugestoßen? Aber hätte Cesare dann als Erstes sein Handy sperren lassen? Eher unwahrscheinlich.
    Sie musste sich eingestehen, dass sie beunruhigt war. Dabei hatte sie allen Grund, von ihm enttäuscht zu sein, weil er sie nur zu seinem eigenen Schutz mit auf die Isola Luna genommen hatte. Mit so etwas aber kam sie zurecht. Es war nicht ihre Art, zu schmollen, nur weil jemand nicht nett zu ihr war. Tatsächlich gab es wenige Dinge, die sie so leicht entschuldigen konnte, wie nicht nett zu sein. Schließlich bat auch sie selbst andere dafür nie um Verzeihung. Aber wieso machte sie sich um jemanden Gedanken, auf den sie eigentlich wütend sein sollte?
    Er habe sie gern, hatte er gesagt. Aber man hatte auch Hundewelpen und Meerschweinchen gern. Kein Anlass, wegen einer geänderten Telefonnummer Trübsal zu blasen. Sie war nicht mal sicher, ob sie ihn überhaupt mochte.
    Sie wählte seine Nummer ein drittes Mal. Nicht aus dem Menü, sondern jede Ziffer einzeln. Sie hatte lange genug daraufgestarrt, um sie auswendig zu kennen. Jetzt fehlte ihr eine Delete -Taste im Hirn.
    Sie hörte wieder dieselbe Ansage.
    Das Handy landete erneut im Kissen. Ungeduldig sprang sie auf, öffnete das Fenster und atmete tief ein. Der Abend roch angenehm nach Pinien.
    Unter ihr schimmerte das gläserne Palmenhaus. Die Scheiben waren von innen beschlagen. Einmal mehr fragte sie sich, welchen Zweck es erfüllte auf einer Insel, auf der Palmen im Freien wuchsen; sogar hier am Palazzo gab es einige, an der Westseite, entlang der riesigen Panoramaterrasse, wo sie bei Sonnenuntergang ihr Schattenraster über den Pool legten.
    Durch das Kondenswasser an den Scheiben des Glashauses ließ sich nichts erkennen.
    Sie entdeckte eine Bewegung hinter der Ecke und wusste sofort, dass es Zoe war.
    Ihre Schwester trat aus dem Schutz des Glashauses und überquerte den freien Streifen. Auf halber Strecke blieb sie stehen. Rosa zog sich rasch ins Zimmer zurück und konnte nicht mehr sehen, ob Zoe zum Fenster heraufschaute. Als sie den nächsten Blick hinaus wagte, trat ihre Schwester gerade in den Schatten der Kastanien.
    Rosa trug schwarze Jeans und Sommerschuhe aus Leinen, darüber eines der dunklen T-Shirts, die Zoe ihr gegeben hatte. Die Haustürschlüssel steckten in ihrer Hosentasche. Mehr brauchte sie nicht. Mit einer Taschenlampe würde sie sich womöglich verraten.
    Hastig verließ sie das Zimmer, lief durch die hohen, düsteren Flure zum Treppenhaus und gelangte wenig später durch die Hintertür in Freie. Florinda saß um diese Zeit für gewöhnlich in ihrem Arbeitszimmer, die Angestellten waren längst ins Dorf oder nach Piazza Armerina zurückgekehrt. Rosa musste nur achtgeben, dass sie nicht einem der Wächter in die Arme lief.
    Ihre Schwester hatte den Weg hangaufwärts eingeschlagen. Jenseits der Kastanienreihe reichten die Pinienwälder bis hinauf zur Bergkuppe. Auch wenn Zoe es nicht eilig gehabthatte, musste sie mittlerweile einen beträchtlichen Vorsprung haben.
    Rosa hatte sich die Stelle gemerkt, an der Zoe zwischen den Bäumen verschwunden war. Der Himmel war noch immer klar, der Halbmond spendete ein wenig Licht. Bald stieß Rosa auf einen schmalen Trampelpfad, der den Berg hinaufführte.
    Piniennadeln dämpften ihre Schritte. Der Weg wand sich an Senken und schroffen Abhängen vorbei. Kurz bevor sie die Bergkuppe erreichte, entdeckte sie ihre Schwester, ein Schatten zwischen den Baumstämmen. Zoe hatte etwa fünfzig Meter Vorsprung. Sie ging zügig, doch ohne große Eile.
    Einmal sah Rosa über die Schulter und erkannte hinter den Bäumen ein paar verlorene Lichtpunkte. Die Fenster des Palazzo. Warum hatten die Bewegungsmelder der Außenbeleuchtung nicht reagiert? Hatte Zoe sie ausgeschaltet? Und vor wessen Blicken wollte sie sich dadurch schützen? Vor Florindas? Vor Rosas?
    Zoe verschwand auf der anderen Seite des Berges und Rosa beschleunigte ihre Schritte. Noch mehr Pinien, noch mehr Schatten. Irgendwo dort vor ihr lief Zoe durch die Finsternis. Wind säuselte in den Nadeln der Bäume.
    Und dann endete der Hang so

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